Was im Tischtennisraum begann…

Hugo Eder mit Helmut Eckl. Foto: Becky Köhl

Jubiläum in Waakirchen

…entwickelte sich zu einer kulturellen Größe im Landkreis Miesbach: die Waakirchner Kleinkunstbühne, die jetzt ihren 40. Geburtstag feierte. Dabei waren Künstler vom Beginn ebenso wie solche der jüngsten Vergangenheit, ein großartiger Abend. Danke Hugo Eder!

Über 250 Veranstaltungen mit Künstlerinnen und Künstlern, die heute berühmt sind, hatten ihren Start in Waakirchen, anfangs im Gasthaus Knabl, in der Turnhalle, im SV-Vereinsheim und vor allem in der Aula der Grundschule. Zu verdanken ist das der Spürnase von Hugo Eder und seiner Frau Rosi, die künstlerische Qualität entdeckten und ihre Gäste davon überzeugen konnten.

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Im Flyer für die Jubiläumsveranstaltung sind sie alle aufgeführt, die teilweise auch mehrfach da waren: von Alfred Mittermeier und Amadeus Wiesensee über Quadro Nuevo und Luise Kinseher bis hin zu den Wellküren und Werner Meier.

Eine besondere Rolle hat der Zither-Manä. Mit ihm begann alles, damals am 6. Oktober 1984 im Tischtennisraum.

Hugo Eder
Zither-Manä. Foto: BK

Aber der Reihe nach. Der Verein Kleinkunstbühne Waakirchen mit ihrem Vorsitzenden Hugo Eder hatte vor dem eigentlichen Jubiläumsprogramm zur Feier seine Mitglieder und Freunde eingeladen. Dazu spielte die Tegernseer Formation Trovasur. Die achtköpfige Band begeisterte mit ihren lateinamerikanischen im Original gesungenen Liedern über Liebe, Begehren und Tod ebenso wie mit Erinnerungen an Georges Moustaki und Edith Piaf.


Trovasur. Foto: BK

Bürgermeister Norbert Kerkel würdigte anschließend in der Aula Enthusiasmus und Kunstverstand des Vereins, der über all die Jahre in niveauvolles Programm auf die Bühne gebracht habe. „Eine großartige Leistung“, lobte er, die vergnügliche und erhellende Stunden beschert habe. „Frech, witzig, kritisch, auf der Höhe der Zeit“, damit habe sich die Kleinkunstbühne einen festen Platz erobert.


Waakirchens Bürgermeister Norbert Kerkel. Foto: BK

Die Künstler aufs Land holen, das sei sein Anliegen gewesen, erzählte Hugo Eder, startete dann vor 40 Jahren mit dem Zither-Manä aus Schaftlach und dem Münchner Urgestein Helmut Eckl, Mundartdichter, Turmschreiber, Satiriker. Auch jetzt eröffneten die beiden bekannten Künstler den Abend, nachdem ein anderes Urgestein, der Liedermacher Sepp Raith im Schweinsgalopp (unmöglich wiederzugeben) alle Anwesenden begrüßt hatte.

Mit ihrem intelligenten und vergnüglichen musikalischen und literarischen Dialog, bei dem sie Gesellschaft, Alter, Politik, Kirche und vieles andere aufs Korn nahmen, unterhielten die beiden Künstler das Publikum ganz prächtig. Helmut Eckl konnte ganz vorzüglich das Alter persiflieren und der Manä riss mit „Lago di Bonzo“ oder „Come on in my kitchen“, die Jubiläumsgäste mit. „Ois versaamt“ haben die beiden gewiss nicht.

Hugo Eder
Sepp Raith. Foto: BK

Das Alter thematisierte auch Sepp Raith mit seinem „Kukident Blues“ und gestand, nix Tiger, nix Hai. Jetzt singe er nur noch Lobeshymnen auf Bayern, denn man habe es geschafft, sogar aus der Pandemie noch 40 Millionen Euro herauszuholen, legte er wie gewohnt den Finger in die Wunde.


Trio Grenzenlos: Rudi Zapf, Ingrid Westermeier und Sunny Howard (v.l.). Foto: BK

Mit dem Trio „Grenzenlos“ hatte Hugo Eder einen der ganz treuen Künstler, Rudi Zapf, eingeladen. Und wie immer begeisterte der Vollblutmusiker mit seinen beiden Partnerinnen Ingrid Westermeier und Sunny Howard zu Beifallsstürmen. Unglaubliche Virtuosität neben feinfühligem gemeinsamen Musizieren, ein absoluter Genuss. Vivaldi und ukrainisches Volkslied, Klezmer und Tango, Boarischer und irisches Lied, das Publikum konnte nicht genug bekommen und brachte Hugo Eders Ablaufplan gehörig durcheinander.


Katharina Ritter. Foto: BK

Nach der verkürzten Pause gab es mit der Geschichtenerzählerin Katharina Ritter eine Überraschung. So hatte wohl noch niemand eine Erzählerin erlebt. Sie setzte Mimik, Gestik, Sprache und Körper voll ein um die Geschichte von der Frau Elend, die den Tod übertölpelt, zu spielen.

Frieden in der Welt sei ihm ein Herzensanliegen, kündigte Hugo Eder den letzten Beitrag des Abends an. Dies sei durch das Zusammenspiel der Russin Yulia Merten und der Ukrainerin Katerina Bylousova und ihrer genialen Musik symbolisiert.


Yulia Merten und Katerina Bylousova. Foto: BK

Von einer gefühlvollen Melodie über die Liebe über rasend schnell gespielte Stücke bis hin zu Astor Piazzollas Tango faszinierte Yulia Merten mit ihrer Domra, begleitet von der Pianistin Katerina Bylousova, das Publikum. Die beiden Musikerinnen überzeugten mit ihrer musikalischen Qualität und zeigten, dass die Musik alle Gräben überwinden kann. Die virtuose Domraspielerin bedankte sich bei Hugo Eder, dass sie beim wiederholt musizieren durfte und widmete ihm den letzten Tango bevor dieser alle Gäste zum Büffet einlud.

Das Programm der Kleinkunstbühne für das Jahr 2024 finden Sie auf der Webseite. Die nächste Veranstaltung findet am 8. November mit Alfred Mittermeier statt.

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