Keramisches Kaleidoskop

Maria Schmalhofer-Jacobi in ihrer Ausstellung „Keramisches Kaleidoskop“. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Eine ausgewogene und spannend präsentierte Vielfalt in Form, Struktur und Farbe zeigt die Miesbacher Keramikerin Maria Schmalhofer-Jacobi in der Galerie im Autopavillon Steingraber in Holzkirchen.

Der erste Eindruck ist: Harmonisch gestaltete Inseln von Keramiken in unterschiedlicher Farbe und Form, ergänzt von farblich dazu passenden Wandreliefs. Die Besucherin lässt die Gesamtwirkung der Präsentation einwirken und widmet sich dann den einzelnen Objekten.

Lesetipp: Nicht in Worte sondern in Ton fassen

Maria Schmalhofer-Jacobi ist dafür bekannt, einerseits für ihre Keramiken Techniken aus anderen Kulturen zu adaptieren. „Westafrika hat mich geprägt“, erzählt sie. Dort sind es Frauen, die Keramiken mit der alten Rauchbrandtechnik fertigen. „Es wird von innen angezündet und dann entsteht ein gigantisches Feuer bis zu 900 Grad Celsius.“

Rauchbrand
Gefäße mit Rauchbrand gefertigt. Foto: MZ

Diese Technik habe sie weiterverfolgt und für ihre Zwecke reduziert. Zunächst mache sie im Elektroofen einen Niedrigbrand und ergänze diesen dann im Freien durch einen Rauchbrand in einem Kessel mit Sägemehl. Weil sie diesem durch einen Deckel die Luft entziehe, entstünden Flammungen, die sie noch durch die Zugabe von Kupfersulfat verstärke. „Dann kommt es zu den schönen Herbstfarben“, erklärt die Künstlerin.

Eindrücke aus der Natur

Neben ihrer ausgefeilten Technik ist Maria Schmalhofer-Jacobi aber auch durch die Formen und Inhalte ihrer Keramiken bekannt. Zumeist sind es ihre Eindrücke aus der Natur, die sie verarbeitet. „Ich versuche, der Natur auf die Schliche zu kommen“, meint sie. Dabei ist der Künstlerin die Parallele der Natur zur menschlichen Existenz wichtig.

Keramisches Kaleidoskop
Schiffsurne. Foto: MZ

In ihrer aktuellen Ausstellung in Holzkirchen zeigt sie nun ein keramisches Kaleidoskop ihrer Arbeiten. Der Rundgang startet mit einem gesellschaftlichen Thema. „Schiffsurne“ nennt sie ihr Werk, das die Verbindung von Leben und Tod darstellen soll. „Die Menschen steigen in ein Schiff, glauben sie finden die Erlösung und fahren in den Tod“, fasst sie ihre Gedanken bezüglich der Ertrinkenden im Mittelmeer zusammen. Dazu passt der Torso an der Wand, den sie Vergänglichkeit nennt und der Entstehen und Vergehen sowie die Zerrissenheit des Menschen zeigt.

Rauchbrand-Gefäße

In einer auf verschiedenen Sockeln stehenden Präsentation findet der Besucher Gefäße mit unterschiedlichen Formen und Farben, erzeugt durch Rauchbrand. Ergänzend dazu hat Maria Schmalhofer-Jacobi ein keltisches Idol dazu gestellt. Denn auch mit keltischer Keramikkunst befasste sie sich tiefgründig.

Spirale
Spirale. Foto: MZ

Auf der Basis des Möbiusbandes entstand eine kugelförmige Spirale, die nur eine Fläche besitzt. „Kompliziert“, meint die Künstlerin, die ihre Werke sämtlich aufbaut.

Baumrinden
Drachenblut. Foto: MZ

Im zweiten Teil der Ausstellung wird die Beziehung der Keramikerin zur Natur deutlich. Verschiedene Formen, die an Samenkapseln angelehnt sind, hat sie ebenso wie Wespennester aus weißem Ton aufgebaut und poliert. Sie werden harmonisch ergänzt durch Wandreliefs, die an Baumrinden erinnern. Es handle sich dabei um den Drachenbaum, der auf der jemenitischen Insel Sokotra wächst und vom Aussterben bedroht sei. Der Saft, das Drachenblut, werde für medizinische Zwecke verwendet, erklärt Maria Schmalhofer-Jacobi. Für sie sei dies auch ein Sinnbild dafür, wie wichtig und gleichsam verletzlich die menschliche Haut sei.

Keramisches Kaleidoskop
Chinesische Birkenrinde. Foto: MZ

Auch an der rechten Wand findet der Besuchende Reliefs, die die Künstlerin der chinesischen Birkenrinde nachempfunden hat. Hier hat sie in den Ton Inlays eingefügt und farbig unterglasiert, so dass eine matte Oberfläche erhalten bleibt.

Maria schmalhofer-Jacobi
Mensch und Gebirge. Foto: MZ

Unser Rundgang endet, so wie er begann, mit einem gesellschaftlichen Thema. „Mensch und Gebirge“ heißt die Keramik, die einerseits zeigt, dass Berge oft wie menschliche Gestalten geformt sind, andererseits aber darauf hinweist, wie sich der Mensch die Natur untertan gemacht hat. Maria Schmalhofer-Jacobi sagt: „Der Mensch ist verletzbar wie das Gebirge, in beiden wird die Brüchigkeit sichtbar.“

Die am 18. November eröffnete Ausstellung „Keramisches Kaleidoskop“ ist bis zum 8. Januar 2022 in der Galerie im Autopavillon Steingraber in der Robert-Bosch-Straße 1 Holzkirchen montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Bitte Mundschutz tragen.

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