Stürmische Begeisterung: Podium für junge Solisten
Klavier, Violine und Violincello waren die klangvollen Instrumente beim Konzert am Tegernsee. Foto: pixabay
Konzert in Tegernsee
Restlos begeistert zeigte sich das Publikum beim „Podium für junge Solisten“. Vier außergewöhnliche junge Talente zeigten ihr Können im Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums – unter stürmischem Beifall.
Juliane-Sophie Ritzmann, Klavier, 24 Jahre, Maya Wichert, Violine, 12 Jahre, Philip Huber, 14 Jahre und Sophie Klaus, Violoncello, 23 Jahre, traten zum eigens konzipierten „Podium der Jugend“- Konzert auf. Die beiden Streichinstrumente wurde von Yumiko Urabe am Flügel begleitet, Professorin der Hochschule für Musik und Theater München.
Die hohen Erwartungen und die Freude auf dieses spezielle Konzert wurden gänzlich erfüllt. Der besondere Einblick auf die junge Generation von angehenden Musikern, in ihr Können und ihre geistige Reife, getragen durch die anregende Vielfalt unterschiedlicher Stücke und Komponisten, wurde mit Bewunderung und Staunen aufgenommen.
Energiedurchströmter Klavierklang
Juliane-Sophie Ritzmann ist derzeit Studentin für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Außerdem studiert sie Blockflöte im Schwerpunkt Alte Musik an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Sie präsentierte eine grandios gespielte Auswahl. Mit gestochener Präzision erfreute sich die junge Pianistin an dem packenden Trillerspiel und den schnurrenden Läufen entschlossener barocken Virtuosität Scarlattis Sonaten K 516 und 571 in d-moll, dem Biss und Witz dieses feingliedrigen und energiedurchströmten Klavierklangs.
Einfühlsames Konzert am Tegernsee
Nachdenklich und verträumt gestaltete sie aus dem „Wohltemperierten Klavier“ Bachs ernstes Präludium f-moll BWV 857. Dabei zeichnete sie den gebundenen Orgelstil sorgfältig nach, in der Fuge die ungewöhnliche harmonische Härte des strengen Themas und die zarten diatonischen Zwischenspiele. In quirliger Frische ließ sie mit tanzenden Fingern das D-Dur Präludium BWV 857 erklingen und mit flottem Tempo die fanfarenartigen Figuren der Fuge, dessen Abschluss sie mit Concerto Grosso Grandezza a la Haendel krönte. In den drei Stücken der „Pour le piano“ Suite Debussys machte sie aus dem Prélude ein Feuerwerk der Lebensfreude. Sie holte die deklamatorische und choralartige Ruhe aus der Sarabande und mit großer Virtuosität die Fröhlichkeit der Fanfare der Toccata heraus.
Zwölfjährige mit herausragendem Spiel
Außergewöhnlich wurde der Auftritt der erst 12-jährigen Maya Wichert an der Violine. Von Yumiko Urabe am Klavier begleitet, legte das junge Mädchen mit Mendelssohns einen ungeheuer ausgearbeiteten Ton und eine interpretatorische Reife hin, die ihresgleichen sucht: Ein tiefgründiges Stück voller technischer Finessen und Klangfacetten, die sie konzentriert und bewegt umsetzte. Berührendes „piano“ und einfühlsame Gesanglichkeit zeigte Maya in der Bearbeitung für Violine und Klavier von Debussys Prélude „ La fille aux cheveux de lin“. Ergriffene Stille wurde größere Anerkennung als der dann einsetzende stürmische Applaus.
Zauberhafte Violinenklänge beim Konzert am Tegernsee. Foto: pixabay
Sophie Klaus am Cello und Yumiko Urabe am Flügel spielten Brahms Sonate op.99 und tauchten in die herbe Klangsprache dieses Spätwerkes mit konzertanter Fülle ein. Kraftvoll war der 1. Satz Allegro im Pizzicato-Thema des Adagio – als würden sie das fatale Ticken der Zeit nachspielen. Wild und jagend zogen sie durch das Allegro appassionato und feinfühlig singend in seine Wendung nach betörender Süße, jedoch furios im temperamentvollen Schluss. Die junge Cellistin zeigte ein beachtliches Können und ein musikalisch großes Verständnis bei einem Werk solcher kompositorischen Meisterschaft und Reife.
Klassische Eleganz und energievolles Spiel
Philip Huber stieg in sein Programm mit Bachs Präludium und Fuge Cis -Dur BWV 848 ein, ließ die sonnige Blumenwiese dem bezaubernd fliegenden Tastenpanoramas erblühen und holte bedachte Heiterkeit aus der Fuge. Ein Klangerlebnis wurde die kluge Gegenüberstellung mit Schostakowitschs Präludium und Fuge op.87 Nr. 7 A-Dur von 1950, welches er mit klassischer Eleganz spielte. Das klingelnde Thema der zweistimmigen Fuge im Diskantregister des Klaviers ließ er dabei verzaubernd aufkommen. Darauf folgten zwei Préludes von Debussy: „ Les sons et les parfumes tournent dans l‘air“ und „ La fille aux cheveux de lin“. Diese spielte er melancholisch berührt, dagegen voller Inbrunst und Energie sowohl Rachmaninoffs „Das Tor von Kiew“ Prelude op.3 Nr. 2 cis–moll und Chopins stürmisch wogende Etüde c-moll op.25 Nr. 12. Ein Triumph!
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