Katrin Dickhaus hat einen Traumberuf. Sie ist Diplomingenieur für Innenarchitektur. Sie stammt aus Dortmund, lebte lange in Hamburg und ist seit vier Jahren Tegernseerin. Das Gestalten von Räumen entspricht voll und ganz ihrer kreativen Veranlagung. Ob es private oder Geschäftsräume sind, das ist egal. Ihre Referenzliste zwischen Hamburg und München ist lang. Da sind solche großen Unternehmen wie Expo, Ritz, Kempinski, Vier Jahreszeiten dabei. Aber Kreativität ist nicht das einzige, was bei einer architektonischen Projektplanung gefordert ist. Ein Architekt muss sich streng an Normen, Gesetze, Vorgaben, Zeitplanung halten.

„Das entspricht nicht meinem feinsinnigen Gemüt, es engt mich ein“, sagt sie. Sie könne nicht die in ihr wohnende Kraft zum Blühen bringen. Dieses innere Potenzial sieht sie selbst so: „Ich habe einen extrem guten Zugang zu anderen Menschen, ich merke, dass mir andere gern zuhören, da springt ein Funke über.“

Dieses Potenzial hat Katrin Dickhaus in der Vergangenheit bereits neben ihrer Arbeit zum Entfalten gebracht. Sie nahm Schauspiel- und Gesangsunterricht, befasste sich mit Kunst, arbeitet mit Kindern an Bühnenbildentwürfen. Eigentlich wollte sie Schauspiel studieren, traute es sich aber doch nicht zu, hatte Angst, nicht gut genug zu sein. Ihr fehlte das Gegenüber, das sie bestärkte und ihr Kraft gab. „Aber da war ein Flämmchen in mir, das nicht ausging.“ Sie erlebte immer wieder wie es ihr gut ging, wenn sie spielte, sprach, sang oder zeichnete.

Jetzt möchte sie ihr Leben ganz in diese Richtung verändern. Denn jetzt konnte sie loslassen und erkannte, dass es ihr gar nicht darum geht, selbst perfekt zu werden, sondern dass ihr eigenes Potenzial viel mehr darin liegt, andere Menschen auf die eigene Spur zu bringen. Ihnen zu helfen in der Erkenntnis, was ist gut und richtig für mich und was will ich ändern. „Diese Frage stellt man sich mitten im Beruf aus Existenzängsten nicht“, sagt Katrin Dickhaus. Über die Kunst aber gehe es, dass man plötzlich feststelle, in welcher Landschaft man leben wolle, welcher Ort gut sei und dass man über die Sprache seinen ureigenen Rhythmus finde. Kunst, Sprache, Architektur, das sind ihre drei Säulen, wo sie sich auskennt. Ihr Wunsch ist es, anderen Menschen dabei zu helfen, über kreative Arbeit, aber auch über Gespräche und Biografiearbeit das in ihnen steckende Potenzial zu entfalten.

„Der Vorteil ist, dass ich keine 20 mehr bin, das ist jetzt ein schönes Alter zum Unterrichten, ein Schritt vom Ich zum Du.“ Es gehe ihr nicht mehr primär um ihre eigene kreative Arbeit. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht sie darin, weiter zu geben, was in ihr steckt.

Der Übergang zur selbständigen Arbeit geht fließend. Zunächst will Katrin Dickhaus noch, reduziert zwar, aber zum Lebensunterhalt Bauleitung in der Altbausanierung weiter machen. Der Lichtblick dabei sei die Arbeit mit den Handwerkern, denn da könne sie ihr Talent im Umgang mit Menschen ausleben. Am liebsten indes würde sie in Eigenregie kleinere Architekturgeschichten machen.

Daneben aber gestaltet sie soeben ihre website mit ihrem Angebot. Dieses richtet sich an Einzelpersonen, aber auch an Gruppen, die sich ihr für eine Neuorientierung anvertrauen. Katrin Dickhaus sieht ihre Stärke darin, dass sie sich wie ein Seismograf auf ihr Gegenüber ausrichten könne. Dabei nutzt sie ihr rationales Denken ebenso wie ihre Intuition. Über gezielte Fragen könne sie den Klienten zum Nachdenken motivieren. „Ich sehe meine Zukunft in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, um sie zur Heilung zu bringen“, ist sie sich sicher. Als Mittel will sie die Kunst einsetzen, um das Ureigene eines jeden Menschen frei zu legen. Wichtig ist ihr dabei, dass der Mensch Wertschätzung spüre und selbst Verantwortung für sein Leben übernehme.

Daneben möchte sie gern auch ihre eigene kreative Arbeit fortführen, gern wieder einmal ein Hörbuch produzieren, singen, sprechen, entwerfen.

Monika Ziegler
Publiziert 25. Januar 2013