Vom König der Aufschneider, Seufzern, Glossen und rauschenden Birken

Sebastian Pilz am Cello mit Philipp Rhein am Klavier. Foto: Manfred Lenzer

Konzert in Holzkirchen

Ein breites Spektrum ihres Könnens boten preisgekrönte Nachwuchskünstler im Rahmen der Reihe „Junge Talente“ am Sonntagabend im Kultur im Oberbräu. Klavier, Saxophon, Violoncello, Hackbrett und Blasmusik vereinten sich zu einer imponierenden Leistungsschau.

Mit Scaramouche, dem Spaßmacher der Commedia del`Arte, einer Komposition von Darius Milhaud (1892-1974), starteten die Geschwister Susanna und Julia Pauli aus Holzkirchen. Schwungvoll legte Susanna am Saxophon los und Julia setzte fröhlich swingend am Klavier ein. Lebensfreude pur.

Susanna und Julia Pauli. Foto: Manfred Lenzer

Es folgte der 17-jährige Holzkirchner Sebastian Pilz am Violoncello mit der Suite Nr. III in C-Dur von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Mit großer Intensität spielt der junge Musiker sein Instrument, „das für ihn das schönste aller Instrumente ist, weil es die menschliche Stimme in Reinkultur abbildet“, wie Moderatorin Gabriele Henn erklärte. Sanft verklingen bei Sebastian die gefühlvoll gesetzten Bogenstriche. Schnell greifen die Finger die Saiten. Zarte Triller führen zu leisen Akkorden und verschmelzen klangintensiv.
Pilz, der 2016 u.a. jeweils 1. Plätze bei Regional-, Landes- und Bundeswettbewerben von „Jugend musiziert“ erringen konnte, interpretiert später mit Philipp Rhein am Klavier den Marsch aus der Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ aus der Feder von Sergej Prokofjew (1891-1953).

Soloauftritt von Julia Pauli mit ihrem aktuellen Wettbewerbsprogramm: 3. Satz aus Ludwig van Beethovens (1770-1827) Klaviersonate Nr.17, d-Moll, op. 31 und Franz Liszts (1811-1886) „Un sospiro“. Beethoven gelingt der jungen Pianistin mit imponierenden Klangfarben. Sie trillert und wandelt genießerisch auf den Tasten, lässt die Finger fliegen, schmeichelt und lockt. Man hört und spürt förmlich den Sturm. Ja, welch passender Name für das Stück. Gefühlvoll, geschmeidig, weich atmend, wirklich „seufzend“ gestaltet die 15-Jährige nun den „Sospiro“.

Ausgezeichnete Geschwister in Aktion

Auf Susanna und Julia folgen als nächstes Geschwisterpaar Sophie (16) und Vincent (18) Neeb aus Oberhaching. Beide sind mehrfach ausgezeichnete Preisträger bei „Jugend musiziert“. Vincent durfte sogar am Konzert zum 30. Geburtstag von Lang Lang in Berlin mitwirken. Sophie ist Jungstudentin an der Ballettakademie in München, Vincent seit 2011 an der Hochschule für Musik und Theater.

Sophie und Vincent Neeb am Klavier.

Sophie und Vincent Neeb am Klavier. Foto: Manfred Lenzer

Sie spielen die Walzer Nr.1 – 16, op.39 von Johannes Brahms (1833-1897) mit großer Virtuosität und Empfinden, im Gleichklang mit sich und der Musik. Sogar ihre Körper bilden eine Einheit, bewegen sich harmonisch, heben und senken sich in der Strahlkraft ihrer Musik. Die beiden beherrschen das hüpfende Auf und Ab der Klaviatur hingebungsvoll, von weich und leise bis expressiv und kräftig.
Nach der Pause beeindruckte Vincent mit Maurice Ravels (1875-1937) kleinem Kobold „Scarbo“, den er mit irrwitzig schnellen Läufen, springend, die linke Hand über die Tasten hastend, übergreifend, verwirrend und entwirrend ausstattete. Bravorufe.

Jetzt waren die 3. Geschwister des Abends an der Reihe. Lang mussten sie warten, die Schwestern Viktoria und Johanna Kainz aus Sauerlach an ihren Hackbrettern. Auch sie ausgezeichnete Preisträgerinnen beim Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ 2015 und 2016.

Viktoria und Johanna Kainz am Hackbrett

Viktoria und Johanna Kainz am Hackbrett. Foto: Manfred Lenzer

Georg Philipp Telemanns (1681-1767) 4 Duette aus „Der getreue Musik-Meister“ standen nun auf dem Programm. Eine ganz andere Klangwelt boten die beiden 16- und 18-jährigen Schwestern auf ihren mit Stahlsaiten bespannten Hackbrettern. Einfühlsam, zart, vertraut klangen die Töne und verhallten leise im Festsaal.
Mit dem Spanier Diego Ortiz (1510-1570) begaben wir uns jetzt in die Zeit der Renaissance. „Tratado de glosas“ – Glossen – wurden nun vorgetragen. Das Kainz – Duo klopfte und hämmerte auf die Bretter, streichelte und liebkoste die Saiten.
Und dann – wieder etwas Neues. Rockige, fetzige, metallisch harte Syntheziser – Musik von Michael Öttl (geb.1969) auf dem Hackbrett. Wer hätte das gedacht?

Blechchaoten auf der Bühne

Als letzte Formation wurden die „Blechchaoten“ der Blaskapelle Unterdarching auf die Bühne gebeten. 8 junge Männer in Tracht brachten heimatliche Klänge zu Gehör. Chaotisch waren sie dabei ganz und gar nicht. Je zweimal Trompete/Flügelhorn, Tenorhorn und Bariton sowie eine Tuba und Hubert Huber, Leiter der erst 2016 gegründeten „Chaoten“, am Akkordeon ließen aufhorchen. Sechs bairische und böhmische Stücke, Märsche, Polkas und Walzer hatten sie im Gepäck, von „Sterne der Heimat“, über „Am Seehafen“ bis zu den „rauschenden Birken“.

Die Blechchaoten der Blaskapelle Unterdarching

Die Blechchaoten der Blaskapelle Unterdarching. Foto: Manfred Lenzer

Dass diese Burschen schon seit über 8 Jahren gemeinsam musizieren, das hörte man, und dass es ihnen Spaß macht, das konnte man sehen und spüren. Natürlich durften sie erst nach einer Zugabe die Bühne verlassen: „Guten Abend, gute Nacht“ spielten sie, und Rolf Brandthaus von der Kulturwerkstatt im Oberland e.V. als Mitveranstalter wünschte es dem gut gelaunten Holzkirchner Publikum nach einem abwechslungsreichen, hochkarätigen Abend.

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