Nichts schöneres als ein leeres Blatt
Porträt Katharina Bourjau. Foto: Isabella Krobisch
Ausstellung in Miesbach
Retroplakate und Postkarten, Beisswürmer und Irrwurzeln, Schafkopfkarten und Wolpertinger – wer denkt bei diesen Titeln schon an moderne Kunst?
Es gilt Katharina Bourjau zu entdecken, die junge Illustratorin, die derzeit ihre Werke im Waitzinger Keller – Kulturzentrum Miesbach präsentiert.
Ein Artikel im Magazin fasson im Sommer 2017 war ausschlaggebend, dass das Kulturamt Miesbach auf Katharina Bourjau aufmerksam wurde und bald darauf bei ihr Miesbach-Motive in Auftrag gab. So gestaltete sie unter anderem ein Plakat für den Grünen Markt und einen bunten Leinenbeutel mit den wichtigsten Insignien der Kreisstadt, wie Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch bei ihrer Begrüßung betonte.
Matroschka-Familie. Foto: Isabella Krobisch
Geboren wurde Katharina Bourjau 1990 in München. Sie studierte Grafik-Design an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Befragt was für sie der wichtigste Moment im Studium gewesen sei, antwortet die Künstlerin: „Ich kann das“ und „Es gibt für mich nichts Schöneres als ein leeres Blatt“.
Von der Wirtschaftswoche zur Müsliverpackung
Heute gehören zu den Kunden der in Tegernsee lebenden Kommunikationsdesignerin Magazine und Zeitungen wie The New Yorker, Süddeutsche Zeitung, The Daily Telegraph, Monocle Magazine, Zeit leo, The Weekender oder die Wirtschaftswoche. Man findet ihre Arbeiten aber auch in online Magazinen, als Animationen, auf Buchcovern, Müsliverpackungen und in der Werbung. Ihr Stil ist grafisch plakativ, flächig und farbstark. Inspiriert wird sie von Landschaft, Musik, Farben, Formen, den Traditionen und dem bayerischen Humor.
Katharina Bourjau mit Klaus Beer, Vorstand des Trachtenvereines Miesbach. Foto: Isabella Krobisch
Da nimmt es nicht wunder, dass auch Miesbachs Trachtenvereinsvorstand Klaus Beer zur Vernissage in den Waitzinger Keller kam und die von Katharina Bourjau gestalteten Schafkopfkarten erwarb.
Urbilder regen die Phantasie an
Als Glücksgriff erwies sich Laudatorin Verena Wolf, die einen weiten Bogen spannte, um die ausgestellte Kunst bestmöglich zu beschreiben. Für sie besitzt Katharina Bourjau die unglaubliche Gabe, Entitäten, also Urbilder eines Begriffs zu zeichnen. „Das macht die Magie ihrer Bildsprache aus. Und es macht den Betrachter unendlich frei. Er kann jedes Bild mit seiner Phantasie erfüllen“. Für Verena Wolf bestehen Katharina Bourjaus Bilder „aus wenigen Farben, die starke, lebhafte Kontraste bilden mit schlicht wirkenden Elementen, die in Wirklichkeit genial gewählt und gestaltet sind. Und das dritte Element ist etwas ganz Subtiles. Es ist Katharinas wunderbar leichter Humor“, der sich auch in der Musik widerspiegelte, die sich die Kommunikationsdesignerin zur Vernissage gewünscht hatte. Die Burzbichler Buam gaben schräge, authentische, mitreisende Volksmusik zum besten.
Burzbichler Buam: (von links) Rupert Biegel, Manuel Kuthan, Florian Heiler. Foto: Hartmut Wolf
Katharina Bourjau mit ihrer Laudatorin Verena Wolf. Foto: Hartmut Wolf
Schlichtheit und Zauber der Silhouetten
Zum Schluss ihrer Rede versprach Verena Wolf, die Geheimnisse Katharinas zu verraten, die einen so unverwechselbaren Stil pflegt. „Man könnte ihre Bilder fast als eine Form des Scherenschnitts oder des Holzschnitts beschreiben. Also eine Kunst, die stark mit Silhouetten arbeitet und dadurch etwas Schlichtes und Reduziertes erschafft, dessen Seele ganz schnell zu erfassen ist“.
Retroplakate, Foto: Hartmut Wolf
Diese Ansicht teilten auch die Besucher und so waren bereits am Eröffnungsabend viele rote Punkte auszumachen. Denn diese Kunst ist nicht nur faszinierend, sondern kann auch zu günstigen Preisen erworben werden.
Am Donnerstag, 4. Juli um 19:30 Uhr rezitieren Veronika und Silvester Leo aus Katharina Bourjaus liebsten Tegernseer Sagen, die sie in einem Buch gesammelt, neu erzählt und illustriert hat.