Konzert mit Symbolkraft
Kateryna Byelousova, Yulia Merten und Annemarie Hagn (v.l). Foto: MZ
Konzert in Valley
Eine großartige Premiere durfte das Publikum am Samstag im Saal des Valleyer Schlossbräu mit dem Konzert „Andere Saiten“ erleben. Erstmalig spielten die Ukrainerin Kateryna Byelousova, die Russin Yulia Merten und die Bayerin Annemarie Hagn gemeinsam.
Eine Reihe von Besonderheiten habe dieses Konzert, begrüßte Organisatorin Anja Gild die Zuschauerinnen und Zuschauer, die das Glück hatten, einen Platz zu ergattern, viele mussten abgewiesen werden.
Gegenseitige Sympathie
Die erste Besonderheit sei die Konstellation der drei Musikerinnen, die noch nie zusammengespielt hätten. Allerdings musizieren Kateryna Byelousova und Yulia Merten schon seit acht Jahren gemeinsam und faszinierten die Valleyer Musikantin Annemarie Hagn bei der Kulturnacht in Waakirchen im vergangenen Jahr. Sie habe die beiden professionellen Musikerinnen einfach angesprochen, erzählt sie, und gefragt, ob sie bereit seien, mit ihr ein Konzert zu geben. Sie waren es. „Wir sind durch unsere gegenseitige Sympathie zusammengekommen“, erklärt Annemarie Hagn.
Domra, Klavier und Akkordeon
Die zweite Besonderheit sei die Konstellation der Instrumente, die Domra, in Deutschland wenig bekannt. Yulia Merten stellte das dreisaitige Instrument vor, das unter Iwan dem Schrecklichen verboten und verbrannt und 200 Jahre später von Wassili Wassiljewitsch Andrejew wieder entdeckt wurde. Sie studierte die Domra am Konservatorium von St. Petersburg, ist Solistin und Preisträgerin zahlreicher Preise. Seit 12 Jahren lebt sie in Neuhaus.
Ihre Konzertpartnerin Kateryna Byelousova studierte in Odessa Klavier und in München Musikpädagogik. Seit 12 Jahren lebt und arbeitet sie in München als Pianistin, Klavierlehrerin und Korrepetitorin.
Organisatorin Anja Gild. Foto: MZ
Das Zusammenwirken der Musikerinnen aus den verschiedenen Ländern sei eine weitere Besonderheit des Abends, betonte Anja Gild. Es habe symbolische Kraft und beweise Freundschaft und Harmonie. „Wir erleben heute hier in Valley, was die Welt nicht erlebt“, sagte sie und berührte damit das Publikum.
Unglaubliche Virtuosität auf der Domra
Mit einem Jodler von Annemarie Hagn startete das besondere Konzert. Im folgenden „Karneval von Venedig“ von Niccolò Paganini, basierend auf dem neapolitanischen Volkslied „Mein Hut der hat drei Ecken“ bewies Yulia Merten ihre unglaubliche Virtuosität auf der Domra, die Annemarie Hagn so kommentierte: „Da muss sie etwas eingebaut haben, was es schneller macht.“
Annemarie Hagn vor einem Bild von Agnes Wieser. Foto: MZ
Den ganz besonderen Charme des Abends machte es aus, dass hier die Professionalität der Musizierenden mit ganz unterschiedlichen Genres der Musik zusammentrafen mit dem Improvisationstalent von Annemarie Hagn, die immer wieder mit humorvollen Einlagen für Lacher sorgte.
„Deutschland ist eine Insel, wo alle Menschen in Frieden leben können“, sagte Yulia Merten. Sie sei glücklich über das Kennenlernen, die Leidenschaft für die Musik verbinde sie und sie sei dankbar dafür, hier spielen zu dürfen.
Maibock schon vorzeitig angezapft. Foto: MZ
„Lasset uns gemeinsam das Leben genießen“, mit diesem mit dem Publikum gesungenen Lied wurde auch gemäß dem Text „trinket aus, schenket ein“ schon vorzeitig das Maibock genossen, der eigentlich erst am 22. April angezapft werden soll.
Jodler und Mozart
Musikalisch machten die Musikantinnen eine Reise durch die Welt, durch die Zeit, als Duo, als Trio oder Solo. Es gab „La Paloma“ in der Bearbeitung von Astor Piazzolla ebenso wie einen Jodler mit Gitarre, es gab Mozart („ein Abend ohne Wolfgang ist ein leerer Abend“) ebenso wie den Csárdás.
Yulia Merten entlockt der Domra in unfassbarer Geschwindigkeit die Töne. Foto: MZ
Ein Lied widmeten die beiden Gäste Annemarie Hagn: Es beschreibe einen Tag in einem russischen Dorf und könne auch in Bayern stattfinden, erklärte Yulia Merten und spielte das ruhige Erwachen ebenso wie den arbeitsreichen anstrengenden Tag virtuos auf ihrer Dombra. Unfassbar, wie die Finger über den schmalen, kurzen Steg eilen, wie die Musikerin dem kleinen Instrument die unterschiedlichsten Töne entlockt, von Glockengeläut bis hin zum Zirpen eines Vogels. Dabei wird sie immer perfekt unterstützt von der Pianistin Kateryna Byelousova.
Klassik und Tango
Auch im zweiten Teil gab es Tango und Jodler gleichermaßen, aber auch Jacques Offenbachs Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“. Der Wechsel von schnellen, rhythmischen Stücken und langsamen, gefühlvollen, der Wechsel von Klassik und Tango zu bairischer Volksmusik machten Spannung und Lebendigkeit des Konzerts aus.
Beim nicht enden wollenden Schlussappaus. Foto: MZ
Einen Dank an Anja Gild drückten die drei Musizierenden mit der alpenländischen Volksweise „Annamirl“ aus, bei dem wiederum das Publikum mitwirken durfte. Erst nach mehreren Zugaben gab sich dieses zufrieden, konnte aber mit der Nachricht nach Hause gehen, dass ein weiteres Konzert geplant sei. Wünsche für die Titel können bei den Organisatoren abgegeben werden. „Kalinka“ werde sicher dabei sein, verriet Yulia Merten.