Der Kirchsee von abstrakt bis gegenständlich
Reinhold Schmid in seiner Ausstellung. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Bad Tölz
„Kirchsee“ nennt der Valleyer Künstler Reinhold Schmid seine Ausstellung im Stadtmuseum Bad Tölz. Er zeigt stille Bilder, in denen er immer wieder die Stimmung mit Wasser und Spiegelungen ganz unterschiedlich im Spannungsraum zwischen abstrakt und gegenständlich einfängt.
Reinhold Schmid mit seiner Frau Andrea sind in der letzten Phase der Hängung, als wir im Stadtmuseum eintreffen. Wir bekommen eine Vorabführung durch die sehenswerte Präsentation in den beiden Ausstellungsräumen. „Ich habe in den letzten zwei Monaten 15 Bilder gemalt“, erzählt er, „der Kirchsee ist mein Lieblingsmotiv und er ist immer wieder anders“. Er sei so klein und kuschelig, erklärt er seine Vorliebe, vor allem aber schätze er, dass er nicht, wie andere Seen der Region, verbaut sei.
Blick in die Ausstellung. Foto: Petra Kurbjuhn
Man könnte meinen, immer wieder den Kirchsee zu malen, sei langweilig. Keineswegs, denn sowohl Farbgebung als auch Lichtspiele verändern sich, je nach Jahres- oder Tageszeit. Zudem hat Reinhold Schmid seine Eindrücke in unterschiedlichem Malstil verarbeitet.
o.T. Foto: Petra Kurbjuhn
Da hängen zwei ältere Bilder, die eine ganz abstrakte Anmutung haben. „Das könnte überall sein“, meint der Künstler. Andere wiederum sind eindeutig am Kirchsee entstanden, wenn etwa das Kloster Reutberg am Horizont erscheint oder die Struktur der Berge zuzuordnen ist.
o.T. Foto: Petra Kurbjuhn
Reinhold Schmid ist zumeist am Abend vor Ort, so haben viele Bilder auch den warmen Schein der Abendsonne. Er fotografiert, um die Farbschwingungen festzuhalten, aber er richtet sich auch schon ein Motiv so hin, wie er es später malen möchte. Beispielsweise fotografiert er einmal den Steg ins Wasser ganz frontal und dann wieder schräg verlaufend.
o.T. Foto: Petra Kurbjuhn
Die meisten der Bilder leben von den Spiegelungen im Wasser. Einmal ist die Farbgebung sehr warm in Orangetönen und zeigt, dass es ein Moorsee ist. Andere Bilder, im Winter entstanden, haben ein kühle Anmutung.
Reinhold Schmid zeigt auf ein Bild, das im Vordergrund den Übergang vom Wasser zum Eis beinhaltet. „Davor spiegeln sich die Wolken im Wasser“, erklärt er, dahinter aber ist die opaque Eisfläche zu sehen.
o.T. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein Bild fällt ein bisschen aus dem Rahmen der Bilder mit Spiegelungen und Farbschwingungen. Hier hat Reinhold Schmid in kräftigem Braun den Steg mit Stufen in den See gemalt.
Er gibt aber ein weiteres Rätsel auf und fragt: „Welches Bild passt nicht in die Reihe?“ Wir finden es nach einigem Suchen und geben das Rätsel mit dieser Bilderserie weiter.
o.T. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Ausstellung „Kirchsee“ zeigt Bilder, die in mehrfacher Hinsicht sehenswert sind. Sie vermitteln eine meditative Stille, die in unserer hektischen Zeit, gerade jetzt in der Fastenzeit, zum Innehalten auffordern. Sie sind ein Angebot, diese Stille selbst einmal wahrzunehmen.
o.T. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Bilder zeugen auch von Geduld, denn Reinhold Schmid erzählt, dass er oft lange warten muss, bis der See glatt wie ein Spiegel vor ihm liegt und er dann die Kamera zücken kann. Viele seiner Bilder beinhalten diese exakten Spiegelungen.
Darüber hinaus versteht es der Künstler, sein Wissen um Komposition und Farbschwingungen einzubringen. Die immer wiederkehrende horizontale Linie zwischen Wasser und Land und vertikale Komponenten machen die Spannung aus. Lichtreflexe der Abendsonne auf dem Wasser und die Stimmung in den zumeist in Gelb-Orange-Farbtönen gehaltenen Bildern faszinieren den Betrachter. Bildtitel hat Reinhold Schmid seinen Bildern bewusst nicht gegeben.
Zum Weiterlesen: Grenzbereich zwischen Realität und Abstraktion