Miesbachs großes Kellerbeben
Spaß-Metal mit Crust´n´Drillaz. Foto: Ines Wagner
Musikfestival in Miesbach
Vinzenz Semmler hat diesmal gleich groß gedacht. Ein richtiges Musikfestival sollte es werden. Und das Kulturzentrum Waitzinger Keller hatte die passenden Räume parat. Eine Plattform für sieben einheimische Bands auf zwei Bühnen und jede Menge Spaß.
Wahrscheinlich waren viele erstaunt, welches Raumpotential der Waitzinger Keller bietet mit seinen Kellergewölben. Ein tolles Konzert- und Partypotential. Perfekt für ein jüngeres Publikum, eine echte Ergänzung zum großen Saal. So war Festivalorganisator Vinzenz Semmler, Motor und Mitbegründer der Folkband Mountain Lake Vista, sehr erfreut, dass viele Leute kamen und das Publikum auch altersmäßig vermischt war. Kein Wunder, hatten die Bands doch ihre Fans ohnehin im Schlepptau und die heizten ordentlich die Stimmung an.
Vinzenz Semmler war mit seiner Band Mountain Lake Vista Gastgeber des Festivals. Foto: Ines Wagner
Sieben Bands und Einzelmusiker, überwiegend aus dem Miesbacher Landkreis und Umgebung, das ist schon eine enorme Musikvielfalt auf kleinen Raum, die hier zusammengetrommelt wurde. Ein großes Potential, das einst im Verein EigenArt e.V. eine gemeinsame Plattform hatte, der leider nicht mehr aktiv ist. Daher wuchs in Vinzenz Semmler die Idee des Indoor-Festivals. Diese Idee unterstütze die Leiterin des Kulturamtes in Miesbach Isabella Krobisch gern, indem sie dem Musikspektakel ein pfundiges Gewölbedach über dem Kopf bot.
Konzerte mit Ausstellung
Von Singer/Songwriter über Alternative/Indie-Rock, Folk, Country-Rock und Heavy Metal zu Funk – alles war dabei. Und es wäre kein Kulturfestival, hätte Semmler nicht noch andere Sparten eingeladen. Eines der Gewölbe diente als Ausstellungsraum für junge heimische Kunstschaffende wie Brigitte Jost, Michi Maier und die Valleyerin Katharina Probst, die mit ihrem Label Unikäthe alten Kleidern, Anzügen und Spitzen neues Leben einhaucht.
LaPrêle mit melodischen Indie Songs. Foto: Ines Wagner
Auf zwei Bühnen gings ordentlich zur Sache. Die Aufwärmphase übernahm der Kuschelpirat aus dem Dachauer Raum mit Gitarre, Gesang und einer endlosen Reihe von Witzen. Darauf folgte mit bemerkenswerter Stimme Indie-Rocker Alexander Laprell alias LaPrêle vom Tegernsee mit einfühlsam-melancholischen Songs.
Countryrock-Band “No Man´s Land” aus Bad Tölz um Frontmann Tobias Gmach. Foto: Ines Wagner
Inzwischen hatten sich die Gewölbe auch gefüllt. Als die Country-Rocker von No Man´s Land aus Bad Tölz die Bühne betraten und ihre melodisch-rockigen Songs spielten, kam der Abend so richtig in Schwung. Weiter gings von Schwung auf Sprung, im wahrsten Wortsinn. Den Leitner-Burschen der Spaß-Metal-Truppe Crust’n’Drillaz aus dem Nordlandkreis waren ein paar Hennen abhanden gekommen –der Running Gag des Abends:
„Wo san de Hena hi?“
„Crust´n´Drillaz beim Kellerkulturfestival – Kostümwechsel im Programm. Foto: Ines Wagner
Metal auf Boarisch, Action und Kostümwechsel auf der Bühne, nicht nur im Weißbier-Glas. Zwei Schlagzeuge, ein hoher Spaßfaktor, trashig, schnell, witzig, laut und chaotisch. Da gabs grandioses Getöse auf die Ohren.
Mountain Lake Vista: Sebastian Schaal, Vinzenz Semmler, Tobias Gmach, Guistina Gabelli (v.l.). Foto: Ines Wagner
Die Hörgeräte konnten sich dann wieder auf normal einpegeln beim Gig der Folkband Mountain Lake Vista. Vinzenz Semmler, Sebastian Schaal und Tobias Gmach, Frontmann von No Man´s Land, wurden unterstützt von Guistina Gabelli am Akkordeon, das warme, erdige Töne in die Songs von Fernweh, Aufbruch und Freiheit brachte. Ukulele und Banjo rundeten die Sounds von Gitarre und Cajon ab. „Into The Great Wide Open“ und durch “Indigo”-blaues Wasser ging die Klangreise, die nach Zugabe verlangte.
Noch lauter, noch schneller: Child on Fire
Aber noch längst war die Festivalnacht nicht zu Ende. Und wer bereits bei Crust´n´Drillaz meinte, noch schneller und lauter ginge nicht, der bemerkte bei Metalband Child on Fire aus Schliersee bereits bei den ersten Klängen den Irrtum. Kick Ass Metal vom Feinsten für die Fans.
Child on Fire mit Kick Ass Metal. Foto: Ines Wagner
Wem es zu laut war, konnte sich gemütlich an der Bar oder in der Ausstellung die Zeit vertreiben. Das weite Kellerareal liess viele Möglichkeiten zu, sodass sich die Festivalbesucher in mehreren Räumen bequem verteilten. Den fulminanten Abschluss des ganzen Spektakels bildete die Funk- und Soulband Les Beignets aus Holzkirchen, es wurde gegrooved und getanzt.
Enthusiasmus und beste Vernetzung
Der Erfolg des KellerKulturFestivals lag ganz deutlich auch an der guten Vernetzung Vinzenz Semmlers und der großartigen Stimmung der Musiker untereinander. In der Musikszene im Landkreis kennt und schätzt man sich eben. Der eine spielt hier, der andere mal dort mit. Es gibt gute Synergien. Alle in einem derart vielfältigen, großen Indoor-Festival zu vereinen, das ist schon eine echte Leistung. Hut ab, Vinz! Wir drücken die Daumen, dass das Projekt eine Fortsetzung findet.