Eine Gipfelleiche im neuen Alpen Krimi

Der Alpen Krimi „Letzter Blick zum Wendelstein“ von Florian Degenhart. Foto: SB

Buchrezension

Eine Leiche an einem Gipfelkreuz in den oberbayerischen Voralpen – mit einer durchaus beeindruckenden Szenerie beginnt der neu erschienene Debütkriminalroman des Autors Florian Degenhart. „Letzter Blick zum Wendelstein“ nimmt die Leser mit auf eine spannende Ermittlung zu einem Mord in Bayrischzell, der nicht nur die landschaftlichen, sondern auch die gesellschaftlichen Besonderheiten der Voralpen thematisiert. Ein Krimi, der spannende Ein- und Ausblicke verspricht.

Es ist eine wirklich gruselige Vorstellung, bei einem Berglauf am frühen Morgen eine Leiche an einem Gipfelkreuz festgebunden zu finden. So jedoch passiert es in dem Alpen Krimi von Florian Degenhart einer jungen Frau aus Bayrischzell, die eine Tote auf dem Wildalpjoch entdeckt. Der in Thüringen geborene Autor lebt seit einigen Jahren im Landkreis Rosenheim, besteigt mit seiner Hündin Lucy regelmäßig die Berge im Voralpenland und war wohl schon einige Male in den Höhen in Bayrischzell unterwegs.

Krimi in den Bayrischzeller Bergen

Schnell hat der Lesende deshalb ein ganz klares Bild der Sudelfeldstraße, der Zubringer- und Wanderwege und der umliegenden Landschaft vor Augen, welche der Autor in derartigen Details beschreibt, dass es scheint, er kenne dort wirklich jeden Stein persönlich. Ortskundige dieser Gegend erhaschen sich bestimmt bei dem ein oder anderen Kopfnicken, wenn sie beim Lesen einen Ort in Gedanken wiederfinden.


Der letzte Blick des Mordopfers geht auf den Wendelstein. Foto: SB

Die Detailverliebtheit von Florian Degenhart zieht sich durch den gesamten Roman. An manchen Stellen Längen kreierend, verfolgt der Autor damit jedoch ein ganz bestimmtes Ziel: Denn die Lösung des Mordfalls wird den Lesenden nur in homöopathischen Dosen verabreicht. Eine ungewohnte Art, sorgen Autorinnen und Autoren anderer Krimiromane gerne für einige spannende Blitzlichter, bevor der eigentliche Fall am Ende doch noch gelöst wird. Das scheint Florian Degenharts Schreibweise jedoch auszuzeichnen und gibt der Leserschaft die Möglichkeit, seinen ermittelnden Kriminalhauptkommissar besser kennen zu lernen.

Ein Kommissar und seine Gefährten

Markus Schatzschneider ist der Leiter der Soko „Wildalpjoch“, seine erste in seiner neuen Anstellung im Münchner Kommissariat. Der etwas verzwickt wirkende Polizist ist jedoch nicht alleine in der Landeshauptstadt gelandet. Er hat seine 13-jährige Tochter mit dabei und diese sorgt im gesamten Buch mit ihrer frechen und gleichzeitig intelligenten Art für einige Lacher. Da so ein Kommissar selten alleine ermittelt, bekommt er mit der quirligen Polizeimeisterin Luisa Waidhofer der Polizeistation Miesbach nicht nur eine ortskundige, sondern mutige Kollegin an die Seite gestellt, die gleich zu Beginn die Sympathien des Lesers auf ihrer Seite hat.

Spannung bis zum Schluss

Florian Degenhart schafft es mit dem tiefen Einblick in das Privatleben des Kommissars, aber auch in das der getöteten jungen Frau, seine Leser bei Laune zu halten. Bis weit über die Hälfte des Romans hinweg, tappt man im Dunkeln, was die Suche nach dem Täter betrifft. Das macht es spannend, auch wenn man nach über der Hälfte des Buches doch mal kurz stutzig wird, ob denn dieser Fall überhaupt noch gelöst wird. Denn so wirklich gesprächsbereit sind die meisten Zeugen nicht und wenn, dann liefern sie nur wenige oder sehr spät nützliche Informationen für die Ermittler.


Der Krimi Autor Florian Degenhart mit seinem Hund Lucy in den Bergen. Foto: Tobias Sessler

Alles vom Autor geplant natürlich und damit ein neuer Weg, den das eingefahrene Krimi-Gedächtnis der Lesenden damit einschlagen muss. Doch die aufkeimende Ungeduld wird am Ende mit einer wirklich spannenden und dramatischen Wendung belohnt, in welcher der Autor einen kurzen Einblick in die teilweise noch sehr konservativen Weltanschauungen und Prägungen der Menschen im tiefsten Bayern gibt. In seinem Debütroman macht er eindrucksvoll klar, dass die gesellschaftliche Stellung und Außenwirkung seiner Figuren sie zu ungeahnten Taten zwingt. Der Fall wird am Ende natürlich gelöst und mit seinem Debüt-Krimi hat Florian Degenhart erfolgreich den Grundstein für eine neue Serie von Alpen-Krimis gelegt.

Florian Degenhart wurde 1973 in Thüringen geboren. Er hat an der Friedrich-Schiller-Universität Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Neuere Geschichte studiert. Nach Stationen in Hamburg und Koblenz liegt sein heutiger Lebensmittelpunkt in den Bayerischen Alpen, die er regelmäßig mit seinem Hund Lucy erkundet. Er schreibt neben Krimi-Romanen auch Science Fiction-Romane und Kinderbücher. „Letzter Blick zum Wendelstein“ ist im Februar 2025 im Emons Verlag Köln erschienen.

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