FRÄNZCHEN, das Kinderprogramm der Villa Stuck
Die Villa Stuck in München bietet ein Kinderprogramm an. Foto: Isabel Sophie Oberländer
Kinderprogramm in München
In Ruhe eine Kunstausstellung genießen, während der Nachwuchs Spaß beim Erkunden der Museumsräume in der Kleingruppe hat? Die Villa Stuck in München Haidhausen macht es möglich!
Kreative Köpfe, gut betreut. Ein Kindernachmittag in der Villa Stuck
Während die Sommerferien bei der Allgemeinheit der Kinder Jubelschreie hervorrufen, sorgen sie bei einer Vielzahl von Eltern eher für schlaflose Nächte und Schweißausbrüche. Es stellt sich die Frage: „Wohin mit den Kindern…?“ Die Ansprüche sind hoch: Die Kinderbetreuung soll die Schnittstelle maximaler Freude mit minimalem (Kosten-)Aufwand darstellen, zuverlässig und gesellig sein und darf dabei auch gerne gestalterische und didaktische Komponenten enthalten.
Das vielfältige Kinderprogramm der Villa Stuck. Foto: Isabel Sophie Oberländer
Eine Option des Ferienprogramms, welche den Eltern oftmals erst als zweiter Gedanke in den Sinn kommt, ist ein Nachmittag im Museum, beispielsweise in der Villa Stuck. Das Kinderprogramm dort ist eines der reichhaltigsten der ganzen Metropolregion und zeigt das Engagement der Sammlung und ihrer Mitarbeitenden. Das Angebot reicht von Kleinkindern ab dreieinhalb Jahren bis ins Teenageralter hinein.
Alle Materialien werden von der Villa Stuck zur Verfügung gestellt. Foto: Isabel Sophie Oberländer
Maßgeschneidertes Kinderprogramm
Es umfasst sowohl Workshops über mehrere Wochen, die sogenannten „Villakinder“, Wochenendwerkstätten, Ferienkurse und, jeden letzten Sonntag im Monat, die „Elternzeit“. Auch ein maßgeschneidertes Format für Schul- oder Kindergartengruppen sowie Kindergeburtstage werden angeboten. Das Ziel der Kurse ist es, heranwachsende Menschen für den Museumsbesuch zu begeistern und bei der spielerischen aktiven Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte und ihren Akteuren die Fantasie und Kreativität der Kleinen anzuregen. Des Weiteren werden spezielle Angebote an Kinder und Jugendliche sozial schwacher oder geflüchteter Familien gerichtet, um sie in den kulturellen Diskurs mit einzubeziehen.
Das Jugendzimmer der Villa Stuck lädt zum kreativen Schaffen ein. Foto: Isabel Sophie Oberländer
Alles unter einem Dach – wie lebte die Avantgarde des 20. Jahrhunderts?
Aufgrund der bild- und symbolreichen, opulenten Optik der historischen Privaträume des Franz von Stuck sowie der Vielfalt der Sonderausstellungen ist das Museum hervorragend für Kinder und Jugendliche geeignet. Der Angebotsklassiker ist die geführte Entdeckungstour mit einem Mitglied des pädagogisch und kunsthistorisch ausgebildeten Personals durch das Haus mit anschließendem thematisch passendem Kreativworkshop im „Jugendzimmer“.
Die Kreativwerkstatt im Jugendzimmer. Foto: Isabel Sophie Oberländer
So nennt sich der perfekt zum Basteln und Gedankenaustausch ausgestattete Gruppenraum im Untergeschoss des Museums. Die Ästhetik der Originaleinrichtung vermittelt den jungen Besuchenden das Lebensgefühl des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Sie können sich bei der Führung lebhaft vorstellen, welche Art Mensch Franz von Stuck war, welche Persönlichkeiten in der Villa ein- und ausgingen und welche Stilmittel den Wohnstil wohlhabender Künstler zur Zeit des Jugendstils geprägt haben. Die Gestaltung der Innenräume mit viel Gold, Bildnissen nach antiken Vorbildern und des von Franz von Stuck eigenhändig gefertigten Mobiliars hauchen der Vergangenheit leben ein und lassen die Kinder in eine andere Welt eintauchen. Außerdem können die jungen Teilnehmenden anhand des Gesehenen Parallelen zum ästhetischen Empfinden unserer heutigen Zeit ziehen.
Museum ist langweilig? Von wegen!
Auch die zeitgenössischen Sonderausstellungen der Villa Stuck schlagen eine Brücke in die Gegenwart und regen durch ihre Ausdrucksstärke und ihre Vielfalt in Farbe und Form die Gedankenwelt an.
Im Anschluss an die Führung entstehen kleine Kunstwerke. Foto: Isabel Sophie Oberländer
Im anschließenden Workshop im „Jugendzimmer“ heißt es dann „kreativ werden“, denn die Kinder haben die Möglichkeit, das Erlebte in angeleiteten Bastelprojekten zu visualisieren und zu verarbeiten. So entstehen kleine Kunstwerke, welche anschließend als Andenken in die heimische Galerie mitgenommen werden dürfen.
Spaß-Zeit für die Kinder, Auszeit für die Eltern
„Ich bringe Nathalie* schon seit einiger Zeit einmal im Monat hierher. Sie liebt es und redet nach dem Termin von nichts anderem mehr. Meine Tochter begeistert, dass die Kunstschätze in der Gruppe entdeckt werden und sie dort einen guten Anschluss und viele Freunde gefunden hat. Ich habe ein gutes Gefühl dabei, Nathalie hier im Museum betreuen zu lassen, denn sie ist in besten Händen und lernt gleichzeitig, beim Basteln ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen und ihre Motorik zu verbessern“, erzählt Veronika W.*, die Mutter der Vierjährigen. Für Veronika selbst bedeute die „Elternzeit“ allem voran „endlich einmal etwas Ich-Zeit in dem 24 Stunden-Job als alleinerziehende Mutter.“ „Sie sprechen mir aus der Seele“, beteiligt sich eine andere Mama am Gespräch. Sie erzählt weiter: „Endlich kann ich einmal in meinem Tempo eine Ausstellung besuchen. Die Kunst wirkt auf mich in diesem Moment der Ruhe ganz anders.“
Die Nachfrage nach derartigen Angeboten ist groß
Das einzige Manko, welches sich aus den Elterngesprächen ergeben hat, ist der allgemeine Mangel an Aktionen dieser Art. Viele Eltern würden beispielsweise gerne eines der Langzeitprogramme für ihre Kinder in Anspruch nehmen, doch dafür gibt es lange Wartelisten. Es ist ersichtlich, dass eine hohe Nachfrage besteht, doch im Vergleich dazu gibt es wenige Plätze in den Sammlungen. Es lässt sich hoffen, dass die Kommunen die Chance ergreifen, an diesem Punkt anzusetzen und mehr personelle, finanzielle und materielle Ressourcen für die Programmdurchführung zur Verfügung stellen.
*Name von der Redaktion geändert
Zum Weiterlesen: Der Wendelstein Männlein Weg