Kleine Helden in Tegernsee

Zwei Stunden waren sie die „Kleinen Helden“, die beiden Hinterbänkler im Landtag. Andreas Kern und Jörg Herwegh überzeugten zur Premiere gestern in der politischen Kabarett-Komödie im Alten Schalthaus in Tegernsee. Wer bekam alles sein Fett ab?

In zehn verschiedene Rollen insgesamt schlüpften die beiden Komödianten in ihrem rasanten Spiel. Es ging um die üblichen Dinge wie Macht, Gier, Spezl- und Amigowirtschaft, um Parteispenden, um Mediengerangel und um Inkompetenz der Volksvertreter. Eine schauspielerische Glanzleistung von beiden Darstellern.

Da ist Korbinian Kirchleitner, Philologe und Historiker, der ohne jegliche landwirtschaftliche Ambitionen im Agrarausschuss tätig sein soll. Sein roter Gegenspieler von der SPD trägt den wunderschöne Namen Ansgar Freiherr von Sallm-Flürenbrock, der zwar was von Landwirtschaft versteht, aber ein aufgeblasener Wichtigtuer ist.

Die beiden politischen Gegner formulieren indes die wirkliche Steigerung von Feind, die geht nämlich so: Feind – Todfeind – Parteifreund. Sie erkennen das Spiel und drehen den Spieß um. „Wir kennen die dunkle Seite der Macht“ tönt es aus dem Off. Wie die beiden Watschenmänner das machen und wie es ausgeht, soll nicht verraten werden.

Denn es ist sehenswert, das Stück von Andreas Kern vom Tegernseer Volkstheater, in dem der Parteivorsitzende Hans Bachhauser den noch amtierenden Ministerpräsidenten Max Vogel aushebelt, in dem der persönliche Referent Seehauser sich nur um seine privaten Dinge kümmert und ein österreichischer Herr Nestler dicke Kuverts überreicht, nein, keine Parteispende, nur als Unterstützung für ein zu schreibendes Buch gedacht.

Wohin gehen staatliche Zuschüsse für Kultur? Doch nicht an „linke Kabarettisten-Bazillen“, die es wagen, unangenehme Wahrheiten zu sagen, „die ignoriere ich noch nicht einmal“, verkündet der Parteivorsitzende. Aber nicht nur die Schwarzen, auch die Roten werden aufgespießt, denn der aufstrebende Christoph Oder will dem Wähler zeigen, „dass wir’s auch können“. Er dreht das Clausewitz Zitat forsch um und sagt: „Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.“

Eine besonders rasante Szene ist die im Bayerischen Fernsehen, wo unsere beiden Hinterbänkler vorgeschickt werden und umschichtig ins Jackett des Moderators Herrn Gottlich schlüpfen. Und dann kommt die Grünen-Sprecherin und die Freien Wähler und die Piraten. Und das ganze Politik-Karussell dreht sich immer schneller, auch der Freiherr dreht Pirouetten im Tutu. Gut, ein bisschen Klamauk, ein paar Kalauer sind auch dabei, aber insgesamt ist der Abend ergötzlich.

Ein besonderer Gag, den die Akteure nicht ahnen: Als Abschiebeposten für hochrangige Parteileute wird der Vorsitzende des Katholikenrates vorgeschlagen. Im Publikum sitzt ein solcher, die Gäste amüsieren sich königlich und applaudieren am Ende kräftig.

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