Des is übahaupt ned lustig, jetzt wirds mörderisch!
Helmut Sinz, Jörg Steinleitner, Victoria Mayer (v.l.) in Waakirchen. Foto: Ines Wagner
Kriminalistisches Hörspiel-Kabarett mit Musik auf der Kleinkunstbühne? Hört sich nach verrückter Vielfalt an, nach Krimi-Klamauk, schrägen Charakteren und noch schrägeren Tönen. Genau das ist Jörg Steinleitner mit seiner Live-Inszenierung „Maibock“.
Szenische Krimilesung in Waakirchen
Frau Frankenstein, es geht um Mord!
Gemeinsam mit der Schauspielerin Victoria Mayer und dem Musiker Helmut Sinz bildet Steinleitner ein geniales, gefeiertes Krimi-Trio. Es ist bereits der fünfte Fall seiner Polizeihauptmeisterin Anne Loop, die sich durch Scharfsinn und eine gewisse rheinische Schnippischkeit Gehör verschafft unter den Einheimischen aus dem Tegernseer Tal. Da darf sie schon des Öfteren mal die Augen rollen, angesichts der himmlischen Einfalt von Kollege Sepp Kastner und Kurt Nonnenmacher, ihrem Chef.
Victoria Mayer, die eigens für diesen Abend aus Berlin nach Waakirchen gereist ist, mimt hinreißend die hochdeutschsprachige Polizistin, die als Einzige im Ermittlungschaos kühlen Kopf und Überblick bewahrt. Genauso herrlich aber haucht sie auch dem betrunkenen Verdächtigen Schorsch, dem koksenden Country-Cowgirl Janet Lollipop und deren Managerin Irmi Frankenstein Leben ein, mindestens erstere vermutlich verwickelt in den Mordfall Gerry Adamo. Dessen Leiche schwamm hinter einem Schiff der Tegernseer Schifffahrt hinterdrein, angeleint. Der Tote im Nadelstreifenanzug war Banker und Mitglied im Wallbergler Trachtenverein. Also stellt sich für die Ermittler die Frage: Schuhplattler-Verschwörung der Trachten-Mafia oder doch nur ein Beziehungsmord?
Da Tote hod sich seibsd daschossn?
Zur ersten Leiche gesellt sich natürlich alsbald eine weitere. Jörg Steinleitner und Victoria Mayer lesen, singen, jodeln sich durch die fortschreitende Handlung, dass es eine wahre Freude ist. Denn die kleine Welt im Tegernseer Tal wimmelt von kuriosen Gestalten, die befragt, beschattet und verhört werden müssen. Jörg Steinleitners farbenfrohes Faible für aberwitzige Namen und schräge Figuren kommt in der szenischen Lesung aufs Schönste zur Geltung.
Sein Talent als Dialekt- und Stimmenjongleur ist unschlagbar. Ja, man meint, einen Steinleitner-Krimi müsse man unbedingt HÖREN, nicht einfach nur still auf dem Sofa lesen. Die Handlung lebt nicht von der Spannung, sondern von Steinleitners Humor und davon, dass seine Gestalten so unbeholfen wie witzig sind, bauernschlau, hinterhältig und zugleich liebenswert. Wer Dialekte und deren Persiflagen mag, kommt voll auf seine Kosten.
Ritsch-Ratsch, irgendwann fällt der Maibaum
Und nicht zu vergessen: Dann geht es eben noch um den hinterhältigen Maibaumklau, das Ehre-Gerangel zwischen den Wallberglern und den Leonhardstoana Trachtlern. Dieses Ritsch-Ratsch zieht sich musikalisch wie ein rotes Band durch den Abend, genau wie die Säge und die Klangexperimente des Helmut Sinz. Der Akkordeonist und Komponist hat ein ganzes Arsenal mitgebracht und die Bühne vollgestellt mit bunt zusammengewürfelten Instrumenten und Kuriositäten zur Geräuscherzeugung und szenischen Begleitung des fortschreitenden Kriminalfalles. Gemeinsam singen die drei herrlich absurde Lieder, begleitet von Sinz am Akkordeon. Das ist Krimi-Klamauk vom Feinsten!
Helmut Eder von der Kleinkunstbühne Waakirchen hat mit dem Trio eine gelungene Veranstaltung nach Waakirchen geholt. Steinleitner & Co. waren vor anderthalb Jahren schon einmal da. Und wer weiß, vielleicht kommen sie ja wieder, mit Anne Loops sechstem Fall.