Kultur ist identitätsstiftend
Der tschechische Künstler Abbé Libansky mit seiner Installation „Grenze“ in Fratres. Foto: Monika Ziegler
Kulturinitiative in Fratres/NÖ
Für unsere Jubiläumsausgabe der Kulturbegegnungen schrieb Peter Coreth den Titeltext, er war zu Gast im Landkreis, um die Laudatio zur Gründung des Verlages edition miesbach und zur Ausstellungseröffnung von Andreas Kuhnlein im Waitzinger Keller zu halten.
Seit Jahren pflegt Kulturvision e.V. engen Kontakt zu der Kulturbrücke in Fratres, dem winzigen Weiler an der österreichisch-tschechischen Grenze. Wir tauschen Ideen und Künstler aus, so brachten wir den Glaskünstler Bernd Nestler aus dem Landkreis nach Fratres, wir organisierten den Thementag „Liebe“ mit Oscar-Preisträger Michael Haneke und den Thementag „Kunst und Naturwissenschaft“ im vergangenen Jahr, zu dem wir den Bildhauer Bernd Göbel aus Halle in das Waldviertel einluden.
Bernd Göbel im Gespräch in Fratres. Foto: Isabella Krobisch
Kulturvision und „Anders wachsen“
Unsere gemeinsames Anliegen ist es, die Kultur in der Provinz als identitätsstiftendes Medium zu fördern, dabei auch Zeitthemen aufzugreifen und Brücken in andere Regionen zu schlagen. Auch im nächsten Jahr wird Kulturvision wieder mit einem Thementag vertreten sein, die Kulturbrücke will unsere Konferenz „Anders wachsen“, die wir am 22. April im Waitzinger Keller erfolgreich präsentierten, vorstellen.
Die Thementage im Gutshof von Fratres sind eine Besonderheit. Da ist zum einen die außergewöhnliche Atmosphäre des aus der Reanaissance stammenden Gutshofes, den Peter Coreth aufwändig restaurierte, zu nennen. In den Pausen treffen sich die Gäste bei einem Glas Wein im Hof, wobei Kontakte und Beziehungen entstehen. Auch das Museum Humanum, eine außergewöhnliche Sammlung von Kunstobjekten aus allen Teilen der Welt und allen Epochen des Menschseins, ist einen Besuch wert.
Verschiedene Blickwinkel
Zum anderen verbinden die Thementage immer verschiedene Ausdrucksformen, wie Musik, Literatur, bildende Kunst, Film, Theater und Wissenschaft. Ein Thema wird somit aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Darüber hinaus beziehen die Organisatoren immer neben österreichischen und deutschen Mitwirkenden auch die tschechischen Nachbarn mit ein.
Am Samstag, 4. Juni, gibt es zur Eröffnung ein Europäisches Treffen des Volkes der Roma, wobei Künstler der Roma aus der Slowakei, Tschechien und Österreich mit dem Medien Fotografie, Literatur, Film und Musik aufeinander treffen.
Flüchtlinge spalten Europa
Dem Thema Austrofaschismus, Nationalsozialismus und Stalinismus ist der !8. Juni gewidmet. „Verlorene Leben“ österreichischer Frauen werden an diesem Tag gewürdigt. „Mensch – Natur, Wege transzendenten Naturverstehens“ nennt sich der 23. Juli, wobei die Sprache der Natur, von weisen Frauen verstanden, in der westlichen Zivilisation aber vergessen, in Wort, Bild und Musik zum Tragen kommt.
„Hier Einladung, dort Abwehr – die Flüchtlinge spalten Europa“ heißt der Tag am 6. August, an dem Flüchtlinge und Helfer zu Wort kommen. Der letzte Thementag am 20. August ist 100 Jahre Dadaismus gewidmet und heißt „Kunst und Weltbürgertum“.
Ein Ausflug in das österreichische Waldviertel hat bislang noch jeden Besucher begeistert. Neben der Kulturbrücke in Fratres gibt es zahlreiche weitere sehenswerte Orte, wie das Schloß Raabs, Stifte Geras, Zwettl und Altenburg, das Wald4tler Hoftheater und vieles andere. Zudem ist ein Besuch der tschechischen Orte wie Budweis, Krumlau oder Telc empfehlenswert.