Die Krippe im Weyarner Rathaus – ein Bürgerprojekt
Die Krippe im Weyarner Rathaus ist der Blickfang für die Besucher in der Weihnachtszeit. Foto: Günther Lautenbacher
Zum Weihnachtsfest
Wer zwischen dem ersten Advent und Lichtmeß ins Weyarner Rathaus kommt, der wird überrascht vom Zauber des wunderschönen Kripperls im Treppenhaus. Eine Krippe im Rathaus ist nicht alltäglich. Aber typisch für die Mitmachgemeinde Weyarn.
Krippenpaten
Es ist schon etliche Jahre her, dass Fritz Haller aus Neukirchen dem damaligen Bürgermeister Michael Pelzer die vorzüglich geschnitzten Figuren für eine Weihnachtskrippe schenkte. Haller, der das Schnitzen von einem Schreiner in Reichersdorf gelernt hatte, fand, dass die Protagonisten der Weihnachtsgeschichte dort am richtigen Platz seien. Über das kostbare Geschenk freuten sich auch andere Gemeindebürger, die den Stall und weitere Attribute für die bayerische Stallweihnacht beisteuerten: einen Ziehbrunnen für die durstigen Kamele der Heiligen Drei Könige oder eine Holzlege mit ausreichend Holz für die Feuerstelle der Hirten sowie Hackstock und Werkzeug. Und auch den aufwändigen Auf- und Abbau des ausladenden Kripperls übernehmen Bürgerinnen aus Weyarn als „Krippenpaten“ Jahr für Jahr. So ist die Krippe im Rathaus ein echtes Bürgerprojekt und erfreut sich jedes Jahr aufs Neue zahlreicher Besucher und Bewunderer.
Erst ab dem 24. Dezember wird die Figur des neugeborenen Jesu Christi in die Krippe der Hl. Familie gelegt. Foto: Günther Lautenbacher
Stehenbleiben und Staunen
Manch einer, der nur schnell etwas auf dem Amt erledigen will, bleibt stehen und schaut sich die vorzüglich geschnitzten Figuren genauer an. Immer wieder wandern Kinder mit ihrer Schulklasse oder Kindergartengruppe zum Rathaus. Sie staunen über die große Krippe mit ihren vielen, ganz individuell gestalteten Menschen und Tieren und die liebevollen Details: Die heilige Familie an der Krippe im Stall, daneben Ochs und Esel, die vielen Hirten mit den zahlreichen Schafen, von denen keins dem anderen gleicht, die herannahenden Heiligen Drei Könige mit ihren Gaben oder die etwas im Hintergrund stehende Figur mit erhobener Hand, die als Apostel gedeutet werden kann. Und feine Näschen werden darüber hinaus vom duftenden Heu und dem Geruch frischen Mooses überrascht. Auch das wird jedes Jahr mit großer Sorgfalt und Liebe in die Szenerie der Geburt Jesu Christi eingebaut.
Detailansicht der Krippe mit Hirten: „Last uns gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ (Lukas, 2,15). Foto: Günther Lautenbacher.
Weihnachtliche Freude
Natürlich ist das Rathaus ein etwas ungewöhnlicher Platz für eine Krippe dieser Qualität und Größe. Die Krippenkultur spielte sich seit ihrer Entstehung im späten Mittelalter ausschließlich im kirchlichen Raum ab, ehe im 19. Jahrhundert immer öfter große Krippen mit zahlreichen Figuren des Weihnachtsgeschehens in Privathäusern aufgestellt wurden. Dieser Familienbrauch ist heute allerdings schon allein aus Platzmangel rar geworden. Daher ist das Rathaus der passende Ort, um das Weihnachtsevangelium nach Lukas der Öffentlichkeit zu zeigen. An der schönen, ausladenden Landschaftskrippe erfreuen sich die Bürgerinnen und Bürger sowie die Rathausbesucher nicht nur. Für viele ist ihr Anblick auch ein Wink, in der Weihnachtszeit für einen kleinen Moment innezuhalten – den Alltag hinter sich zu lassen und sich auf die Zeit zu besinnen, die vor dem Beginn des neuen Jahres einen Höhepunkt darstellt.
Lesetipp: Das Krippen-Wimmelbild der Lisbeth März
KulturVision wünscht allen Leserinnen und Lesern eine frohe Weihnacht!