Kristin Dorfhuber: Lust an Komplexität
Kristin Dorfhuber vor ihrem Werk „Mirage“. Foto: Monika Ziegler
Ausstellung in Miesbach
Eine umfassende Werkschau zeigt jetzt die Tegernseer Künstlerin Kristin Dorfhuber im Foyer der Kroha GmbH in Miesbach. Auf zwei Etagen wird die große Spannbreite ihrer Kreativität von Malerei über Collage bis hin zur Skulptur deutlich.
„Ich stecke voller Ideen und will mich nicht in eine Schublade sperren lassen“, sagt die Künstlerin. Im Gegenteil, sie schöpft aus der Komplexität des Lebens, lässt sich von allem, was ihr begegnet inspirieren und lässt dies, verwoben mit eigenen Erfahrungen, als künstlerischer Werk wieder an die Öffentlichkeit. Erlebte man bei früheren Ausstellungen in Bad Wiessee und Hausham schon die Experimentierfreudigkeit der Tegernseerin mit unterschiedlichen Materialien und Sujets, hat sie jetzt eine Reihe ganz neuer Arbeiten präsent.
Kristin Dorfhuber: „My soul is a dancer“. Foto: Monika Ziegler
Gleich am Eingang begegnet dem Besucher eine Holzskulptur mit dem Titel „My soul is a dancer“, abgeleitet von Bettina von Arnims „Meine Seele ist eine leidenschaftliche Tänzerin“. Sie habe ein Stück Treibholz im Tegernsee gesehen, das den Weg zu ihr gefunden habe. Versehen mit ein bisschen Mörtel und einem Lampenfuß, kreierte daraus Kristin Dorfhuber die filigrane Figur.
Aber die Künstlerin spielt nicht nur, sondern befasst sich auch mit dem Zeitgeschehen und malt mit ihrer Collage „Anno 3333“ eine düstere Zukunft. „So wird unser Planet einmal aussehen“, prognostiziert sie, in einer trostlosen Landschaft ein paar kleine übrig gebliebene Kostbarkeiten, aber kein Mensch, der hat sich abgeschafft.
Kristin Dorfhuber: „Greed“. Foto: Monika Ziegler
Vermutlich durch seine Gier, die Kristin Dorfuber unter dem Titel „Greed“ versinnbildlicht. Das monströse Gesicht schuf sie aus einem Holz mit Astloch, im aufgerissenen Mund ein zerbissenes Sektglas, konnte nicht genug bekommen, der Typ. Aber Kristin Dorfhuber verfällt nicht in Weltschmerz und Melancholie, sondern hat ebenso leichte, heitere Bilder geschaffen.
Im Acrylbild „Summerfeeling“ kommt diese Lebensart ganz deutlich zum Ausdruck. Fröhliche luftige Farben, ein heiteres Blau dominiert, im Meer die Segelboote und der Frauenkopf mit den geschlossenen Augen und dem verbindenden Kreis dokumentiert Einssein, Harmonie.
Kristin Dorfhuber: Summerfeeling. Foto: Monika Ziegler
Im ersten Stock trifft der Betrachter auf „Multiversum“, eine spielerische Arbeit auf der Grundlage von Langspielplatten, die Kristin Dorfhuber mit Mörtel, Rost und Glitzer zu einer Collage verarbeitet hat. Ebenso die sechsteilige farbenfrohe Collage ohne Titel daneben.
Ist man von der Künstlerin eher abstrakte Malerei gewöhnt, belehrt sie mit ihrem neuen Bild „Renitent“ eines anderen. Das störrische Pferd ist gegenständlich gearbeitet ohne realistisch zu sein, denn einige Formen fließen auseinander. Und wieder eine Arbeit voller Lebensfreude, die schon im Titel sichtbar wird: „Vive la vie“, eine Collage mit Sektgläsern, Korken, Sektperlen.
Kristin Dorfhuber: „Renitent“. Foto: Monika Ziegler
Nein, in eine Schublade kann man sie nicht stecken, auch was ihre vielfältigen Techniken anbelangt. Kristin Dorfhuber nutzt Acrylmalerei und Collagen, aber auch die Absprengtechnik, mit der sie detailreiche Schwarzweiß-Arbeiten fertigt. Hier trägt sie auf Aquarellpapier weiße Gouachefarbe auf und deckt mit schwarzer Tusche ab. Wenn sie dann Wasser darüber fließen lässt, löst sich die Tusche über der Farbe auf, es bleiben aber feine Strukturen erhalten.
Auch in Glasmalerei übt sich die Künstlerin, ebenso wie in Collagen aus Seide, die sie mit Bügelvlies auf Leinwand aufträgt. Und handgeschöpftes zerrissenes Papier fügt sie zu Collagen zusammen. Der Betrachter wird beim Rundgang immer wieder Neues entdecken.