Kino im Wirtshaus – kreativ und köstlich
Köstlich: Griessnockerlsuppe. Foto:Pixaby
Kulinarische Filmtage in Bad Feilnbach
Wir befinden uns im Jahre 2018. Ganz Deutschland sitzt allein zuhause vor dem Fernseher. Ganz Deutschland? Nein! Ein kleines Dorf in Bayern hört nicht auf, der Vereinsamung Widerstand zu leisten und lädt zum gemeinsamen Kinoabend ins Wirtshaus Pfeiffenthaler ein: Kulinarische Filmtage.
45 Filmliebhaber haben Platz in der gemütlichen Gaststube. Weit mehr Karten könnten verkauft werden. Es geht aber nicht darum, einen Saal zu füllen. Das Besondere am gemeinsamen Filme schauen ist, dass es in einem von sieben Wirtshäuser des beschaulichen Ortes Bad Feilnbach stattfindet. Sechs Gasthäuser haben sich zur Initiative „Kreativ und Köstlich“ zusammengeschlossen. Sie setzen auf Gemeinschaft statt Konkurrenz. Die anders denkenden Wirte treffen sich einmal pro Monat. Sie besprechen, wie sie sich am besten gegenseitig unterstützen können und planen gemeinsame Aktionen.
Herzlicher Wirt Georg Pfeiffenthaler bei den Kulinarischen Filmtagen in Bad Feilnbach. Foto: Karin Sommer
Köche, die auf Gemeinschaft setzen
Die wohl berühmteste davon ist das Kino in den Wirtshäusern, das heuer schon in die achte Runde gestartet ist. Gegründet wurden die „kulinarischen Filmtage“ 2010. Schon im darauffolgenden Jahr erhielt die Initiative den Bayrischen Innovationspreis und ist seither nicht mehr aus dem kulturellen Kalender wegzudenken.
Das Filmprogramm ist abwechselnd, das dazugehörige Essen auf den jeweiligen Film abgestimmt. In unserem Fall ist die Vorspeise leicht zu erraten. Wir haben uns im Wirtshaus Pfeiffenthaler eingefunden, um den Kassenschlager „Griessnockerlaffäre“ zu sehen. Wie die ersten drei Adaptionen des Bestsellerkrimis von Rita Falk trägt auch die vierte Staffel einen kulinarisch inspirierten Titel, weil der Protagonist, der Dorfpolizist Eberhofer, die Kochkünste seiner Oma liebt.
Rundum Verwöhnen gehört zum Filmerlebnis
Wir beginnen also mit einer köstlichen Griessnockerlsuppe, die das freundliche Team rund um den Wirt Georg Pfeiffenthaler serviert. Wer denkt, dass sich nur Ortsansässige von dem kulinarischen Filmangebot verführen lassen, hat sich getäuscht. An meinem Tisch sitzen drei Filmliebhaber aus Rosenheim und ein junges Paar aus München, das seine Kinder bei den Großeltern gelassen hat, um Film und Speise ungestört genießen zu können.
Nach dem auf der Zunge zergehenden Schweinsbraten sind wir bereit für die Komödie mit dem schwarzen Humor. Mit vollem Bauch schauen wir dem Protagonisten zu, wie er sich darüber beschwert, dass er von seiner Oma nur Griessnockerlsuppe serviert bekommt, weil sie sich voll und ganz ihrer gerade wieder erschienenen Jugendliebe widmen muss. Und das, wo Franz in so einer misslichen Lage steckt. Er wird nämlich verdächtigt, seinen verhassten Vorgesetzten namens Barschl erstochen zu haben.
Beißender Humor, der auf der Zunge zergeht
Eberhofer muss also auf eigene Faust ermitteln und das mit leerem Magen. Regisseur Ed Herzog versteht es, das Landleben jenseits der Idylle darzustellen, mit beißendem Humor, ohne Tabus auszusparen. Weder Babys noch Massentierhaltung, die Kirche oder gar der Tod bleiben verschont.
Geschlossene Gesellschaft am Filmabend Foto: Karin Sommer
Der urkomische Sebastian Bezzel, der den unbeugsamen Dorfpolizisten spielt, würde sich wohlfühlen im gemütlichen Gasthaus Pfeiffenthaler. Fast möchte man ihn einladen, von der Leinwand zu steigen, als der Filmvorführer Reinhold Aha den Film unterbricht, weil das köstliche Dessert, eine Crème Brûlée, serviert wird.
Kulinarische Filmtage erfolgreich
Zwei Filme sind noch zu sehen im diesjährigen Programm des Filmfestivals. Doch leider sind die begehrten Karten schon seit Ende Dezember des Vorjahres ausverkauft. Das Filmtage-Team Andrea Hailer, Karin Freiheit und die Wirte der Initiative „Kreativ und Köstlich“ dürfen rundum zufrieden sein mit der liebevollen und detailtreuen Ausführung ihrer originellen und mit Begeisterung angenommenen Idee.