Julia Fischer

Julia Fischer im Quintett

Das Quintett bei der Probe. Foto: Stefan Hahn

Konzert auf Gut Kaltenbrunn Gmund

Bekannt als Geigenvirtuosin und exzellente Pianistin? So fragte sich wohl mancher Konzertbesucher beim Internationalen Musikfest am Tegernsee im Hinblick auf Stargeigerin Julia Fischer. Und ja – das funktioniert bravourös.

Nicht allzu viele Klassikfans wissen es vermutlich. Julia Fischer ist nicht nur eine der herausragendsten Violinistinnen unserer Zeit, sondern auch eine professionelle Pianistin. Den Beweis für ihre Doppelbegabung lieferte sie bei ihrem Kammermusikkonzert mit ihren kongenialen Bühnenpartnerinnen Valerie Steenken an der Violine, Marie Isabel Kropfitsch an Violine und Viola sowie Louis Vandory an der Viola und Friedrich Thiele am Violoncello. Sie sind allesamt nicht mehr nur preisgekrönte junge Talente, sondern inzwischen eigenständig als gefragte Künstler unterwegs.

Julia Fischer
Valerie Steenken. Foto: Pablo Rodrigo

Zwei namhafte Werke kamen zur Aufführung: Wolfgang Amadeus Mozarts (1756 – 1791) Streichquintett Nr. 3 in C- Dur KV 515 und Antonin Dvoraks (1841 – 1904) Klavierquintett in A- Dur op.81

Mozart mit zärtlicher Hingabe

Sanft und zart beginnt der 1.Satz Allegro, steigert sich mit wiegenden Wiederholungen und nahtlosen Übergängen. Schnell zeigt sich die perfekte Abstimmung zwischen den Konzertierenden. Kurze Blickkontakte, ein eingespieltes, konzentriertes Warten, leichtes Nicken und schon stimmen die akkuraten Einsätze. Julia Fischer gibt bisweilen den Ton an mit klaren, intensiven Bogenstrichen, aber auch Friedrich Thiele am Cello gestaltet seinen Part energisch agierend. Die schier überwältigende Fülle an Klangkombinationen gelingt Valerie Steenken und Marie Isabel Kropfitsch leichtfüßig und dennoch hoch konzentriert.

Menuetto, Allegretto heißt der 2. Satz mit zärtlichem Wechselspiel der Instrumente. Leicht fließen die Themen ineinander und wandern gleichsam durch die Stimmen von Geigen und Bratsche. Solistische Momente des Cellos wechseln sich ab mit Julia Fischer an der 1. Geige, die Spannung erzeugen. Wieder ist eine intensive Zuwendung von Spielern und Spielerinnen zu ihren Instrumenten spürbar. Manchmal tauschen die Instrumente ihre Rollen und verweben sich miteinander.


Julia Fischer. Foto: Uwe Arens

Im Andante des 3. Satzes sind besonders die gefühlvollen mit zärtlicher Hingabe gespielten Passagen beeindruckend. Vielschichtig und reichhaltig wirken die Dialoge zwischen Cello und Geigen im Einklang mit der lautmalerischen Wechselsprache und Beziehung in Harmonie und Ausdruck.

Schwungvoll sprudelnd und fröhlich beginnt der 4. Satz Allegro mit heiteren, sanften Schwingungen und aparten Drehungen, die den Zuhörern im Publikum ein entspanntes Lächeln ins Gesicht zaubern. Aber nicht nur die Zuhörerinnen, auch die Musikerinnen erfreuen sich sichtlich an den einschmeichelnden, „mozärtlichen“ Melodien, die das Quintett so scheinbar mühelos erklingen lässt.

Slawische Elemente bei Dvořák

Nach der Pause hören wir Julia Fischer als bedeutende Pianistin. Welch seltene Freude. Antonin Dvoraks häufig gespieltes Klavierquintett von 1887 besticht durch üppigen Klang in volkstümlicher Tradition mit slawischen Elementen, Tänzen und romantischen Melodien.

Der 1. Satz Allegro beginnt dramatisch, mit dunklen Passagen und klarem Streichereinsatz. Das Klavier darf solistisch brillieren und sich in Szene setzen. Wehmütige Zwischentöne betören ebenso wie intensive Klangmuster, harmonisches Geigenspiel und expressive Elemente. Heiter gelöst geht es weiter und findet zu intensivem Zusammenspiel in Einheit und Prägnanz. Hier dürfen alle Mitwirkenden ihr hohes musikalischen Können zeigen und eindrücklich miteinander in Beziehung treten.

Julia Fischer
Friedrich Thiele. Foto: Rene Gaens

Im 2. Satz, der Dunka, einem ukrainischen Volkstanz, wechseln langsame, melancholische Passagen ab mit flotten Tanzschritten und halbschnellen Zwischenteilen und Klängen aus Klavier und Streichern. Von schwermütig bis sanft und zart schwingend findet die gesamte Bandbreite des menschlichen Empfindens ihren Widerhall in diesem Satz. Die einzelnen Instrumente geben sich gleichsam in Frage und Antwort die Stichworte und übernehmen wechselweise die Führung.

Der 3.Satz beginnt in lebhaft, lebendigem Spiel schnell und ausdrucksvoll mit tänzerischen Elementen. Ein tschechischer Volkstanz ist jetzt zu hören, schwungvoll gesetzt und mit großer Freude von den jungen Musizierenden interpretiert, der geradezu zum Mitwippen animiert.

Im Finale überwiegen die rasend schnellen tänzerischen Passagen, durchdrungen von kurzen, akzentuierten Pausen. Klavier, Geigen, Bratsche und Cello fliegen furios dahin und finden sich in melodiösem Zwischenspiel wieder.


Am Ende des Konzerts. Foto: MH

Strahlende Gesichter bei Julia Fischer, Valerie Steenken, Marie Isabel Kropfitsch, Louis Vandory und Friedrich Thiele beim jubelnden Schlussapplaus durch ein begeistertes Konzertpublikum am Tegernsee.

Die weiteren Termine des Internationalen Musikfestes am Tegernsee entnehmen Sie bitte der Webseite.

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