Jürgen Welker: „Kunst ist kompromisslos.“
Jürgen Welker: o.T., Acryl, 220 x 170. Foto: Bildpark Gallery
Ausstellung in München
Zuerst sind seine „Manschgerl“ verschwunden, die für Jürgen Welker typischen Figuren, die jahrelang seine monochromen Bilder bevölkerten. Jetzt malt er, bis die Landschaft verschwindet, in seinem Kopf und auf dem Bild. Die Bildpark Gallery in München widmet ihm jetzt ihre Eröffnungsausstellung.
Galeristin Gabi Papst nennt sich selbst scherzend „Galerie-Greenhorn“ und die Künstler, die sie ausstellt, sind ihre „Heroes“. Bisher hat sie ihre Bildpark Gallery erfolgreich online und auf Kunstmessen betrieben. Nun hat sie endlich die passenden Räume gefunden – und mit der Ausstellung „Jürgen Welker – abstracts“ eröffnet.
Fakt ist, sie betreibt ihre Galerie leidenschaftlich und „sorgt“ für die Bilder, dafür, dass sie ihre Wirkung entfalten und ein zuhause finden, wo sie gewertschätzt werden. So wie die Bilder von Jürgen Welker, die sie stolz zur Vernissage präsentierte.
Foto: Bildpark Gallery: Vernissage v.l.: Jürgen Welker, Galeristin Gabi Papst
Malen, bis die Landschaft verschwindet
Jürgen Welker streift durch die Berge am Tegernsee. Er verinnerlicht Gipfel, Täler, Himmel, Wetter, Stimmung. Die Landschaften verschmelzen mit ihm, bleiben in seinem Kopf, haken sich an seiner Seele fest. Und er wird sie erst wieder los, wenn er sie malt. Seit er sich von den Figuren verabschiedet hat, malt er in seinem Atelier in der Rosenstrasse in Tegernsee abstrakte Landschaften in Acryl. Bild um Bild.
Jürgen Welker sagt, er sei ein „Vielmaler“. Tatsächlich malt er unermüdlich, jeden Tag. Er mischt in die Farben Steinmehl, Alabastergips, Papier. Er übermalt und überschüttet, bis sich die Landschaften in unzähligen Schichten auflösen. Das kann manchmal zwei Jahre dauern. Dann ringt er mit den Bildern, bis sie genau so sind, wie er sie sein lassen kann. Erst dann lässt er los.
Blick in die Ausstellung „abtracts“ in der Bildpark Gallery. Foto: Ines Wagner
Die unteren Schichten schimmern hervor, nicht alle sind sichtbar, aber alle sind da. Und nur durch sie sind die Bilder, was sie sind. Alle diese Schichten und Stimmungen atmen.
Es sind keine Bilder, die man auf einen Blick erfasst. Folgt man den Spuren der Farben, den Linien und Verläufen, den mäandernden Farbflüssen, findet man vielleicht Berge, See, Himmel oder geht spazieren in Landschaften der eigenen Seele. Stellt man die Bilder auf den Kopf, entsteht eine neue Welt.
Künstlergespräch während der Vernissage: Jürgen Welker mit Michael Boehnke. Foto: Ines Wagner
Die großformatigen, abstrakten Farblandschaften nehmen sich den Raum, den sie brauchen. Grautöne, gemischt mit Schwarz, weiße, offene Flächen, milchige Lasuren werden von lichtem, starken Gelb zusammengehalten – im Fließen erstarrt und doch vollkommen lebendig. Dann wieder gibt es Farbexplosionen in Pink und Rottönen, kraftvoll und sensibel zugleich.
Jürgen Welker musste nach seinen monochromen Figurenbildern zuerst in die Farbexplosionen gehen und in die Größe. Er hat sich Raum und Weite geschaffen, auch innerlich. Bis es soweit war, aus der Monumentalität wieder ins Kleine zu gehen.
aus der neuen Serie von Kleinformaten, Jürgen Welker. Foto: Ines Wagner
In den letzten Monaten sind unzählige kleinformatige Bilder entstanden. Gerahmt und ungerahmt, ergeben sie, lose aneinandergereiht, einen ganz neuen Bilderkanon. Behutsam sind die Farben gewählt. Durch die unterschiedlichen Materialien, die mit der Farbschichten vermischt sind, entwickelten sich in der beinahen Monochromie hochpoetische Bilder. Und noch etwas kam dabei in Gang. Aus den Miniaturen heraus entstanden auch wieder Mittelformate.
„Kunst ist kompromisslos – entweder ganz oder gar nicht“, ist die Überzeugung von Jürgen Welker. So kompromisslos und konsequent ist seine Kunst, ist sein Leben. Zum Glück macht er dann manchmal einen Kompromiss. Denn, auch wenn er Vernissagen nicht mag, besonders nicht seine eigenen, war er doch anwesend – und ganz entspannt.
Hier gehts zum Artikel zum Atelierbesuch bei Jürgen Welker in Tegernsee: Malen, bis die Landschaft verschwindet.