Kasperl und Sepperl in echt
Barbara von Miller, Vroni Weber, Simon Zirngibl, Pia von Miller (v.l.). Foto: Monika Ziegler
Theater in Miesbach
Einen Heidenspaß hatten Kinder und Erwachsene gestern Nachmittag mit „Kasperl in Ferien oder die warme Wollstrumpfhose“, in der Bearbeitung der Jungen Bühne Miesbach. Nicht mit Kasperlfiguren, sondern mit echten Darstellern. Und das ist ein Wagnis.
Denn Doktor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater mit den Stücken von Josef Parzefall und Richard Oehmann sind Kult. Alle Kinder lieben es und akzeptieren gerade mal noch die Original-CD’s. Regina Weber-Toepel ging mit ihrem Ensemble das Risiko ein und es glückte auf der ganzen Linie.
Das lag an die flotten Inszenierung, aber ebenso an den Schauspielern, die die Figuren urkomisch zum Leben erweckten. In der Geschichte geht es darum, den langweiligen Prinzen Jochen loszuwerden, am besten durch eine Verkupplung mit einer Prinzessin. Kasperl und Sepperl tun ihr Möglichstes, um die Ferien ohne die ihnen aufgehalste Spaßbremse zu genießen.
Fürsorglicher König
Kasperl mit der roten Mütze und der grünen Ersatzmütze wird von Vroni Weber frisch-frech-fröhlich gespielt, Barbara von Miller gibt den Sepperl eher phlegmatisch und immerzu nach Weißwurst gierend. Regisseurin Regina Weber-Toepel kommt als Großmutter mit grauer Lockenperücke und sehr besorgt um das Wohlergehen ihrer Schützlinge daher.
Monika Greindl ist ein stets mit Fanfare auftretender, aber auch sehr fürsorglicher König, der dem Sohn die warme Wollstrumpfhose hinterher trägt. Denn „wie ein Knödel ohne Soße ist man ohne Wollstrumpfhose.“ Dieser Prinz Jochen ist der typische gelangweilte Teenager, von Simon Zirngibl köstlich mit seinem ständigen „Pöh!“ und „Wald ist doof, da gibt es keine Pommes“ gespielt. Ihm zugedacht von Kaspar und Seppl ist die liebliche Prinzessin Heike. Pia von Miller rotiert in ihrem Putzwahn und einer Krone aus Schwamm über die Bühne und hat sich eigentlich eine Entführung viel spannender vorgestellt.
Lispelnder Zauberer
Für Heiterkeitsausbrüche sorgt immer wieder Roman Postel aus Zauberer, der ja eigentlich böse sein soll, es aber gar nicht ist mit seiner Lispelei und seiner Glitzerbrille, mit deren Hilfe er so allerlei Verrücktes zaubert. So seinen Neffen Wänzrödel (Thomas Mayer), der auf offener Bühne zu einem Wurm wird.
Aufmüpfig mit ihren lakonischen Zwischenrufen sind die beiden Hofmusikanten Christian Gemmer und Simon Toepel, während die drei vom Zauberer zur Verzauberung der Prinzessin beorderten Blümchen (Romy Leder, Sophia Arland und Luise Möller) ganz zauberhaft tanzen.
Zelteln am Marienplatz
Leicht haben es die Darsteller nicht. Denn sie beziehen die Kinder im Publikum immer wieder in das Geschehen ein und müssen auf die Fragen und Bemerkungen, die auch ungefragt kommmen, reagieren. So herrscht kurz Stille im Saal der Stadtbücherei, als auf die Frage, wohin man denn im Urlaub fahren könne, ein Kind „Syrien“ ruft.
An den Spielort Miesbach angepasst sind einige Textänderungen. So schlägt die Großmutter für das Zelteln den Marktplatz oder Marienplatz vor. Aber da sei zu viel Touristengschwerl, schmettert der Kasperl ab. Sie selber plant ihre Ferien im Einkaufsparadies Holzkirchen und im Batusa, wo sie ihren neuen Bikini ausführen kann.
Zum Gelingen des Stückes trägt auch das intelligent gestaltet Bühnenbild bei, immerhin müssen drei Spielorte, bei der Großmutter, im Wald und beim Zauberer inszeniert werden. Die Geschichte, von den Autoren witzig und immer wieder auch tiefgründig geschrieben, wird durch die Junge Bühne Miesbach ganz hervorragend transportiert.
Weitere Informationen zur Jungen Bühne: www.junge-bühne-miesbach.de