Quo vadis Kultur im Tegernseer Tal?

Aus dem Handout von kulturgipfel. Foto: MZ

Workshop in Rottach-Egern

Wie soll künftig die Kultur im Tegernseer Tal organisiert und strukturiert werden? Und wer ist wofür zuständig? In einem LEADER-Projekt im Auftrag der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) wurden diese Fragen von kulturgipfel bearbeitet und jetzt auch Außenansichten hinzugezogen.

Bei einem Treffen mit Kommunalpolitikern im Seeforum Rottach-Egern zeigte Jochen Gnauert, Geschäftsführer von kulturgipfel, die bisherigen Ergebnisse der Untersuchungen, die in mehreren Workshops und Befragungen erzielt worden waren, auf. Dabei ging es vorrangig um die Frage, ob für das Tegernseer Tal eine Leitidee festgeschrieben werden solle, also eruiert werden muss: Wofür steht die Region? Oder aber ob das Angebot ausreichend sei und man das Vorhandene besser bündeln und vermarkten müsse.

Kultur im Tegernseer Tal
Jochen Gnauert (kulturgipfel). Foto: Christian Kausch

Der Nutzer, so Jochen Gnauert, solle künftig mehr teilhaben und mitgestalten. Zudem sei die Schnittstelle zwischen Kultur und Tourismus unsicher. Viele Anbieter arbeiteten mit veralteter Kommunikation. Man müsse die Frage stellen, welche Medien genutzt würden und ob beispielsweise für das Musikfest am Tegernsee auch internationale Ticketanbieter in Betracht gezogen werden. Er betonte: „TTT sieht sich primär als Tourismusvermarkter und weniger als Kulturveranstalter. Dafür werden perspektivisch andere Fachstrukturen und Ressourcen benötigt, die derzeit nicht bei der TTT vorhanden sind. Die genaue Abgrenzung der TTT-Aufgaben sollte in Zukunft genauer geschärft werden und entsprechend an alle Kulturakteure kommuniziert werden.“

Zum Thema Struktur der Kultur hatte der Berater Beispiele aus anderen Landkreisen parat. So gibt es im Landkreis Traunstein eine Stelle Kultur und Heimatpflege, die mit acht Stellen besetzt ist. Der Landkreis Rosenheim hat einen Kulturreferenten und in Cham sind es zwei Stellen.

Konzertierte Aktion für die Kultur

Im Landkreis Miesbach gibt es keinen Kulturreferenten und die Frage sei, wie künftig die Kultur organisiert werden solle. Ein funktionierendes Netzwerk biete der Verein KulturVision bereits an und das Ziel müsse sei, in einer konzertierten Aktion alle Verantwortlichen ins Boot zu holen.

Kultur im Tegernseer Tal
Christoph Thoma (Culturelab). Foto: MZ

Auch Christoph Thoma, Gründer von Culturelab in Bludenz, der als Außenstehender zur Beratung hinzugezogen war, hatte zwei Fragen: Solle das Tegernseer Tal Kulturhauptstadt werden oder solle man das Vorhandene pflegen und neu akzentuieren? In jedem Fall gehe es um zeitgemäße Kulturverwaltung.

Die Sehnsucht der Menschen nach einer pulsierenden Region müsse man mit einer Gesamtinszenierung als regionaler Marke beantworten, wobei eine Verwaltung als Kurator wirke. Das Tegernseer Tal sei ein hochpotenter Raum, die Menschen seien kulturaffin.

Kultur im Tegernseer Tal
Michael Bourjau, Birgit Halmbacher, Christian Köck und Josef Stecher (v.l.). Foto: MZ

In der lebhaften Diskussion der Talpolitiker ging es um die Frage: Wollen wir ein Leuchtturmprojekt installieren oder aber die Grundversorgung sichern und wie soll die Organisationsstruktur aussehen? Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider betonte, dass im Sommer im Tegernseer Tal ein riesiges Kulturangebot vorhanden sei und man dabei auch das Thema Mobilität im Auge behalten müsse. Er warne davor, künstlich ein Kulturamt zu schaffen, die vorhandene Struktur sei gut.

Regionale Strukturen vernetzen

Auch Tegernsees Vizebürgermeister Michael Bourjau hob die starke Marke Tegernseer Tal und die Plattform TTT hervor und sagte: „Wir müssen das, was wir machen, effizient und qualitativ hochwertig gestalten.“

Zur Struktur äußerte sich Rottach-Egerns Bürgermeister Christian Köck. Man solle bestehende regionale Strukturen wie KulturVision noch stärker untereinander vernetzen und nicht eine starre Struktur im Landratsamt schaffen. „Nicht totverwalten“, forderte er, sondern ein Kulturbudget im Haushalt einstellen.

Kultur im Tegernseer Tal
Claus Cnyrim, Peter Rie, Christian Kausch (v.l.). Foto: MZ

Josef Stecher ist Kulturreferent von Gmund und verfügt über ein Kulturbudget. Zu ihm kämen die Kulturschaffenden und bitten um Unterstützung, das laufe so gut.

Auch der Freundeskreis für die Förderung junger Musiker fühle sich sehr gut betreut, sagte Claus Cnyrim. KulturVision unterstütze und repräsentiere die Konzerte. Nachholbedarf allerdings existiere bei der gegenseitigen Wahrnehmung der Kulturveranstalter. „Wir müssen uns kennen“, forderte er.

Kultur im Tegernseer Tal ist vielseitig

Das vielfältige und vielschichtige Programm der Kultur im Tegernseer Tal müsse wie in einem Werbeslogan zusammengefasst werden, schlug Birgit Halmbacher von der Stadt Tegernsee vor. Auch das Marketing solle verbessert werden.

Kultur im Tegernseer Tal
Jochen Gnauert, Christian Kausch, Christoph Thoma, Peter Rie (v.l.). Foto: Jochen Gnauert

Für die TTT stehe die Kultur immer in Verbindung mit Tourismus betonte Christian Kausch, Geschäftsführer der TTT. Das Angebot an Kultur sei ausreichend, es brauche nicht noch mehr Events. Veranstaltungsleiter Peter Rie von der TTT schlug vor, Interessensgemeinschaften zu gründen.

KulturVision vernetzt

In einem Kurzvortrag stellte ich Arbeit und Angebot von KulturVision vor, d.h. „wir berichten“ im Onlinemagazin seit zehn Jahren täglich und in den „KulturBegegnungen“ zweimal im Jahr. „wir stoßen an“ in zahlreichen Projekten, wie „anders wachsen“, „Spur wechseln“, Jugendkultur und vielen anderen, speziell in Coronazeiten beispielsweise „Kunst im Schaufenster“. Der Runde Tisch vernetzt alle Kulturakteure des Landkreises und organisiert die Offenen Ateliertage im Mai 2022. Und „wir fördern“ mit zahlreichen Initiativen die Kultur insbesondere ideell.

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Jahresrückblick

Der Fundus und die Qualität des Angebots von KulturVision wurden vom Gremium gelobt, von Jochen Gnauert als „unschlagbar“ eingeschätzt, auf diesem solle künftig die Struktur der Kultur aufbauen.

Das Ergebnis des Treffens: TTT schließt sich mit der Alpenregion Tegernsee-Schliersee (ATS) und der Standortmarketinggesellschaft (SMG), die jetzt zur Regionalentwicklung Oberland (REO) fusionieren sollen und mit KulturVision zusammen, um sich über die Zukunft der Kultur in der Region auszutauschen und neue Organisationsformen zu entwickeln. Das erste Treffen ist bereits im April terminiert.

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