
Ein bißchen Jazz muss sein
Jazz-Sängerin Lucia Holzer und Pianistin Tessa Catchpole sind das Duo „Velvety“. Foto: IH
Konzert in Miesbach
Ein schöneres Konzert hätte es am Weltglückstag wirklich nicht geben können: Die Pianistin Tessa Catchpole und die Jazz-Sängerin Lucia Holzer, das Duo „Velvety“, beglückten das Publikum im Waitzinger Keller mit ihrem neuen Programm „Here comes the sun“.
Vergangenen Donnerstag war nicht nur Weltglückstag, es war auch offizieller Frühlingsanfang. Zum Auftakt dieser fröhlichen Jahreszeit haben Tessa Catchpole und Lucia Holzer einen Liederabend auf die Beine gestellt, der Lust auf gutes Wetter und, ja, auch ausdrücklich auf die sprichwörtlichen Frühlingsgefühle machen sollte.
Die Beatles waren der rote Faden des Abends, der sich durch ein Repertoire schlängelte, das von Jazz über Soul und Blues bis hin zu Pop reichte. Dabei gaben die beiden Musikerinnen allen Liedern einen frischen, man möchte sagen: sonnigen, Anstrich.
Die Liebe, vom Blaubeerhügel aus gesehen
Die Liebe ist, in all ihren Facetten, mit all ihren Marotten, so oft schon beschrieben und besungen worden, dass die Zusammenstellung geeigneter Lieder zu diesem Thema sicher nicht leichtfällt. Doch aus dem Muschelmeer der love songs bargen die beiden Musikerinnen so manche Liebeslied-Perle, und so trat mit jedem Lied eine neue Seite dieses berühmten Gefühls zutage.
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Zunächst wäre da natürlich die wahre, währende Liebe, der Sam Cooke mit „Nothing can change this love“ huldigte. Dann die lang ersehnte und endlich verwirklichte aus Dusty Springfields „The Look of Love“, wo es heißt: How long I have waited, waited just to love you/ Now that I have found you, don’t ever go … Schließlich, mit Norah Jones‘ „Turn me on“, eine Seite der Liebe, bei der sie sich vor allem als eines zeigt: als das pure Begehren.
Pianistin Tessa Catchpole. Foto: IH
Und dann wäre da noch die Sorte Liebe, über die es wahrscheinlich die meisten Lieder gibt: die unglückliche Liebe. Die aber, wenn sie erst hinter dem Unglücklichen liegt, sich zuweilen in eine bleibende Dankbarkeit zu verwandeln weiß; eine Dankbarkeit für die schlichte wie ungeheure Tatsache, jenem einst geliebten Menschen überhaupt begegnet zu sein. „Though we’re apart, you’re part of me still“, formulierte es Fats Domino in „Blueberry Hill“.
Bei diesem aufmunternden Evergreen hatten die beiden Musikerinnen auf der Bühne so viel sichtbaren Spaß, dass es nicht lange dauerte, bis im ausverkauften Waitzinger Keller rundum Köpfe wippten, Schultern aneinander schunkelten und Füße in Schuhen im Takt schwangen.
Jazz-Sängerin Lucia Holzer. Foto: IH
Feeling good, even better
Höhepunkt des Abends – zumindest, wenn man einen solchen an der Lautstärke des Applauses bemisst – war zweifelsohne „Feeling Good“ von der großen Nina Simone. Bei dem legendären Intro, das die ersten paar Takte ohne Instrumentalbegleitung auskommt, sang Lucia Holzer sich die Brust frei. Die Prise Jazz, die ihre samtige Alt-Stimme allen Liedern beimischt, schien hier heimisch zu sein, und aufzugehen wie ein Salzkorn im Meer.
Auch Tessa Catchpoles ohnehin behändes Spiel wirkte wie aufgeladen von der Kraft, die in diesem Lied steckt. Dass diese Konzertpianistin schon oft Säle gefüllt hat, das konnte ein jeder, nicht nur bei diesem Stück, mit eigenen Ohren hören. Dem Duo „Velvety“ gelang es, mit vereinter weiblicher Kraft, die so magisch sein kann wie ein Frühlingsanfang, jeden Ton geradeaus ins Innerste der Zuhörer zu schmettern. Wem das zu kitschig klingt, der unterschätzt die Wirkung von einer Prise Jazz.
Großer Applaus für ein gelungenes Konzert des Duos „Velvety“ . Foto: IH