Der Haindlkeller – Kulturraum für die Jugend

Im Haindlkeller in Miesbach hat die Jugend ihren eigenen Kulturraum. Foto: Selina Benda

Kulturraum Haindlkeller Miesbach

Wo verschiedene Generationen aufeinandertreffen, wo verschiedene Bedürfnisse unter einen Hut gebracht werden müssen – dort herrscht oft das größte Konfliktpotential. Doch die Jugend braucht ihren eigenen Kulturraum, um ein soziales Miteinander möglich zu machen. Gerade nach den strikten Beschränkungen der Coronapandemie ist dies noch wichtiger als je zuvor. Ein solcher Kulturraum ist der Haindlkeller in Miesbach.

Als dieses Gespräch stattfindet, ist noch alles unsicher. Sebastian Schmidl vom Verein eigeninitiativ e.V. erklärt, dass seit Oktober 2022 der Haindlkeller in Miesbach so gut wie stillsteht. Keine Veranstaltungen, keine Partys, ja nicht einmal normale Treffen sind in dem ehemaligen Lager der Miesbacher Brauerei Waitzinger-Bräu möglich – zumindest nicht für die Allgemeinheit.


In Eigenregie gestaltet sich die Jugend ihren Kulturraum nach ihrem Geschmack. Foto: SB

Die Mitglieder des Vereins können im „Kulturhaus zur goldenen Parkbank“, wie die Jugendräume bei ihrer Eröffnung vor zehn Jahren getauft wurden, zumindest ihre Sitzungen abhalten. Vor zwölf Jahren hatte sich der Verein eigeninitiativ mit dem Ziel gegründet, einen Ort zu finden, an dem die Jugend zusammenkommen, gemeinsam Musik machen und Jugendkultur erleben kann. Die Stadt Miesbach stellte als Eigentümer des Gewölbes dieses für diese Zwecke zur Verfügung, das Problem schien gelöst.

Was ist erlaubt im Haindlkeller?

Doch wie schon eingangs erwähnt, treffen auf einem relativ engen Raum in der Miesbacher Innenstadt die Bedürfnisse der verschiedensten Menschen aufeinander. Die einen wollen Party machen, die anderen ihre nächtliche Ruhe genießen. Grund für den zwischenzeitlichen Stillstand war, dass nach einigem Ärger mit den Nachbarn die Frage geklärt werden musste, ob die vorliegende Konzession überhaupt mit der genehmigten Nutzungsvereinbarung in den Räumen zusammenpasst.


Die Vorstände des Vereins eigeninitiativ: (v.l.) Felix Fellner und Anton Weidelener. Foto: Privat

Ein Prüfauftrag wurde von der Stadt Miesbach als Eigentümer an das Landratsamt Miesbach weitergeleitet. „Sagen wir es mal so, die Bedürfnisse der Nachbarn wurden nicht immer erfüllt in der Vergangenheit“, erklärt Sebastian Schmidl. Er ist Mitglied der neuen Vorstandschaft um den Vorsitzenden Anton Weidelener und dessen Stellvertreter Felix Feldner im Verein. Dieser sei aber „wirklich an einem Kompromiss interessiert“, erklärt er.

Den Verein professionalisieren

Denn nur wenn das nachbarschaftliche Verhältnis gut ist, könnten die Aktivitäten und damit der Fortbestand des Haindlkellers als Kulturraum für die Jugend weiter bestehen. „Wir wollen Teil der Gesellschaft sein und nicht wie Aussätzige betrachtet werden“, sagt Sebastian Schmidl. Dass dem teilweise wohl so ist, sei vielleicht auch der Unbeständigkeit im Verein selbst geschuldet gewesen. Das gehöre nun aber der Vergangenheit an.


„Das Kulturhaus zur goldenen Parkbank“ im Haindlkeller. Foto: SB

„Wir haben eine Gruppe aus 25 aktiven Mitgliedern, motivierten Menschen die verantwortungsvolle Positionen haben und halten wollen“, erklärt der 35-Jährige. Dafür sei auch die Vereinssatzung geändert worden, die Vorstandschaft nicht jährlich neu zu wählen. „Wir wollen den Verein professionalisieren und in unserer Kommunikation nach außen hin verbindlicher werden“, sagt der Berufsbetreuer.

Die Stadt steht hinter dem Haindlkeller

Die Stadt Miesbach steht weiterhin hinter dem Jugend-Kulturraum im Haindlkeller, wie der Jugendreferent der Stadt, Christian Mittermaier betont. „Die Jugend braucht ihre Räume, wo sie sich treffen und auch feiern können“, sagt er. Es sei sicher nicht das Ziel, alles „um zehn Uhr abends dicht zu machen“, denn das „Kulturhaus zur goldenen Parkbank“ trage sich finanziell eben vor allem durch seine Veranstaltungen.


Im eigens dafür ausgebauten Partyraum finden Feiern statt. Foto: SB

„Die Räume sollen belebt sein und jeder soll seinen Platz haben und finden. Aber es muss schon bestmöglich mit den Nachbarn funktionieren“, betont Christian Mittermaier. Dass alle Mitglieder des Vereins ehrenamtlich ihre Zeit und auch ihr Geld in den Kulturraum stecken, hätte es überhaupt möglich gemacht, die lange Durststrecke seit vergangenem Herbst zu überleben. „Aber das kann so ja nicht weitergehen, die Motivation geht ja auch irgendwann flöten“, erklärt Sebastian Schmidl.

Lesetipp: Stimmen der Jugend zum Nachwuchsfestival

Zumindest was die Nutzung der Räume betrifft, herrscht mittlerweile Erleichterung im Verein. Das Landratsamt hat bestätigt, dass die 2011 beantragte Nutzung des Gewölbekellers als Mehrzweckraum den Anforderungen genüge und auch eine Konzession vorliege. Bedeutet auch, den Partys stehen zukünftig zumindest rein rechtlich gesehen keine Hürden mehr im Wege. „Aber wir wollen auch anders wahrgenommen werden und ein neues Konzept aufstellen“, erklärt Sebastian Schmidl. Große Veranstaltungen würden den Betrieb zwar finanziell weitestgehend tragen, aber zukünftig wolle man auch mehr Securitypersonal einsetzen.


Der Kulturraum des Haindlkellers ist für alle Jugendlichen offen. Foto: SB

„Vier Sicherheitsbeamte kosten aber knapp 1000 Euro pro Abend, das lässt sich fast nicht stemmen.“ Ein Grund, warum ein Mitglied des Vereins eine Spendenaktion für das „Kulturhaus zur goldenen Parkbank“ startete, um die Schulden zu begleichen und einen finanziellen Puffer für etwa solche Ausgaben zu schaffen. Doch dies soll nicht alles sein. „Es gibt noch viele Jugendliche, die sich mit dem bisherigen Angebot nicht identifizieren konnten, für die wollen wir aber auch da sein und sie zu uns reinholen“, erklärt Sebastian Schmidl. Kleinere Kulturformate wie Vorträge, Workshops, Ausstellungen und Kunstaktionen sowie Flohmärkte und gemütliche Spieleabende schweben dem Team vor.

Neue Kulturformate im Kulturraum

Ein weiterer Schritt in diese Richtung wäre zudem eine weitere Nutzungsänderung im Haindlkeller. Denn ein Lagerraum im Obergeschoss könnte zukünftig als Café dienen, die Vereinsmitglieder haben diesen professionell und auf eigene Kosten zu einem Aufenthaltsraum umgestaltet, der eben auch tagsüber als Anlaufpunkt für die Jugend dienen könnte. „Das wäre wirklich noch eine tolle Ergänzung“, findet auch Lena Renner, die Kommunale Jugendpflegerin des Landkreises Miesbach, welche das Team des Haindlkellers unterstützt.


Der ausgebaute Aufenthaltsraum könnte zukünftig als Café dienen. Foto: SB

Als größter Kulturverein im Landkreis Miesbach möchte KulturVision e.V. dem Verein eigeninitiativ bei Fragen zu kulturellen Veranstaltungen zur Seite stehen. Etwa um junge Künstler aus dem kommenden Nachwuchsfestival „LandkreisTalente – Deine Bühne 2023“ zu vermitteln, die dann im „Parkhaus zur goldenen Parkbank“ auftreten können oder um gemeinsame Kunstaktionen zu starten. „Wie etwa das Außengewölbe am Eingang schön gestalten, das könnte ich mir gut vorstellen“, sagt Jugendreferent Christian Mittermeier. Fest steht, dass die Jugend ihren Kulturraum braucht und leichter geht es, wenn alle an einem Strang ziehen.

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