Kulinarischer Freitag: bayerisch, traditionell, vegetarisch
Knödel formen. Foto: Corinna Brenner
Kulinarischer Freitag in Weyarn
Die Idee trägt Girgl Ertl von der WeyHalla schon lange mit sich herum: Könnte man sich nicht in Zeiten des Klimawandels wieder auf althergebrachte Rezepte besinnen? Was hat uns früher geschmeckt? Ohne Fleisch, schlicht und bewährt. In Andrea Brenner und Bernhard Wolf fand er jetzt die richtigen Partner.
Einmal im Monat, immer freitags gibt es in der WeyHalla ein vegetarisches Menü. Aber nicht ein modisch aufgepepptes, sondern ein althergebrachtes Essen. So wie früher, als man nur am Sonntag Fleisch aß. „Samstags gabs ein Suppenfleisch und sonntags den Sonntagsbraten“, erinnert sich Girgl Ertl.
Girgl Ertl und der Zither-Manä beim Fest zum Erscheinen der 30. Ausgabe der KulturBegegnungen. Foto: Petra Kurbjuhn
Am Montag dann wurde ein Resteessen gezaubert und den Rest der Woche gab es Kartoffelgerichte und Mehlspeisen. Schlecht war das nicht, wenn auch aus der Not geboren, denn zumeist reichte das Geld nicht für mehr.
Heute ist das anders. Das Kilogramm Fleisch im Supermarkt ist billig. Aber immer mehr Menschen wollen nicht Fleisch aus der Massentierhaltung, zudem vollgepumpt mit Antibiotika zu sich nehmen. Alternativen sind auf dem Vormarsch.
Heute kauft die bewusst ökologisch denkende Hausfrau oder auch der Hausmann regional und saisonal ein, man verwendet Humus und Pastinaken, alles was modern und angesagt ist, zaubert Gerichte nach einem der Rezepte, die auf einem der vielen Kochkanäle im Fernsehen zu sehen sind.
Ein Schmarrn. Foto: Corinna Brenner
In den traditionellen bayerischen Restaurants allerdings, so hat Girgl Ertl festgestellt, sei dieser Trend noch nicht angekommen. „Da gibt’s einen Salat und Kasspatzn, in der oberen Liga noch Spinatknödel, aber das wars dann auch“, sagt er.
Kulinarischer Freitag: regional und nachhaltig
Er will jetzt die bayerische Tradition mit dem Trend fleischlos essen zusammenbringen. Er habe ja den Steakabend in seinem Lokal gehabt, sagt er, aber jetzt wolle er, nachdem die Wirkstatt Anders wachsen und der Arbeitskreis Gemeinwohlökonomie bei ihm tagt, die Idee Nachhaltigkeit und Regionalität auch praktisch beim Essen umsetzen.
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Das machtSINN-Team: Corinna und Andrea Brenner und Bernhard Wolf. Foto: machtSINN
Dafür gewann er das Team von machtSINN in Gmund. Die Philosophie des Unternehmens ist bekannt: radikal regional, alle Zutaten dürfen maximal 80 Kilometer gereist sein. So ist auch das Mehl für Strudel, Knödel und Schmarrn aus der Leitzachmühle und das Brot vom Bäcker Steingraber aus Vagen.
Bernhard Wolf, der Koch von machtSinn, erzählt, dass er in ländlicher Umgebung aufgewachsen sei, wo es die traditionellen Gerichte, die er jetzt wieder hervorholt, gegeben habe. „Sie sind in Vergessenheit geraten“, sagt er, Zeit also, sie zum Leben zu erwecken. Ob Strudel oder Dampfnudel, ob Scheiterhaufen oder Brotsuppe, viele kennen die Gerichte aus der Kindheit.
Und gut waren sie. Allerdings sehr kohlehydratreich. „Man musste über den Winter kommen“, begründet Bernhard Wolf und Ernährungsberaterin Andrea Brenner beruhigt: „Das sind gute Sattmacher und außerdem gut für das Gehirn.“ Wichtig sei, dass man nicht zu fettlastig werde.
Eine Brotzeit mit Käse. Foto: Corinna Brenner
Deshalb hat Bernhard Wolf die alten Rezepte ein wenig leichter gemacht und an die heutige Zeit angepasst. Trotzdem sei es absolutes Neuland und ein Wagnis, die althergebrachten Gerichte als dreigängiges Menü anzubieten. Zudem in der WeyHalla, bekannt als Rockcafé, aber nicht als Gourmettempel.
„Aber es ist eine coole Geschichte“, freut er sich und hofft, dass es gut angenommen wird. Aus dem Laden mit Lokal in Gmund weiß er, dass das vegetarische Essen von den Gästen bevorzugt wird. Ich kann das bestätigen. Meine Enkel lieben meine Dampfnudeln.
Andrea Brenner und Bernhard Wolf haben übrigens ein Buch zum Thema Nachhaltigkeit „Das macht Sinn“ geschrieben, das am 12. März zur Buchmesse in Leipzig vorgestellt wird.