Konflikt und Versöhnung

Eigenen Anteil am Konflikt akzeptieren

Das Podium der 9. Reithamer Gespräche. Foto: Petra Kurbjuhn

Podiumsdiskussion in Warngau

Das Thema hätte nicht passender sein können: „Konflikt und Versöhnung“. Kulturvision lud zu den 9. Reithamer Gesprächen ein, bei denen wiederum ein hochkarätiges Podium das Thema aus unterschiedlicher Sicht beleuchtete.

Als im vergangenen Jahr bei den 8. Reithamer Gesprächen das Thema „Konflikt und Versöhnung“ im Publikum vorgeschlagen wurde, konnte niemand ahnen, wie es jetzt in das Zeitgeschehen passte. Dennoch, die Veranstaltung versteifte sich keineswegs auf Terrorismus, sondern befasste sich vielmehr mit der persönlichen Verantwortung jedes Einzelnen.

Angela Brogsitter-Fink, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal, führte den Erfolg der Initiative in den letzten Jahren darauf zurück, dass der Ton im Umgang mit Politik und Investoren ein anderer geworden sei. Trotz unterschiedlicher Meinungen könne man aufeinander zugehen. Zum Thema Asylpolitik sprach der Integrationsbeauftragte des Landkreises Max Niedermeier. „Wir versuchen die Flüchtlinge aufzunehmen und sie sind dankbar“, ist sein Resüme. „Ehrenamtliche Helfer und Politik helfen zusammen, damit die Menschen hier eine Heimat finden.“

Konflikte machen krank

Helgard van Hüllen ist stellvertretende Bundesvorsitzende des Weißen Ringes, der sich um Opfer von Straftaten kümmert. „Das Opfer muss sein Leben in die Hand nehmen“, sagt sie. Ein Täter-Opfer-Ausgleich sei oft der Königsweg in Richtung Versöhnung, jedoch sei ein Versöhnungsdruck falsch.
„Konflikte machen krank“, konstatierte Wolfgang Huber, Facharzt für Allgemeinmedizin. Deshalb müsse ein Therapeut zunächst die Konfliktgründe bearbeiten. Dann könne man verschiedene erprobte Rituale zur Versöhnung anbieten. Die Erkenntnis des eigenen Anteils am Konflikt sei dabei von zentraler Bedeutung.

Keiner ist makellos

Die Versöhnung sei die ideale Beendigung einer Streitigkeit, im Alltag aber höchst selten. Dies räumte Anwältin Claudia Zimmer ein. Eine gütliche Einigung, bei dem beide Parteien mit erhobenem Kopf hinausgehen können, sei für sie schon ein Erfolg. Nur einmal in 30 Jahren habe sie eine wirkliche Versöhnung erlebt.

Den Klassiker aus der Bibel, nämlich die Geschichte von der Ehebrecherin, las der evangelische Pfarrer Klauß Stüwe. „Keiner ist makellos“, sagt er. In Konfliktsituationen brauche es jemanden, der kein vorschnelles Urteil fälle, sondern einen kühlen Kopf behalte. „Es gibt keine strenge Trennung gut-böse und in der Tiefe sind wir alle miteinander verbunden.“

Sechs Vorschläge für 10. Reithamer Gespräche

In der Diskussion ging es um sehr unterschiedliche Fragen. Bei anonymem Mobbing im Internet, wo kein Täter identifizierbar ist, war die Meinung einheitlich: Solche Kommentare haben in Onlinezeitungen nichts zu suchen. Dass Kinder eher zur Versöhnung bereit sind als Erwachsene, wurde ausführlich diskutiert. Am Ende kam noch das Thema Konflikt mit der Natur zur Sprache, da Regisseur Betram Verhaag aus München im Publikum saß. Mit seinen Filmen will er beispielhafte Initiativen zeigen, die die Versöhnung mit der Natur ermöglichen.

Für die 10. Reithamer Gespräche gingen sechs Vorschläge aus dem zahlreich erschienenen Publikum im Saal des Gasthofes zur Post ein. Und der Zither-Manä, der den Abend wieder mit passender Musik umrahmte, sagte öffentlich zu, auch die Jubiläumsveranstaltung zu begleiten.

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