Karl Valentin in Schliersee - Humorvolles Valentin-Trio: Andreas Rebers, Barbara de Roy, Helmfried von Lüttichau. Foto: Karin Sommer

Ein Riesenblödsinn

Humorvolles Valentin-Trio: Andreas Rebers, Barbara de Koy, Helmfried von Lüttichau. Foto: Karin Sommer

Hommage an Karl Valentin und Liesl Karlstadt in Schliersee

Wenn zwei Wahl-Schlierseer und eine Nicht-Schlierseerin beschließen, eine Hommage an Karl Valentin und Liesl Karlstadt auf die Beine zu stellen, kann nur eines herauskommen: ein Riesenblödsinn. Barbara de Koy, Andreas Rebers und Helmfried von Lüttichau begeisterten beim Schlierseer Kulturherbst.

Mit Helmfried von Lüttichau und Andreas Rebers standen im vollbesetzten Schlierseer Bauerntheater sogar zwei Karl Valentin Darsteller zur Verfügung, was wohl die minimale Zahl ist, um dem besonderen Künstler gerecht zu werden. Klar war den beiden von Beginn, dass es ihre persönliche Annäherung an den Filmemacher, Schriftsteller, Komiker und Menschen Karl Valentin sein würde und keine Kopie des Originals.

Sich biegen vor Lachen

Mit dabei natürlich eine weibliche Besetzung, die für die Vertretung von Liesl Karlstadt sorgte und in der Vollblutschauspielerin Barbara de Koy gefunden wurde. Von der ersten Minute ihres Auftritts hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. Den pappigen, leicht beleidigten Gesichtsausdruck vermochte sie über die gesamte Spieldauer zu halten, was sonst nur besonders hartnäckigen Jugendlichen gelingt. Im Lied, das sie im erfundenen Chinesisch zum Besten gab, verrenkte sie ihren Körper beim Versuch, ihre Botschaft in fremder Sprache anzubringen. Das Publikum bog sich vor Lachen.

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Auf und hinter der Bühne

die Lacher auf ihrer Seite: Andreas Rebers und Barbara de Roy. Foto: Karin Sommer
Haben die Lacher auf ihrer Seite: Andreas Rebers und Barbara de Koy. Foto: Karin Sommer

Einblick in das Leben von Karl Valentin gab Helmfried von Lüttichau, der sich schon Jahrzehnte lang mit dem vielseitigen Künstler beschäftigt und die valentinische Welt wie einen Virus wahrnimmt, den man, einmal infiziert, schwer wieder loswerde. Helmfried von Lüttichau skizziert den Lebenslauf von Valentin. Erzählt von dessen Schreinerlehre, der Übernahme des elterlichen Betriebes und der letztendlich unausweichlichen Karriere als Komiker, Liedschreiber, Filmemacher und Schriftsteller. An seiner Seite Liesl Karlstadt, die jahrzehntelang eine nicht gerade einfache Beziehung auf und hinter der Bühne mit Karl Valentin pflegte.

Die Idee zur Hommage:

Das Fremde und die Semmelnknödeln

Neben den schemenhaften Einblicken in das Leben von Karl Valentin und Liesl Karlstadt durften natürlich die Klassiker an diesem Abend nicht fehlen. Weil sich nur diese beiden Darsteller so um eine heiße Suppe herumreden konnten wie andere um den heißen Brei und dabei urkomisch waren. Weil die Betrachtung des Fremden heute aktueller ist denn je und trotz allem Ernst zum Lachen bringt. Und weil die Semmelnknödelszene auch nach hundert Jahren immer noch komisch ist und Helmfried von Lüttichau und Barbara de Koy sie wunderbar lasen.

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Preuße sein als Plus

Eine erfrischende Ergänzung der Beiden war ganz klar der bekannte Kabarettist Andreas Rebers. Er nahm kein Blatt vor den Mund, machte sein „Preußendasein“ zum Pluspunkt und eroberte mit starker Stimme und unverschämten Witz die Herzen der bayerischen Zuschauer.

Verdienter Applaus für Barbara de Roy, Andreas Rebers, Heinz Grobmeier und Helmfried von Lüttichau. Foto: Karin Sommer
Verdienter Applaus für Barbara de Koy, Andreas Rebers, Heinz Grobmeier und Helmfried von Lüttichau. Foto: Karin Sommer

Dass alle drei Darsteller auch singen können, machte den Abend indes noch abwechslungsreicher. Ließ zugleich aber auch noch genügend Raum für den Multiinstrumentalisten Heinz Grobmeier. Seine eingestreuten Melodien auf verschiedensten Instrumenten bewegten. Seine Rhythmen rissen mit – egal ob auf dem Xylofon geflüstert oder auf der Milchkanne getrommelt.

Vier Menschen versuchten an diesem Abend beim Schlierseer Kulturherbst, Karl Valentin und Liesl Karlstadt gerecht zu werden – ein großes Vorhaben, das vom Publikum als durchaus gelungen bewertet wurde. Und so kam es, dass der Riesenblödsinn schließlich mit einem Riesenapplaus belohnt wurde.

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