Kulturakteure

Kultur braucht eine Lobby

Kulturakteure aus vier Landkreisen trafen sich in Miesbach. Foto: Isabella Krobisch

Treffen von Kulturakteuren in Miesbach

Was im Sport funktioniert, soll nun auch in der Kultur angestoßen werden. Auf Initiative von KulturVision e.V. trafen sich zu einem ersten Austausch Kulturakteure aus vier bayerischen Landkreisen. Dem ersten Kennenlernen soll ein erweiterter Verbund auf Bezirks- und später Landesebene folgen.

Als Blaupause für die Kultur könne die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Sportämter dienen, sagte Rainer Klier, Kulturreferent des Landkreises München im Kulturzentrum Waitzinger Keller. Hier fand das erste Treffen der Kulturakteure in Bayern statt.

Vorausgegangen war eine Recherche von KulturVision, wie in den 71 bayerischen Landkreisen die Kultur organisiert ist, um für den Landkreis Miesbach eine „best practice“ Lösung für die Zukunft zu finden, da das rein ehrenamtliche Engagement des Vereins für die Vernetzung und Förderung der Kultur nicht tragfähig ist.

Darüber hinaus aber sollte der Impuls von KulturVision auch der Vernetzung der Kulturreferenten und anderer im Bereich Kultur Tätigen dienen, um voneinander zu lernen und sich auszutauschen.

Kulturakteure
Rebecca Zimmermann, Geschäftführerin KulturZukunft Bayern, Rainer Klier, Kulturreferent Landkreis München und Anke Hellmann, Kulturreferentin Landkreis Rosenheim (v.l.). Foto: Isabella Krobisch

Die Recherche der 71 Landkreisseiten hatte ergeben, dass es in 21 Landkreisen ein Kulturreferat mit unterschiedlicher Besetzung von einer halben Stelle bis zu 13 Mitarbeitern gibt. Daneben sind andere Konzepte für die Kulturarbeit etabliert, etwa in Dillingen, wo ein langjährig tätiger Verein gemeinsam mit einer vom Landkreis bezahlten Geschäftsführerin tätig ist.

Allerdings, und dies hatte Anfragen bei ChatGPT ergeben, sind die Landkreisseiten allein nicht aussagefähig, denn beispielsweise erscheint auf der Webseite des Landkreises Miesbach der Verein KulturVision nicht. Eine Anfrage bei Landrat Olaf von Löwis bereits im vergangenen Jahr hatte ergeben, dass eine Verlinkung auf Fremdseiten aus Sicherheitsgründen nicht erwünscht sei. Inzwischen wird indes nach Lösungsmöglichkeiten gesucht.

Kultur auf der Landkreisseite

Dagegen zeigen Landkreisseiten etwa der Landkreise Regensburg, Miltenberg oder Schweinfurt durchaus Verlinkungen und Darstellungen der Kultur mit Kalender, Newsletter und ähnlichem, so dass der Kultur ein Raum gegeben wird. ChatGPT hatte den Landkreis München als beispielhaft in der Kulturorganisation ausgewiesen, obwohl auf der Webseite die Kultur kaum sichtbar ist.

Zu dem ersten Treffen in Miesbach hatte nun KulturVision die Kulturreferenten von München und Rosenheim sowie die Vertreter von Dillingen eingeladen, zudem die Kulturchefinnen der beiden großen Kulturhäuser und die Geschäftsführerin von KulturZukunft Bayern.

Bayernweiter Kulturatlas

In dieser bayernweiten Initiative, die jetzt in einer Stiftung mündete, ist KulturVision Mitglied. Geschäftsführerin Rebecca Zimmermann stellte das erste große Projekt der Stiftung, den Kulturatlas vor, eine Online-Plattform, in der alle Kulturschaffenden Bayern sich vernetzen, austauschen und Unterstützung holen können. Dies werde unter anderem die mühsame Suche nach Fördertöpfen maßgeblich vereinfachen.

Gemeinsam mit KulturVision e.V. wird dieses Projekt am 3. Juni im Waitzinger Keller einem breiten Publikum vorgestellt. Für den Landkreis Miesbach ist KulturVision gerade dabei, einen Kulturatlas zu erstellen, in dem die Kulturinitiativen und Auftrittsorte aller 17 Kommunen zusammengefasst sind.


Lydia Edin (Geschäftsführerin) und Heinz Gerhards (Vorsitzender) von „Kultur und Wir“ in Dillingen, ein beispielhaftes Projekt . Foto: Isabella Krobisch

Rainer Klier als Kulturreferent des Landkreises München mit knapp viermal so viel Einwohnern wie Miesbach und 29 Kommunen hat ein respektables Budget zur Verfügung und entsprechend viele Möglichkeiten zu agieren. Aktuell versucht er Jugendliche zu gewinnen, indem er kurze Videos in Social Media veröffentlicht.

Etwa zweieinhalb so viele Einwohner wie Miesbach hat der Landkreis Rosenheim mit 46 Kommunen. Anke Hellmann ist Einzelkämpferin im Kulturreferat mit zahlreichen Aktionen, ihr steht ein Verein zur Seite, um Fördermittel beantragen zu können.

Dillingen macht es vor

Dem Landkreis Miesbach vergleichbar in der Einwohnerzahl ist der Landkreis Dillingen. Aus dem Bezirk Schwaben waren Vorstand Heinz Gerhards und die mit einer halben Stelle im Landratsamt sitzenden Geschäftsführerin Lydia Edins des Vereins „Kultur und Wir“ der Einladung von KulturVision nach Miesbach gefolgt. Dieses Modell funktioniert seit vielen Jahren gut, eine Reihe erfolgreicher Projekte können umgesetzt werden.


Die Kulturhauschefinnen Veronika Leo und Isabella Krobisch. Foto: Kulturamt Miesbach

Isabella Krobisch, Chefin des Kulturzentrums Miesbach wünscht sich von dieser neuen Initiative der Kulturakteure einen Austausch, etwa die Weitergabe von Ausstellungen. Und Veronika Leo, Stellvertretende Geschäftsführerin des KULTUR im Oberbräu, erhofft sich Austausch über die aktuellen Themen Jugend und Nachhaltigkeit in der Kultur. Beide wünschen sich mehr staatliche Förderung.

In der lebhaften Diskussion wurde deutlich, dass die Kultur eine Lobby braucht, dass man sich zusammenschließen muss und dass Kulturschaffende in die Politik gehen müssen, um die Kultur in den Parlamenten vertreten zu können.

Kulturakteure der 20 oberbayerischen Landkreise treffen sich

Ein Austausch mit dem Netzwerk bayerischer Städte e.V. wurde ebenso angeregt wie mit der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Sportämter.

Im nächsten Schritt soll ein Treffen der Kulturakteure in Oberbayern mit zwanzig Landkreisen und drei kreisfreien Städten organisiert werden. Dies soll noch vor der Veranstaltung der KulturZukunft Bayern am 3. Juni am 27. Mai in Miesbach stattfinden. Im Herbst ist dann die Zusammenkunft aller Kulturakteure der 71 Landkreise geplant.

Zum Weiterlesen: „Ohne Kultur sind wir komplett verloren“

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