Besonderes Kammermusikfestival
Das Miesbach Kammermusikfestival findet in diesem Jahr an drei Orten statt. Foto: Thomas Bundschuh
Miesbach Kammermusikfestival
Ideen, die aus einer Herzensangelegenheit heraus entstehen, feiern oft die größten Erfolge. So geschehen mit dem Miesbacher Kammermusikfestival, welches diesen August erst zum zweiten Mal stattfindet, aber schon jetzt einzigartig ist. Zehn herausragende Musiker aus der ganzen Welt spielen an drei Konzertabenden in ganz besonderem Ambiente Stücke von Mozart bis Mussorgsky.
Ein neues Musikfestival mitten in der Pandemie zu initiieren und damit genau den Nerv der Zeit zu treffen – das würden sich nicht viele trauen. So ganz glauben können es Sophie Bundschuh und Miclen LaiPang auch immer noch nicht, dass das Miesbacher Kammermusikfestival so ein Erfolg ist. Die beiden sind Teil der Vorstandschaft des eigens dafür gegründeten Vereins. „Wir hatten diese Idee schon länger im Kopf und haben dann im vergangenen Jahr mal angefangen das zu kommunizieren“, erzählt Sophie. Zusammen mit ihrem Partner, dem bekannten Violinisten Miclen LaiPang, spricht sie mit mir über das Konzept des Festivals.
Mut, der belohnt wird
Da das Interesse gleich zu Beginn sehr groß war, setzten sie noch im selben Jahr ein Konzert in der Zollingerhalle im Kultur- und Orgelzentrum Valley an, welches sogar unter Corona-Bedingungen voll besetzt war. Acht renommierte und international spielende junge Musiker kamen dabei zusammen und begeisterten das Publikum. „Wir freuen uns sehr, dass das so gut angekommen ist“, sagt Miclen LaiPang. Der 26-Jährige ist künstlerischer Leiter des Festivals, seine 24-jährige Partnerin übernimmt die Organisation des Festivals.
Das Miesbach Kammermusikfestival findet im August zum zweiten Mal statt. Foto: Thomas Bundschuh
Das Besondere an dieser Veranstaltung ist jedoch der Grundgedanke dahinter. „Wir möchten ein Festival kreieren, das nicht nur für das Publikum ist, sondern vor allem auch für die Musiker selbst“, erklärt der gebürtige Amerikaner. Denn die Künstler reisen nicht nur zu den Proben und Konzerten an, sie verbringen ganze zehn Tage miteinander in Hohendilching – dort lebt die Familie Bundschuh und dort ist quasi auch der Stützpunkt des Festivals. Im vergangenen Jahr lebten die Musiker noch bei der Familie Bundschuh im Haus, in diesem Jahr sind die zehn internationalen Musiker auch bei den Nachbarn untergebracht. „Mein Elternhaus ist der gemeinsame Treffpunkt, dort essen und proben wir zusammen“, erzählt Sophie.
Hochklassiges Kammermusikfestival
Auch in der Kirche im Ort sowie einem Veranstaltungsraum im Nachbarhaus finden alle Konzertproben statt. Durch das gemeinsame Leben und Musizieren, entstehe eine besondere Atmosphäre in der Gruppe. „Wir möchten wundervolle Menschen zusammenbringen“, erklärt der Violinist. Technisch perfekte Musiker in der Szene zu finden sei nicht schwer, aber die richtige Einstellung und bodenständige Art müsse einfach passen, sagt er.
Zehn Topmusiker spielen in diesem Jahr die Konzerte beim Miesbach Kammermusikfestival: Matthias Balzat (Neuseeland), Friedemann Slenczka (Deutschland), Miclen LaiPang (USA/Malaysia), Luke Hsu (USA/China), Toby Cook (England), Elizabeth Basoff (USA/Russland), Otoha Tabata (Japan), Rainer Crosett (USA), Samuel Hirsch (Schweiz) und Luca Giovannini (Italien). „Das sind alles Künstler die auf einem extrem hohen Niveau spielen“, betont der künstlerische Leiter.
Zehn herausragende internationale Musiker spielen in diesem Jahr die Konzerte. Foto: Thomas Bundschuh
Noch kann der gemeinnützige Verein ihnen keine Honorare zahlen, kommt aber für die Anreise und Unterkünfte auf. Das soll sich in Zukunft aber ändern, denn: „Wir wissen, dass es gängige Praxis ist, den Künstlern gar kein oder nur wenig Honorar zu zahlen, wir wollen es aber zukünftig anders machen“, betont das Paar. Denn der Großteil an Musikern, zwischen den gefeierten großen Stars und den stark geförderten Nachwuchskünstlern, werde zu oft übersehen, finden sie. Auch deshalb ist der Verein auf Spenden angewiesen – „wir freuen uns sehr über jegliche Unterstützung“, sagt Sophie Bundschuh. Auch weil die Konzerte bei freiem Eintritt gespielt werden (Spenden willkommen).
Ein besonderer Gast
Sowohl in der Zollingerhalle als auch der St. Josef Kirche in Holzkirchen und der St. Sixtus Kirche in Schliersee darf das Publikum dann klassische Musik auf Weltniveau genießen mit Stücken von Mozart, Wolf, Schubert, Tschaikowsky und Bruch – gespielt vom Duo bis zum Oktett.
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Um den positiven Geist des Festivals auch in die jüngeren Generationen zu tragen, sollen regelmäßig auch Nachwuchsmusiker eingeladen werden. In diesem Jahr darf der Holzkirchner Cellist Jeremias Luther mit den großen Künstlern gemeinsam auf der Bühne in der St. Josef Kirche stehen und zuvor zwei Tage ebenfalls in Hohendilching die besondere Atmosphäre miterleben. „Er eröffnet das Konzert gemeinsam mit Luke Hsu und spielt sogar im Quartett mit allen Cellisten“, sagt Miclen LaiPang. Eine besondere Ehre für den jungen Musiker, aber auch ein Beweis dafür, welch einzigartiges Musikfestival der Verein da geschaffen hat.