Johanni und Siebenschläfer
Johannisfeuer in Roggersdorf. Foto: Monika Ziegler
Die Johannisfeuer in der Region haben Tradition. Gut beraten waren die Organisatoren, die das Fest wirklich auf den Johannestag, den 24. Juni, gelegt hatten. Wie in Roggersdorf, wo sich bei strahlender Sonne eine Vielzahl von Gästen tummelte.
Das Johannisfeuer hat einen doppelten Ursprung. In vorchristlicher Zeit war das Sommersonnwendfeuer am 21. Juni ein heidnischer Brauch, der den Beginn des Sommers in der kürzesten Nacht des Jahres feierte. Damit sollte die Sonne verehrt werden und das Feuer soll böse Dämonen vertreiben und die Menschen vor Vieh- und Ernteschäden bewahren.
Später indes übernahm die christliche Religion den alten Kult und wandelte ihn zu Ehren Johannes des Täufers um, der am 24. Juni geboren wurde. Exakt sechs Monate Differenz also zur Geburt von Jesus Christus. Bereits im Mittelalter versuchte die Kirche, den alten Brauch zu christianisieren. Unter den Nationalsozialisten wurde der alte Kult für ideologische Zwecke missbraucht. Heute ist das Johannisfeuer ein schöner Anlass zum geselligen Beisammensein.
Spargelsilvester
Verbunden mit dem Ritus indes sind einige alte Bräuche. So soll das Springen über das Feuer Reinigung und Fruchtbarkeit bringen, auch eine baldige Ehe sei in Sicht, wenn man zu zweit hinüber springt.
Der Johannestag wird auch als Spargelsilvester bezeichnet, weil am 24. Juni zum letzten Mal Spargel gestochen werden soll. So haben die Pflanzen genügend Zeit, Kraft fürs nächste Jahr zu sammeln. Dasselbe gilt für Rhabarber, hier aber liegt der Grund darin, dass nach Johanni zu viel Oxalsäure im Rhabarber produziert wird.
Andererseits beginnt jetzt schon die Ernte mancher anderer Feldfrüchte. Und es soll der letzte Termin für die Heuernte sein. Das war allerorten in der Region am Donnerstag und Freitag sichtbar, die Landwirte fuhren eifrig ihr Heu ein. Das Johanniskraut, ein pflanzliches Mittel für psychische Erkrankungen, erblüht exakt in dieser Zeit.
Die Johannisfeuer, die im Alpenvorland und in Tirol am Berg entzündet werden, haben ihren besonderen Reiz. Ob am Hirschberg oder am Kampen, hier oben lässt sich der Brauch, ob heidnisch oder christlich, intensiv genießen.
Christliche Legende
Aber auch die vielen Menschen, die sich in Roggersdorf trafen und am Feuer erfreuten, genossen die Gemeinschaft. Jetzt werden die Tage wieder kürzer, auch wenn es bisher nur kurzzeitig Sommer war und man nur wenige laue Sommerabende im Freien verbringen konnte.
Zudem war gestern Siebenschläfer und eine alte Bauernregel sagt: „Regnet es am Siebenschläfertag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag.“ Interessant ist es zu wissen, dass der Name des Tages nichts mit dem Nagetier gleichen Namens zu tun hat, sondern mit einer christlichen Legende, nach der sich sieben Brüder bei der Christenverfolgung im Römischen Reich in einer Höhle versteckten und exakt 200 Jahre später wieder erwachten.
Aufgrund der gregorianischen Kalenderreform entfällt aber heute der Siebenschläfertag, der das Wetter für die nächsten sieben Wochen bestimmen soll, auf den 7. Juli. Also freuen Sie sich nicht zu früh, dass es gestern im Oberland nicht regnete. Dass aber die Tage kürzer werden, das ist gewiss.