
Die Harfenistin Katharina Troger
Die Harfenistin Katharina Troger. Foto: Podium für junge Solisten
Podium für junge Solisten
Der Raum der Gulbransson-Kirche in Rottach-Egern öffnete sich für das „Podium für junge Solisten“ zu einem Solo-Harfenkonzert der besonderen Art. Die vielfach ausgezeichnete junge Harfenistin Katharina Troger aus Kufstein in Tirol entwarf ihr Konzert als Musik- und Seelen-Dialog. Eigene nachdenkliche Einfälle über das Leben umrahmten die aus verschiedenen Epochen ausgesuchten Harfenstücke. Das nicht allzu breite originale Solo-Repertoire der Harfe wird so durch zahlreiche Transkriptionen und neue kreative Konzepte erweitert.
Starkes Instrument, Starke Interpretin
Frei fließende Klangperlen entfalteten ihre entrückende Wirkung bei „Waterways“ von Ludovico Einaudi unter Katharina Trogers ungemein geschickten Fingern und Füßen. Es braucht vier Finger pro Hand und sieben Pedale um die bis zu 47 Saiten der Harfe, die auf dem Instrument zwei Tonnen Spannung entwickeln, in ihrer Klanghöhe auf bis zu zwei Halbtönen zu verändern.
Klarheit
Dem linearen Stil des Pariser Neoklassizismus fühlte Troger mit Sensibilität und Fröhlichkeit in Germaine Tailleferres Sonate von 1954 nach.
In der Sarabande und Toccata für Harfe von 1945 des italienischen, hauptsächlich als Filmkomponist („La dolce vita“, „The Godfather“) bekannten Nino Rota (1911-1979), zeigte sie die Unheimlichkeit des tenebrösen Beginns, das reine Licht zur Toccata hin und die perlende Vitalität dieser wogenden, das Leben im schnellem, stetigem Rhythmus und drängender Energie zelebrierenden Musik.
Katharina Troger. Foto: Marcus Vitolo
Dualität
Rasches Tempo und sprudelnde Klangfolgen holte Katharina Troger aus der Sonate für Harfe von Sophia Giustina Dussek, einer schottischen Komponistin mit italienischen Wurzeln aus dem 18.Jahrhundert. Die Tochter des italienischen Komponisten und Musikverlegers Corri heiratete einen Johann Ludwig Dussek. Der ist nicht identisch mit dem in Paris damals bekannten, ansässigen später gleichnamigen, aber ursprünglich als Václav Jan Dusík einer böhmischen Musikerfamilie entstammenden Komponisten. Besonders reizvoll und lebenslustig gestaltete die junge Harfenistin die Dualität zwischen dem Dur des wiederkehrenden Abschnitts und dem Moll der neuen Einfälle im finalen, spielfreudigen Rondo.
Traumbilder
Einen auf die Pflanzen eines Gartens fallenden Regen zeichnete sie durch Jacques de la Presles „Le jardin mouillé“ so vortrefflich nach, dass ihr virtuoses Spiel hohe Bewunderung auslöste, ihre facettenreiche Lautstärke und Gestaltung gespanntes Zuhören. Man sah förmlich den Niederschlag des Tropfenschwarms, den nassen, von Regen tropfenden, dampfenden Garten vor sich.
„Tu sei“ als klares Ludovico Einaudi Produkt wurde durch Trogers Agogik und Farbe bereichert. Die Elegie des Intermezzo aus „Cavalleria Rusticana“ wirkt in der Oper über ein Eifersuchtsdrama in einem sizilianischen Dorf wie ein Bruch. Mascagnis Musik von 1890 erklingt für gewöhnlich auf leerer Bühne. Es lichtet sich hier kurz zu einem Ort der lebensfrohen Ruhe und Ausgeglichenheit nach der Ostermesse. Katharina Troger gab sich diesem Fluss der umarmenden Musikwellen, der Wärme ihrer Klangausstrahlung gänzlich hin.
Attacca!
Als Virtuosin höchster Güte zeigte sich Katharina Troger in Ekaterina Adolfovna Walter-Kühnes „Fantasie sur un thème de l‘opera Eugene Onegin pas Tschaikovsky“. Hier lies sie ihrem technischen und interpretatorischen Können mit Freude an der Feinheit und dem Nachempfinden der immer wiederkehrenden Spannungskurve freien Lauf
Katharina Troger. Foto: Marcus Vitolo
Abschluss
Ebenso virtuos und farbenreich spielte sie die Transkription der „Moldau“ von Smetana. Die bekannte Melodie ließ manche Köpfe im Takt mitbewegen. Dem dankbaren Applaus antwortete sie mit einem Potpourri aus Klangausschnitten aus der alpenländischen und der Pop-Musik.
Lesetipp: Festival der ARD-Preisträger