Tiefsinnig, spannend und witzig – Fools-Ensemble mit neuem Stück
Korbinian Langl (Jim Knopf) und Alois Böhm (Lukas). Foto: Kultur im Oberbräu
Theater in Holzkirchen
Ist ein Untertan wichtiger als eine Lokomotive? Existiert ein Mensch ohne Ausweis? Warum hat man am meisten Angst vor dem Unbekannten? Wird ein Drache weise, wenn er bezwungen, aber nicht getötet wird? All diese Fragen wurden gestern unterhaltsam vom Fools-Ensemble beantwortet.
„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist weltweit eines der beliebtesten Kinderbücher. Autor Michael Ende hat auch hier seinen ganzen Reichtum an Fantasie eingebracht. Und Regisseurin Lydia Starkulla gelang es, das umfangreiche Werk auf knapp eineinhalb Stunden zu komprimieren, so dass die gestrige ausverkaufte Premiere für Kinder ab fünf Jahren lustig und spannend bis zum Ende blieb.
Natürlich mussten dafür einige Figuren gestrichen werden, aber das tut dem Ganzen keinerlei Abbruch. Die Geschichte um Jim Knopf, der in einem Karton auf der Winziginsel Lummerland abgeliefert wird und seinem Freund Lukas, dem Lokomotivführer, die sich miteinander auf große Abenteuerreise begeben, wird für Kinder und Erwachsene gleichermaßen tiefsinnig und witzig erzählt.
Korbinian Langl spielt Jim neugierig, aufmerksam und glaubwürdig in seinem Bestreben, das Geheimnis seiner Herkunft zu erfahren. Der gutmütige und patente Lukas wird von Alois Böhm authentisch und zuverlässig wiedergegeben. Detlef Dauer darf sein komödiantisches Talent als König Alfons der Viertel vor Zwölfte ausleben. Aber nicht nur das, der Regierungschef macht sich auch ernsthaft Gedanken zum Thema Bevölkerungswachstum.
Detlef Dauer als König. Foto: Monika Ziegler
Ulrike Jochem ist nicht nur die liebenswürdige Frau Waas und Ersatzmama von Jim, sondern auch der beflissene chinesische Türhüter mit Pokerface und Trippelschritten. Auch Andrea Beier hat zwei sehr unterschiedliche Rollen zu spielen. Als Herr Armel erzeugt sie herzliches Gelächter bei den Kindern, als sie das Eis und die Schneekugel verwechselt und an letzterer leckt. Und als Frau Mahlzahn ist sie der ganz böse Oberdrache, der sich dann aber auf seine Verwandlung zum Goldenen Drachen der Weisheit freut.
Als Marionettenspielerin glänzt Judith Heimerl. Ping Pong als Puppe darzustellen ist einer der vielen geschickten Regieeinfälle. Großes Gelächter bei den Kindern, als sie Jim und Lukas gezuckerte Regenwürmer, 100 Jahre alte Eier oder gar panierte Pferdeäpfel zum Essen anbietet. Sie ist aber auch der Halbdrache Nepomuk, der sich fürchterlich ärgert, dass die beiden Reisenden keine richtige Angst vor ihm haben und der gar wichtig mit der Fliegenklatsche wedelt, um Frau Mahrzahn im Zaum zu halten.
Frau Mahlzahn (Andrea Beier) hinter Gittern. Foto: Monika Ziegler
Auch vor Tur Tur haben Jim und Lukas keine Angst, dem Scheinriesen, der nur in der Ferne riesig wirkt. „Keiner hat sich die Mühe gemacht, mich näher kennen zu lernen“, sagt Jochen Geipel dankbar zu den beiden Besuchern, die Tee und Kekse mit ihm teilen. Er ist auch, perfekt in der Maske, der Kaiser von China, der Kummer um seine entführte Tochter Li Si hat. Aber es gibt ja als Retter Jim und Lukas. Und so kommt mit der blütenblattgleichen Prinzessin (Julia Quaderer) natürlich alles zu dem bekannten guten Ende.
Zur gelungenen Inszenierung tragen nicht nur die flotte Regie und die sehr guten schauspielerischen Leistungen aller Mitwirkenden, sondern auch das stimmige Bühnenbild und die opulenten Kostüme (Ingrid Huber und Lydia Starkulla) bei. Ein für die ganze Familie empfehlenswerter Theaternachmittag.
Dem siebenjährigen Arthur gefielen am besten die Prinzessin und Jim Knopf, „oder aber eigentlich alle“, und der 11-jährige Emil fand alle „cool“, aber am besten Nepomuk, den Halbdrachen und König Alfons in den roten Strümpfen. „Und die Spielzeuglokomotive fand ich auch cool“, fügt Arthur hinzu. Aber natürlich gibt es auch die echte Lokomotive namens Emma auf der Bühne, schließlich dreht sich alles um sie.