Stimme aus Zimt und Honig
CAEDÉE das sind Andrés Schwarzer, Kerstin Dietrich, Jörg Baier (v.l.). Foto: Ines Wagner
Konzert in Bayrischzell
Das Jazz-Trio CAEDÉE aus München steht für eine Mélange aus Chansos, Latinoklängen, Blues, Gospel, Pop und Jazzflair. Am Tannerhof gab es ein herzliches, ehrliches Konzert und dazu noch schlückchenweise vom Mondlicht.
Sängerin Kerstin Dietrich kommt so richtig in Fahrt, wenn sie sich freigesungen hat. Dann ist sie kaum mehr zu bremsen und die Lieder sprudeln nur so aus ihr heraus. Ihre warme, volle und zugleich mädchenhaft leichte, facettenreiche Stimme nimmt die Zuhörer mit auf eine Reise durch die Sprachen und Genres. Frech wie Zaz, verführerisch wie Carla Bruni, ein Spatz von Paris – beflügelt vom Französischen, das ihr liegt, mit dem sie gekonnt kokettiert.
„Schade, dass ich so schüchtern bin!“
In der Deutschen Sprache singt sie poetische eigene Texte, die erinnerungsbeladen sind, kraftvoll und zart zugleich. Englische Songs wie „Moonlight Sipping“ korrespondieren in ironisch-harmonischer Weise mit dem riesigen orangenen Mondball, der am Himmel des Tannerhofsaales hängt. Bei den eigenen Liedern ist sie ganz in ihrem Element und die Band ist ganz bei ihr. Sie ist absolut authentisch, ehrlich, ganz sie selbst. Ihre Neuinterpretationen bekannter Titel sind hörenswert. Kerstin Dietrichs Stimme kann von Elton John bis Götz Alsmann, mit mühelosen Schlenkern zu Ella Fitzgerald und Nat King Cole. Je weiter der Abend fortschreitet, desto sicherer sind sich die Zuschauer im Saal: Hier, vor ihren Augen und Ohren geschieht ein kleines Wunder. Vom schüchternen Mädchen zur großen Stimme voller Klangweite und Kraft. Die noch recht frisch gebackene Band, die in kurzer Zeit schon eine beachtliche Anzahl von Auftritten hatte, kommt Lied für Lied in groovigere Rhythmen und frischeres Tempo, mit Humor und Mut und wachsender Unbefangenheit.
„Next Stop Las Vegas, Please!“
Begleitet wird Kerstin Dietrich von Gitarrist Andrés Schwarzer aus Venezuela, der 2014 in München nach neuen musikalischen Abenteuern suchte und auf die Sängerin und Schauspielerin traf. Schliesslich stiess noch Jörg Baier dazu, unterm Arm die Cajòn, ein Akustikschlagzeug aus Holz, ein All-In-One-Drum mit weichem Klang und harmonischer Unplugged-Akustik. Das frisch gegründetes Trio erfuhr schnell begeisterte Resonanz. Ihr Repertoire wuchs kontinuierlich. Mit den Klassikern angefangen, kamen schnell die ersten eigenen Titel dazu.
Jazz-Trio CAEDÉE – von München in die Berge
Sängerin Kerstin Dietrichs Texte sind poetisch und sinnlich, sprachlich elegant. Und auch wenn sie meint, dass sie nicht von der Liebe handeln, wie „Zimt und Honig“, tun sie es doch. Sie zeugen von herzlicher, ehrlicher Empathie. Ein Genuss für die Gäste am Tannerhof, wie sich die Stimme im Laufe des Abends entfaltet, kraftvoll wird und sicher. Die Englischen Liedtexte sind Programm. „I just try to work out how to be myself.“ Ja, da ist das Trio auf dem besten Weg. Und gefragt mit Queen: „Can anybody find me somebody to love?“ Das Publikum am Tannerhof liebte sie! Besonders für die Offenheit und Ehrlichkeit, das sympathische Lampenfieber und natürlich die kraftvolle Stimme.