Aus dem Land der zornigen Winde
Gruppe Altai aus der Mongolei au Gut Sonnenhausen. Foto: Altai
Konzert auf Gut Sonnenhausen Glonn
Es riecht nach Abenteuern, tiefer Naturverbundenheit, Pferdegetrappel, dem Dung, den die Kinder einsammeln, um den Jurtenofen zu heizen, es riecht nach Hammel und Ziege und Filz und vergorener Milch. Steht man in der Steppe, hört man zuweilen nichts, außer dem Wind. Und dann setzt plötzlich ein Gesang ein, wie man ihn vielleicht noch nie zuvor gehört hat. Ein Pfeifen in hohen Tönen begleitet die Stimme. Es schwebt zwei Handbreit überm Kopf, jubiliert in höchsten Höhen. Das ist der Obertongesang, “Khöömii”, aus den Weiten des Altai.
In der schier unendlichen Weite der Landschaft
Axel Tangerding vom Meta Theater in Moosach/Ebersberg hat Ganpurev Dagvan und sein 7-köpfiges Ensemble „ALTAI“ aus Ulaanbaatar nach Bayern geholt, und mit ihnen die höchst ungewöhnliche Musik der Nomaden. Wie eng das Leben der Menschen mit der Natur verbunden ist, hört man in ihren Liedern. Sie erzählen vom Wind, vom Leben mit den Tieren, von großem Respekt vor jedem Lebewesen, jeder Pflanze und jedem Stein. Jedem wohnt Göttliches inne. Jedes wird wiedergeboren. „Sag mir, wenn ein Reiskorn auf der Nadelspitze liegen bleibt“, fordert die alte Frau das Mädchen auf. „Das geht nicht“, ruft diese lachend. „Siehst Du, so schwer ist es, als Mensch wiedergeboren zu werden.“ Der Kreislauf von Geburt, Leben, Sterben und Wiedergeburt ist tief verwoben mit dem Leben der Nomaden in der schier unendlichen Weite der Landschaft. Hier ist jeder ein geborener Erzähler.
„Jeder stirbt, aber keiner ist tot.“
Man hört das rhythmische Traben der Pferde, das Lied der Vögel, das Heulen von Wölfen, selbst den Wind in den Liedern. Die traditionellen Instrumente sind Pferdekopfgeige, Flöte, Maultrommel, Schafsknochenrasseln und Ganpurev Dagvans Widderhornharfe, nach einem mehr als tausend Jahre alten Instrument von ihm selbst nachgebaut. Es gibt nur sieben Stück davon auf der Welt. Ganpurev Dagvan ist auch als Komponist bekannt. Für die in Deutschland lebende mongolische Regisseurin Byambasuren Davaa hat er bereits zum dritten Mal die Filmmusik geschrieben und mit seinem Ensemble eingespielt. Schon mit ihrem gefeierten ersten Film „Das weinende Kamel“, dem Abschlussfilm an der HFF in München, setzte sie sich intensiv mit ihrer Heimat auseinander. In eindrücklichen Bildern erzählt sie von der rauen, ursprünglichen Naturgewalt, dem Überlebenskampf und der tiefen Spiritualität und Magie, verwurzelt in Buddhismus und Schamanismus. Deshalb gab es nach dem Konzert als weiteren Höhepunkt den Film „Die Höhle des gelben Hundes“ von Byambasuren Davaa mit Filmmusik der Gruppe „ALTAI“ zu sehen.
Regelmäßige Kulturveranstaltungen auf Gut Sonnenhausen
Drei Konzerte hat das Ensemble insgesamt gegeben, eines davon im ökologischen Tagungshotel Gut Sonnenhausen in Glonn. Dort wird seit etwa 10 Jahren neben hochwertiger, biologischer Küche mit Erzeugnissen aus den Herrmannsdorfer Landwerkstätten Kultur gepflegt, einmal im Monat, mit einem ausgesuchten musikalischen Programm. Wir freuen uns schon auf weitere Konzerte an diesem besonderen Ort im Landkreis Ebersberg.
Den Musikern von „ALTAI“ wünschen wir eine gute Weiterreise nach Paris. Dort werden sie im Rahmen von „70 Jahre UNESCO“ als Kulturbotschafter der Mongolei ihre Zuhörer in die Weiten des Altai führen.