Das Kaufhaus der Werte hat wieder geöffnet
Die drei Werteproduzentinnen Simone Simon, Sibylle Kobus und Jasmin Jurkeit. Foto: KN
Kunstdünger-Projekt im Einstein München
Zu den Valleyer Kulturtagen war es der große Publikumsmagnet. Jetzt ist das Projekt von Kunstdünger e.V. im Einstein-Kultur in München vom 4. bis 12. März zu Hause. Welche Werte würden Sie denn gern erwerben?
Die Auswahl fällt sicher schwer. Denn im Kaufhaus der Werte kann man mehrere Hundert verschiedene Werte kaufen. Manche sind schon knapp, manche gibt es gratis, manche im Doppelpack. Einige sind reduziert, weil veraltet, andere müssen aus dem Lager geholt werden. Tauchen Sie ein in die Welt des Einkaufs. „Schöpfen Sie Werte aus dem vollen Sortiment“, heißt es im Flyer.
Blick in das KdW. Foto: KN
Die drei Bildhauerinnen Simone Simon, Sibylle Kobus und Jasmin Jurkeit haben mit ihrer interaktiven Installation eine begehbare Skulptur geschaffen, in die der Besucher hingehen und mit den drei als Verkäuferinnen agierenden Künstlerinnen in Dialog treten kann. Dass das Kaufhaus der Werte eine etwas andere Welt ist als die üblichen Einkaufstempel, wird schon daran sichtbar, dass alles irgendwie schief ist. Zudem gibt es hier weder Kleidung noch Töpfe, auch keine Möbel oder Kosmetik zu kaufen.
Da gibt es „Familie“ im Eierkarton, „Kunst“ in der Farbendose, „Liebe“ in der Flasche, „Poesie“ als Brettchen, „Gesundheit“ in der Tüte und vieles andere mehr. Sie habe eine systemische Ausbildung absolviert, erzählt Simone Simon und die Arbeit mit Werten habe ihr sehr gut gefallen.
Mit ihren zwei Künstlerkolleginnen suchten sie dann nach einer Methode, wie man das Thema „Werte“ künstlerisch umsetzen könne und fand die Idee, Werte als Alltagsprodukte feil zu bieten, spannend. Entstanden ist also ein ganzes Kaufhaus, wo der Besucher seinen Einkaufskorb nach Belieben mit seinen Lieblingswerten befüllen kann.
Seife und Moral
Manchmal, sagt Simone Simon, hätten sie sich bei der Zuordnung der Werte etwas gedacht, so beispielsweise bei Seife und Moral oder Zahnbürste und Disziplin. Und letztlich hätten sie eine Menge Spaß dabei gehabt. Denn man wolle keinesfalls missionieren, sondern die Besucher einfach nur dazu anregen, darüber nachzudenken: Warum habe ich mir jetzt diese Werte ausgesucht?
Im Sortiment des Kaufhauses gibt es auch eher negativ besetzte Werte, wie Macht, Scham oder sogar Gewalt, die die Besucher einladen über sich zu reflektieren, Fragen zu stellen und sich mit anderen Kaufwilligen oder den Verkäuferinnen auszutauschen.
Und am Ende wartet auf die Besucher eine Überraschung. Welche? Das wird nicht verraten.
Während der Valleyer Kulturtage entstand folgendes Video, das zeigt, mit wieviel Begeisterung die Besucher das Angebot wahrnahmen: