Gipfeltreffen am Tegernsee
„David Göttler – Everest ohne Sauerstoff“ von Regisseur Tom Dauer läuft zum Jubiläum „70 Jahre Erstbesteigung Mount Everest“. Foto: Tom Dauer / BR
Filmfestival am Tegernsee
Das Bergfilm-Festival Tegernsee feiert vom 18. bis 22. Oktober sein 20-jähriges Bestehen mit 65 Filmen aus 28 Ländern und einem Rahmenprogramm. Neben zahlreichen Filmschaffenden sind auch berühmte Bergprotagonisten zu Gast, unter ihnen die deutschen Ausnahmebergsteiger Robert Jasper und David Göttler, die Präsidentin des Schweizer Bergführerverbandes Rita Christen sowie Bergfilm-Legende Gerhard Baur. Eine prominent besetzte Jury vergibt zahlreiche Preise, unter anderem den begehrten Großen Preis der Stadt Tegernsee.
Spektakulär in Szene gesetzt oder behutsam erzählt. Mal ist der Berg Hauptdarsteller, mal sind es die Menschen, die ihn sportlich bezwingen oder im Einklang mit der Natur leben. Mal sind es die Tiere und manchmal die Legenden, die sich um die Berge ranken. Die Themen beim Bergfilm sind so vielfältig wie die rund 160 Filme, die in diesem Jahr wieder aus der ganzen Welt eingereicht wurden.
Dass es in den Bergen auch um Leben und Tod geht, rekonstruiert der Film „Todesfalle Haute Route“. Foto: Frank Senn / SRF, SRG SSR, Servus TV, arte
Etwa 30 Filme laufen während des Festivals täglich in den vier Kinosälen und im eigens aufgestellten Festivalzelt auf der Point, in dem 400 Menschen Platz finden. Neue Trends im Bergfilmgenre wie beim Bergsport, aber auch wichtige gesellschaftliche Themen rund um Natur und Bergwelt stehen im Vordergrund. Zugleich bietet das Jubiläum die Gelegenheit zur Rückschau auf die Anfänge des beliebten Festivals. Es wurde von Otto Guggenbichler vor 20 Jahren ins Leben gerufen, der sich Michael Pause ins Boot holte, den langjährigen BR-Redakteur der Sendung Bergauf-Bergab und heutigen Festivaldirektor. Dieser verspricht: „Wir haben dieses Jahr wieder hervorragende Filme und so manche Überraschung im Wettbewerb.“
Dokumentarfilmer Karsten Scheuren, Festivalleiter Michael Pause (digital zugeschaltet), Kulturmanagerin Birgit Halmbacher und Bürgermeister Johannes Hagn (v.l.) beim Pressegespräch zum 20. Bergfilm-Festival. Foto: Der Tegernsee
Bürgermeister Johannes Hagn betont die Bereicherung für Tegernsee durch das von der Stadt ausgerichtete Non-Profit-Festival, das Filmschaffenden abseits des Mainstreams eine Plattform bietet. Den Reiz für die Gäste sieht er in den speziellen, teils brandneuen Filmen und der Möglichkeit des Austauschs vom Publikum mit den Filmern und Bergprotagonistinnen. Zu den großen Highlights gehören etwa die prominent besetzten Themenabende.
Starke Frauen und Retrospektiven
Beim Bayern 2-Abend am Donnerstag, dem 19. Oktober diskutieren Rita Christen, Präsidentin des Schweizer Bergführerverbandes und Catharina Schauer vom BR-Podcast Bergfreundinnen zum Thema „Großes Ego, große Leistung?“ Im Rahmen einer Retrospektive steht am Donnerstag neben dem Porträt von Bergfilmpionier Arnold Frank auch ein Film über den Festivalbegründer Otto Guggenbichler auf dem Programm. Um Sternstunden im Bergsport geht es bei den 70-Jahre-Jubiläen der Erstbesteigungen von Mount Everest und Nanga Parbat. Dabei ist der Ausnahmebergsteiger David Göttler anwesend. Auch beim DAV-Abend im Festzelt am Freitag, dem 20. Oktober gibt es ein besonderes, hochkarätiges Filmprogramm.
Filmtipps und Highlights
Im Film „Märzengrund“ findet Elias seine Bestimmung auf dem Berg. Foto: Metafilm
Ein aufwühlender, eindrücklicher Film, den Festivaldirektor Michael Pause den Zuschauerinnen und Zuschauern ans Herz legt ist „Todesfalle Haute Route“ in der Kategorie Erlebnisraum Berg. Der Film inszeniert eine der größten Skitourkatastrophen der jüngeren Geschichte auf berührende Weise nach. Mit „Märzengrund“ steht das für die Leinwand adaptierte gleichnamige Theaterstück von Felix Mitterer in Spielfilmlänge in der Kategorie „Lebensraum Berg“ auf dem Programm.
Schicksale und Rekorde
Im schweizerischen Film „Queen“ geht es um die Wolfsthematik – und den Respekt vor der Natur. Der Nepal-Abend am Freitag im Barocksaal zeigt bewegende Schicksale von Menschen in abgelegenen Bergregionen. Erstmalig ist auch Festivalleiter Michael Pause selbst mit einem eigenen Film vertreten: „Hoch-See-Eis-Schwimmer“ ist ein Kurzfilm, der vom Eisseeschwimmen auf 3.300 Metern Höhe erzählt.
Der Film „Geheimnisvolles Tschechien“ wird aus der Sicht eines Raben erzählt. Foto: ScienceVision
Für die kleinen Festivalbesucher gibt es von Mittwoch bis Freitag am Morgen Kinderkino im Festzelt. Zu den Kinderfilmen gehört ein Beitrag über das geheimnisvolle Tschechien – ein Land wie aus dem Märchen. Junge Forscherherzen schlagen höher, wenn sie Tierreporterin Pia begleiten und Checker Tobi, der diesmal die Hochgebirgsregion checkt. Dank der Unterstützung der Hubertus Altgeld Stiftung und der Otto Beisheim Stiftung kommen alle Schulklassen im Tegernseer Tal in den Genuss des Festivalbesuchs.
Frische Blickwinkel von Nachwuchsfilmern
Birgit Halmbacher ist seit vielen Jahren für die Organisation des Festivals verantwortlich. Sie koordiniert auch die etwa 120 ehrenamtlichen Helfer, ohne die ein solches Festival nicht möglich wäre. Sie legt den Zuschauerinnen und Zuschauern besonders die Filme aus der Kategorie „Nachwuchs“ ans Herz: „Von skurril bis sehr ruhig – hier kommen ganz frische Ideen und neue Blickwinkel ins Spiel.“ Auch die Zahl der Filmerinnen habe sich in den letzten Jahren stetig erhöht, erläutert sie.
Der Animationsfilm „Egoland“ erzählt auf humorvolle und nachdenkliche Art vom Scheitern und wie man damit umgeht. Foto: Ignasi López Fàbregas
Abseits der Leinwand gibt es ein hochklassiges Rahmenprogramm. Es besteht aus geführten Bergwanderungen auf die umliegenden Gipfel und Sonderführungen im extra für das Festival geöffneten Museum Tegernseer Tal. Dort ist die Sonderausstellung „100 Jahre Bergwacht Rottach-Egern“ zu sehen. Außerdem kann man im Rahmen des Bergfilm-Festivals auch zu vergünstigten Preisen vom Heißluftballon aus das Tegernseer Tal und das spektakuläre Bergpanorama betrachten.
Tolle Stimmung bei der Preisverleihung beim letzten Bergfilm-Festival am 22. Oktober 2022. Foto: Thomas Plettenberg / Bergfilm-Festival Tegernsee
Die großen Themen
Karsten Scheuren, Preisträger beim Bergfilm-Festival 2008, ist der Meinung: „In den Bergen finden die großen Themen statt.“ Egal, ob es um Klima, Frauen und Gleichberechtigung geht, schicksalshaft Momente oder Naturthemen – die Bergwelt biete eine großartige Bühne für individuelle, herausragende Filme. Darauf können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer nun beim Jubiläum des Bergfilm-Festivals freuen.
Lesetipp: Highlights beim 19. Internationalen Bergfilm-Festival Tegernsee