Farben sind mein Leben
Das Leben ist ein Spiel, Öltechnik. Foto: Karin Paland
Künstlerporträt in Tegernsee
Oft fragt sich der Betrachter eines Bildes, welcher Mensch wohl hinter dem Werk steht. Was bewegt ihn und was möchte er mit seiner Darstellung ausdrücken? In ihrem kleinen Atelier in Tegernsee gibt Karin Paland Einblicke in ihr Schaffen und ihre persönliche Sicht der Wirklichkeit.
Ihre erste Begegnung mit dem Tegernsee hatte Karin Paland vor über 30 Jahren. Ihr Arzt verschrieb ihr eine Kur und sie durfte wählen, wo sie ihre Auszeit verbringen wollte. Beim Durchblättern des Kataloges mit den verschiedensten Kurorten fiel ihr Blick auf den malerischen See und so kam es, dass das Hotel Lederer in Bad Wiessee zum Wendepunkt ihres Lebens wurde. Nur kurze Zeit nach ihrem Kuraufenthalt verließ sie ihr bequemes Dasein mit Familie, Gärtner, Haushälterin und allem, wovon viele träumen, in Hannover. Sie zog allein an den Tegernsee. Die Farbenpracht der See- und Berglandschaft inspiriert die Wahl-Tegernseeerin bis heute zu ihren fantasievollen Bildern.
Die Künstlerin in Schliersee Foto: Karin Paland
Einen Beruf zum Geld verdienen
Begonnen hatte die Liebe zu den Farben schon, als ihr Vater sie als Mädchen mit in sein Atelier nahm. Die beiden älteren Geschwister waren weniger an Kunst interessiert. Karin Paland hingegen, genau wie ihr Vater und seine fünf Geschwister, die sich alle der Malerei oder der Musik verschrieben hatten, spürte von Beginn an eine Künstlerseele in sich. Die Eltern beharrten trotzdem auf einer Ausbildung, die Geld einbringen würde. Und so ließ sich die Tochter zur Stahl– und Betonkonstrukteurin ausbilden. Doch auch wenn sie mit ihrem Mann ein florierendes Unternehmen aufbauen sollte, würde ihr Herz nie für die Betonkonstruktionen schlagen. Lediglich der zeichnerische Aspekt dieser Arbeit faszinierte und lässt sie bis heute noch staunen, dass die Pläne von damals, die ihr beim Durchsehen von Erinnerungsstücken in die Hände fallen, ihre Handschrift tragen.
„Was einfach ist, ist wahr“
Ebenso erstaunlich scheint ihr, wie lange zurück die ersten Ausstellungen ihrer Bilder in Frankfurt, Genf, Paris, New York und in ihrer Wahlheimat am Tegernsee liegen. Obwohl das Leben viele Wendungen nahm, haben sich einige Dinge nie verändert. Ihre Liebe zu den Farben, die ihre Bilder damals wie heute prägen, ihre Unabhängigkeit vom Urteil anderer und ihre Verehrung des Schönen begleiten die Werke und die Gestaltung des Alltags der Künstlerin. „Alles, was einfach ist, ist wahr“, meint Karin Paland und gibt Einblicke in ihr Schaffen und ihre persönliche Entwicklung im heute nur noch kleinen Atelier und in ihrer immer noch großräumigen Wohnung.
„Ein Walzer für Mona Lisa“, Acryl. Foto: Karin Paland
Sie liebe es, Landschaften zu malen, erzählt sie und beschreibt die Bilder, die nicht nur den malerischen Tegernsee, sondern auch Motive aus der Toskana, den Ort vieler ihrer gehaltenen Malkurse oder auch exotischere Plätze wie die südafrikanische Steppe zeigen. Die Maltechnik spielt eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund steht stets die Darstellung des Schönen. Stundenlang saß Karin Paland früher unter dem sich später als giftig herausstellenden Ölfarben und malte feine Details. Tage verbrachte sie im Freien für die Abbildung der landschaftlichen Schönheit in Aquarelltechnik. Immer noch sind oft Acrylfarben das Mittel der Wahl.
Hässlichkeit gibt es schon genug
Die positive Energie solle auf den Betrachter überspringen, wünscht sich die Malerin. Hässlichkeit werde vom Menschen genug geschaffen, das brauche sie nicht auch noch abzubilden. Da kann schon auch einmal der Ballast in Acryl abgebildet sein, den wir alle mit uns herumtragen, jedoch gewinnt auch hier der positive Aspekt, die Leichtigkeit. Denn die Mission von Karin Paland hat sich im Laufe der Schaffensjahre nicht geändert. Sie möchte einen Gegenpol zur Negativität in dieser Welt setzen. Den Weg vom Komplizierten zum Einfachen beschreiten, auch in Zeiten der Gesichtsmasken bewusst ohne zur Schau gestellter Maske, ehrlich und authentisch leben. Die Verarbeitung von Schicksalsschlägen sowie die Folgen einer Krankheit vor Jahren, die sie seither zwingt, als Rechtshänderin mit links zu malen, haben es nie geschafft, ihre positive Lebenseinstellung zu vereiteln.
Bildausschnitt „Ballast abwerfen“, Acryl. Foto: Karin Sommer
„Im Herzen bin ich Italienerin“ sagt Karin Paland am Ende unseres Gesprächs und strahlt dabei. Sowohl ihre offene, gastfreundliche Art und die Lebensfreude, die sich in ihren farbenfrohen Bildern ausdrückt, lassen wohl keinen Zweifel an der Wahrheit dieser Aussage, die an Lebensfreude, Cappuccino, Rotwein, Sonne und Meer denken lässt.
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