Jim Knopf

Jim Knopf – von Miesbach in die Welt

Alois Pribil mit der Lokomotive Emma. Foto: RatPack Filmproduktion/Malao Film/Warner Bros.

Filmtipp der Redaktion

Im März startete in den Kinos die Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende. Einer der Produzenten ist die Malao Film aus Miesbach. Im Interview erzählen der Firmengründer Matthias Rosenberger und sein Geschäftspartner Alois Pribil über die Hintergründe und die Zukunft der Produktion.

Welche Erinnerungen verbindet Ihr mit Jim Knopf?

MR: Jim Knopf“ hat mich seit meiner frühen Kindheit fasziniert und inspiriert. Im Alter von zehn Jahren habe ich die Geschichte als Theaterstück adaptiert, mit 22 Jahren schrieb ich eine Musicalfassung. Viele Jahre später konnte ich endlich meinen Kindheitstraum umsetzen und im Jahr 2012 erwarb mein Unternehmen, die Malao Film, die Filmrechte von Deutschlands erfolgreichstem Kinderbuch, und damit begann für uns alle eine außergewöhnliche Reise.

AP: Als Kind war eines meiner Lieblingsspielzeuge meine Modelleisenbahn und mit ihr habe ich natürlich auch die Abenteuer von Jim, Lukas und Emma nachgespielt, denn „Jim Knopf“ war die Geschichte meiner Kindheit. Es hat mich fasziniert, wie Jim, Lukas und Emma alle Gefahren meistern und alle ihre Aufgaben immer ohne Angst lösen, um am Ende etwas Gutes zu erreichen.

Jim Knopf
„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Foto: Conny Klein / (c) RatPack Filmproduktion/Malao Film/Warner Bros.

Was steckt hinter diesem außergewöhnlichen Kinderbuch?

MR: Jim Knopf“ ist die Geschichte eines besonderen Kindes, das zum Helden wird. Einem Kind, das trotz großer Gefahr grenzenlosen Mut beweist und immer an eine höhere Wahrheit glaubt, egal was ihm gerade passiert. Michael Ende hat uns mit diesem Buch eine Geschichte hinterlassen, in der das Gute stets stärker ist als das Böse und er hat darin eine Welt beschrieben, in der die unterschiedlichsten Menschen harmonisch zusammenleben können. Das Buch war unter anderem eine Inspiration für die Werte, die für unser Team eine große Rolle spielen und die eine wichtige Grundlage der von Malao Film produzierten Filme darstellen.

In der Schmiedgasse in Miesbach

Was genau ist Malao?

MR: Nach meinem Filmstudium hatte ich zuerst mehrere mittelständische Unternehmen in verschiedenen Bereichen (Internet, Event, Naturschutz) aufgebaut, doch die Faszination Film hat mich nie losgelassen und so entstand im Jahr 2008 die Malao Film Produktion, deren erstes Filmprojekt der Kurzfilm „Spaghetti für Zwei“ war. Er lief sehr erfolgreich auf vielen internationalen Festivals und war mein Wiedereinstieg in die faszinierende Welt des Kinos. Mittlerweile ist die Malao Film in Deutschland, Australien und den USA als Filmproduktion vertreten.

AP: In Miesbach haben wir vor etwa drei Jahren im Haus von Heidi Madlener in der Schmiedgasse unser Büro bezogen und fühlen uns dort sehr wohl. Dieses Haus ist ein sehr kreativer Ort, und wir sind sozusagen zu unseren Wurzeln zurückgekehrt.

MR: Denn hier haben wir im Jahr 1995 den Kurzfilm „Nightfall“ gedreht, für dessen Premiere wir 1998 die Stadthalle in Miesbach gemietet und dort mit über 4.000 Besuchern die erste gleichnamige Party gefeiert haben.

Wie habt Ihr die Dreharbeiten zu Jim Knopf erlebt?

MR: Die Atmosphäre an einem Set ist immer etwas Magisches und aber gleichzeitig auch sehr Spannendes, denn hier zeigt sich, wie gut die jahrelange Vorbereitung wirklich war und wie gut die vielen verschiedenen Abteilungen letztendlich zusammenarbeiten.

AP: Es hat jedes Mal sehr viel Spaß gemacht, die Kulissen zu betreten. Im Studio Babelsberg bei Berlin wurde die Insel Lummerland aufgebaut, die Häuser von „Frau Waas“ und „Herrn Ärmel“ sowie der Bahnhof wurden dort errichtet. In den Studiohallen wurden auch das Außenportal des Palastes des „Kaisers von Mandala“ sowie das Klassenzimmer von „Frau Mahlzahn“ aufgebaut. Die Insel ist mittlerweile ein Teil der Filmtour geworden, und die Besucher können so ein Teil von Lummerland werden.

Jim Knopf
Solomon Gordon (Jim Knopf) und Lukas (Henning Baum). Foto: RatPack Filmproduktion/Malao Film/Warner Bros.

In der Morgendämmerung auf Lummerland

Alois, warst Du auch bei den Dreharbeiten dabei?

AP: Ja, ich durfte die Dreharbeiten hautnah erleben und war als Aufnahmeleiter von Jim Knopf jeden Tag am Set. Meine Abteilung sorgte für einen reibungslosen Ablauf der Dreharbeiten. Dazu gehörte auch, am Morgen die Studios aufzusperren und das Team und die Schauspieler in Empfang zu nehmen. So stand ich oft in der Morgendämmerung auf „Lummerland“ und die alte Emma plantschte im Wasser vor sich hin. Das war nur einer von sehr vielen schönen Momenten während der Drehzeit.
Ein kleines Heimspiel waren die Dreharbeiten in den Bavaria Film Studios in Grünwald bei München. Als Kind besuchte ich regelmäßig die Filmtour, schon damals war es ein großer Traum von mir, hier arbeiten zu dürfen. Und mit „Jim Knopf“ hat sich dieser Traum dann erfüllt.

Dreharbeiten in Südafrika

MR: Auch die Dreharbeiten in Südafrika waren sehr faszinierend, unsere Motive waren rund um Kapstadt verteilt. Der Strand von Kogel Bay war die malerische Küste des Kaiserreichs Mandala, die Zederberge boten Jim Knopf und Lukas einen Panoramablick auf die „Krone der Welt“, und als Wüste diente die Dünenlandschaft Atlantis Dunes. In den Filmstudios von Kapstadt konnten wir neben einem großen Wassertank für Aufnahmen mit der schwimmenden Emma auch das riesige Segelschiff aus Michael Bays Serie „Black Sails“ für unsere „Wilde 13“ verwenden.

Es hieß, dass dieser Film das teuerste Projekt war? Was war so teuer? Woher habt ihr das Geld?

MR: Wir hatten enorm viele Szenen mit Visual Effects, große Studiobauten und vor allem viele Drehtage, um das bekannte Kinderbuch so originalgereu wir möglich auf die Leinwand zu bringen. Das Geld kam zum von Filmförderanstalten, von Warner Bros. Deutschland sowie von Koproduzenten und privaten Investoren, denen wir sehr dankbar für ihr Vertrauen sind. Aber viel wichtiger als die Budgethöhe ist es, eine relevante Geschichte zu erzählen. Denn ich bin überzeugt davon, dass gute Geschichten die Welt verändern können. Und besonders Michael Ende hat Werke geschaffen, die unsere Phantasie anregen und uns immer wieder dazu auffordern, ein besserer Mensch zu werden und die Welt zum Besseren zu verändern. Ohne die Geschichten von Michael Ende wäre unsere Welt ein gutes Stück ärmer und er selbst hat einmal gesagt, „die Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit“.

Anleitung zum Leben

AP: Das finde ich eine sehr spannende Vorstellung. Wir haben somit jede Sekunde die Möglichkeit, dieser Geschichte eine neue und positive Richtung zu geben. Michael Ende hat seine Werte und seine Weltansicht in seine Geschichten einfließen lassen. Er hat dem Leser ohne erhobenen Zeigefinger eine Art Rezept hinterlassen, wie er die Welt zum Guten verändern kann. Eine bessere Anleitung für das Leben kann es gar nicht geben.

Jim Knopf
Lokomotive Emma. Foto: RatPack Filmproduktion/Malao Film/Warner Bros.

Wie ist es Euch gelungen diese großartigen Schauspieler für den Film zu gewinnen?

MR: Der Name Jim Knopf hat in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von rund 80 Prozent. Deshalb war es kein Wunder, dass fast alle unsere Schauspieler das Buch kannten und sich freuten, bei so einem außergewöhnlichen Projekt dabei sein zu können. Der Name „Jim Knopf“ in Verbindung mit dem Autor Michael Ende hat sehr viele Türen geöffnet, was uns bei der Entstehung des Films enorm geholfen hat.

Wie geht es euch jetzt nach den guten Kritiken?

MR: Natürlich freuen wir uns, dass der Film beim Publikum gut ankommt und die Besucher mit guter Energie das Kino verlassen. Viel wichtiger aber ist, dass die Menschen durch den Film inspiriert werden und ihr Leben vielleicht in eine neue Bahn lenken. Denn der Film zeigt uns indirekt die unendlichen Möglichkeiten, die das Leben bereithält. Er kann verborgene Wünsche auslösen, uns auffordern ehrlich und mutig zu sein oder auch einfach nur dankbar für die kleinen und großen Geschenke des Lebens. Ein Film hat die Kraft, Millionen von Menschen zu inspirieren, dass sie ihrem Herzen und ihrer Intuition folgen und vielleicht auch ihr inneres Kind wiederfinden. Wenn jeder den Mut hätte, sich für gute Werte und eine positive Veränderung einzusetzen, kann sich daraus eine enorme Kraft entwickeln, welche die ganze Welt verändern kann. Das ist ja auch der Ansatz, den wir mit unseren Filmen bei Malao Film verfolgen.

„Jim Button“

Wie geht es jetzt weiter?

MR: Wir werden neben einigen anderen spannenden Filmen die inspirierende Geschichte von „Jim Knopf“ und „Lukas“ auch auf die internationale Leinwand bringen und sie mit großen internationalen Schauspielern verfilmen. Dabei sein wird auch die Oscargewinnerin Shirley MacLaine, die den Drachen „Frau Mahlzahn“ spielen wird. Die Szenen mit ihr haben wir bereits vor einiger Zeit in den Fox Studios in Sydney gedreht und sie bilden den Grundstock für „Jim Button“. Derzeit befinden wir uns kurz vor der Vorproduktion für diesen internationalen Film.

AP: Hier wird dann auch entschieden, mit welchen Schauspielern wir arbeiten werden, wer Regie führt und wo die Dreharbeiten stattfinden. Unseren Hauptdarsteller „Jim“ wollen wir in Afrika finden. Dazu planen wir gerade eine Casting-Tour durch acht afrikanische Länder, wozu uns auch der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu seine Unterstützung zugesagt hat. „Jim Button“ wird mehr als ein Film werden, denn wir wollen dazu beitragen, die Welt positiv zu verändern.

Mut zur Phantasie

MR: Deshalb haben wir auch vor kurzem zusammen mit 10 außergewöhnlichen Menschen die „Jim Button Foundation“ gegründet. Sie ist eine gemeinnützige Stiftung, die das Ziel hat, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Die Weltanschauung von Michael Ende und seine Werte sind die Grundpfeiler dieser Stiftung. Wir wollen Michael Ende’s Werte mit zwei wesentlichen Botschaften in die Welt hinaustragen: „Finde deinen eigenen Weg im Leben“ und „Hilf anderen“.
Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Phantasie zurück in das Leben der Menschen zu bringen und gleichzeitig jenen Menschen zu helfen, die unsere Hilfe am dringendsten benötigen. In diesem Sinne haben wir mit der Stiftung als erste Aktion die „Mut zur Phantasie Kampagne“ ins Leben gerufen.

AP: Unsere Spendengelder gehen hierbei nach Afrika, wo wir sehr eng mit sozialen Partnern wie der gemeinnützigen Initiative „Learning Lions“ von Prinz Ludwig von Bayern, der „Auma Obama Foundation Sauti Kuu“ sowie dem internationalen Kinderhilfswerk „Plan International Deutschland“ zusammenarbeiten.

Beitrag zur Bildungsarbeit in Afrika

MR: Mit einer Spende ab einem Euro kann jeder Teil der Kampagne werden und sein persönliches Zeichen setzen. Dafür erhält er über unsere Seite www.mutzurphantasie.de nicht nur einen digitalen Knopf, sondern leistet einen wirklichen Beitrag, um gezielte Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche in Afrika zu fördern. Dabei steht ein Knopf für Zusammenhalt, der Unterschiedliches miteinander verknüpft. Auch die beiden Seiten, die ein Knopf hat, haben für uns symbolischen Charakter. So steht seine sichtbare Vorderseite für die Außenwelt, die unsichtbare Rückseite für unsere Innenwelt. Die vier Löcher im Knopf kennzeichnen die entscheidenden Werte: Freude, Wahrheit, Dankbarkeit und Vertrauen. So ist unser Knopf ein Symbol für das Gute und für den Willen, eine bessere Welt zu erschaffen.

AP: Mit Jim Knopf als Vorbild möchten wir damit den jungen Menschen in Afrika die Möglichkeit geben, auf ihr Herz zu hören und ihren Träumen folgen zu können.

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