Es muass do no wos anders gebn
Die Kuh und ihre Freunde. Foto: Karin Sommer
Kindermusical in Miesbach
Die achtjährige Nell sitzt im Publikum und erschrickt, weil die Leute auf der Bühne sagen, sie müssen die Vorstellung wegen einer Grippewelle absagen. Gott sei Dank übernehmen die Putzfrau und die Souffleuse dann die Hauptrollen und das „Muhsical“ für Kinder im Waitzinger Keller kann stattfinden.
Die Geschichte beginnt mit einer Kuh, die nicht damit einverstanden ist, ihr Leben nur mit grasen, kauen und Milch geben zu verbringen. „Do muass do no wos anders für mi gebn“, sagt sie sich. Und schon entsteht der Wunsch, in die Stadt zu reisen und eine Kinovorstellung zu besuchen.
Vom Gelächter der anderen lässt sie sich nicht abhalten, schwingt sich in ihr rot-weiß-blaues Dirndl und marschiert los. Vor dem ersten Hindernis, dem Gatter, droht sie zu verzweifeln. Vielleicht würde sie auf ihrer Weide sitzen bleiben, würden ihr nicht die agile Putzfrau (Bele Turba) und der gutmütige Bauer (Martin Wenzl) bereitwillig zu Hilfe eilen.
Hanna Bogner bringt als Kuh die Kinder zum Lachen. Foto: Karin Sommer
Mit Abenteuerlust und Mut
Mit einer Portion Abenteuerlust und Mut bestreitet die aus der Reihe tanzende Kuh (Hanna Bogner) ihren Weg. Begleitet wird sie von einer Band und ihren unglaublich verwandlungsfähigen Freunden. Im Handumdrehen wird aus dem Bauern ein Straßenarbeiter, der sich dann wieder in einen Polizisten verwandelt und kurz darauf als Straßenbahnführer wiederkehrt.
Die Kuh sucht den Weg in die Stadt (Hanna Bogner und Bele Turba). Foto: Karin Sommer
Die hübschen Platzanweiserinnen (Janete Kyeyune und Sonja Welter) waren gerade noch auf der Weide grasende Kühe, purzeln aber jetzt als Knödel durch die Gegend, um Minuten später als Straßenpfosten ins Pflaster geschlagen zu werden.
Lebendes Bühnenbild
Das Bühnenbild lebt, ist einer ständigen Veränderung durch wenige Handgriffe unterworfen. Aus der eben noch grünen Wiese wird mithilfe einer Mistgabel eine Straße heraus gehauen, kurz nachdem diese Mistgabel als E-Gitarre Rockmusik zum Besten gab. Auch der Theaterdirektor (Martin Mantel) scheut sich nicht, ein kurzfristiges Dasein als Baum zu führen oder der armen Kuh als Metzger hinterherzujagen. Nur die Zurufe der Kinder aus dem Publikum retten die Kuh in diesem Moment vor dem drohenden Kochtopf.
Alle freuen sich darüber, dass die Kuh ihr Ziel erreicht hat. Foto: Karin Sommer
Die Botschaft, die das bunte Musical vermittelt, hat ihren Wert. „Da muss man sich halt was einfallen lassen“ wird immer wieder in schwierigen Situationen gesungen. Sogar das Publikum bringt sich in einen Rapsong ein, der Stimmung macht. Klar ist, dass es die Kuh nicht alleine schaffen würde, obwohl sie das immer wieder glaubt. Ohne die hilfreichen Arme um sie herum, würde es nicht zur letzten Szene kommen, in der sie dann tatsächlich vor dem Kino in der großen Stadt steht.
Lachen und mitmachen
Lied von der Kuh, die ins Kino gehen wollte:
Die Lustspielhaus-Produktion auf der Bühne des Waitzinger Kellers ist abwechslungsreich, mit hohem Tempo und die Darsteller wirken tolpatschig genug, dass die Kinder immer wieder über sie lachen können. Live-Combo und Schauspieler halten mit Leichtigkeit die Aufmerksamkeit der vielen Kinder, die alle bis zur letzten Minute in ihren Stühlen sitzenbleiben. Am Ende dürfen sie mitsingen, durch den großen Saal marschieren und dann noch einmal kräftig applaudieren, weil die mutige Kuh, die aus der Reihe getanzt war, es tatsächlich in den Kinosaal geschafft hat.