Klimafreundlich essen – was soll das?
Aktion „Klimafreundlich essen“. Foto: Anschi Hacklinger; Design: Katrin Baur
Initiative in der Fastenzeit
Endlich kommt sie wieder, die schönste Zeit des Jahres. Die Zeit, in der man nach Herzenslust fasten, verzichten, sich kasteien darf, nachdem die Faschingszeit mit Müh und Helau und Krapfen aller Art glücklicherweise vorbei ist. Hatte man gerade noch die Weihnachtsgans verdaut, legte sich das Schmalzgebackene im schlimmsten Fall mit Leberkäs noch obendrauf…Rettung naht: Die Fastenzeit mit der Aktion „Klimafreundlich essen“.
Die Idee dazu entstand letztes Jahr im Rahmen des Klimafrühlings 2019. Hier waren Veranstaltungen und Aktionen zum Thema Klimawandel gefragt, die Wirkstatt Anders wachsen beteiligte sich mit zwei kreativen, konstruktiven Beiträgen. Dabei war auch der MiaschBurger-Wettbewerb , dessen Idee ebenfalls weiterverfolgt wird. Es hilft nunmal nichts, den überbordenden Fleischkonsum nur anzumahnen – Lösungen sind gefragt.
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Ein prächtiges Exemplar eines MiaschBurgers, die vegetarische Alternative zur Leberkassemmel.Foto: Katrin Baur
Zu viel, zu wenig, wurde aus Genuss schon Gewohnheit?
Um den Einstieg zu weniger Fleisch zu erleichtern, beginnt mit der Fastenzeit die Aktion „Klimafreundlich essen“, ein Gemeinschaftswerk der katholischen Pfarrverbände Miesbach und Hausham unter der Federführung von Gemeindereferent Johannes Mehringer, der Evangelischen Gemeinde Miesbach sowie der Wirkstatt Anders wachsen.
Tipps zum regionalen Einkauf
Das Prinzip ist einfach: Für sechs Wochen wird nur die „klimafreundliche“ Menge Fleisch gegessen, d.h. 300 g pro Woche, ein Viertel des durchschnittlichen Verbrauches. Bezeugt wird dies durch eine Mitmach-Urkunde. Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wöchentliche Mails mit vegetarischen Rezepten, Tipps zum regionalen Einkauf von Fleisch und sonstigen Informationen zum Thema Ernährung. Abgerundet wird das Angebot durch zwei Klimadinner im Evangelischen Gemeindehaus in Miesbach. Hier wird zusammen gekocht und anschließend gegessen sowie Erfahrungen ausgetauscht.
Oberbayrische Kulturlandschaft. Foto: Anschi Hacklinger
Wichtig ist den Organisatoren und Organisatorinnen auch, dass es vor allem um eine Reduzierung des Fleischkonsums geht, nicht grundsätzlich um vegane oder vegetarische Ernährung. Johannes Mehringer, Gemeindereferent und selbst Landwirt im Nebenerwerb: „Milchviehwirtschaft gehört zu unserer Kulturlandschaft, und dabei fällt nunmal Fleisch an. Der entscheidende Punkt ist, wie das Tier aufwächst – wenn wir bereit sind, den Landwirten einen angemessenen Preis für gutes Fleisch zu zahlen, reduziert sich die Menge von selbst.“
Tatsache ist: Unsere Ernährung ist Teil des Klimaproblems
Ungefähr ein Sechstel unseres persönlichen CO2 – Verbrauches entsteht durch Ernährung, rund 60 Kilogramm Fleisch isst jede/r Deutsche im Durchschnitt. Der Anteil an biozertifiziertem oder regional erzeugtem Fleisch liegt bei weniger als 2%. Massentierhaltung verursacht neben dem CO2-Ausstoss die hinlänglich bekannten Probleme wie Nitratbelastung, Tierleid, Antibiotikaresistenzen etc. Gründe genug, die eigene Ernährung zu hinterfragen.
Fastenzeit – Zeit der Besinnung und des Neuanfangs?
Es kann also ein Anfang sein, in einer gemeinschaftlichen Aktion mal wieder Gewohnheiten auf den Kopf zu stellen, ungewohnte Gemüsesorten zu probieren, gelegentlich auf’s Kantinenessen zu verzichten und lieber selbst zu kochen. Saisonal, regional, vegetarisch, warum nicht?
Selbstangebautes Gemüse überzeugt in Geschmack und Klimabilanz am allermeisten. Foto: Anschi Hacklinger
Apropos, zum Schluss noch eine Anekdote: Schwiegertochter servierte dem Schwiegervater (80 Jahre alt, überzeugter Fleischesser) gelegentlich fleischloses Essen. Er aß zwar die vorgesetzten Sellerieschnitzel, doch sein in den Bart gemurmeltes Kompliment war nicht zu überhören: „Im Krieg waar ‚ma froh g’wesn, wenn ma des kriagt hätten…“
Nein, liebe Teilnehmer und Teilnehmerinnen, es wird wunderbar schmecken, unser Klimadinner und auch sämtliche Rezepte, die verschickt werden. Anmeldung ab sofort, auch späterer Einstieg ist möglich.
„Man schafft niemals Veränderungen, indem man das Bestehende bekämpft. Um das Bestehende zu ändern, schafft man neue Modelle, die das Alte überflüssig machen.“ (Buckminster Fuller)