Kultur trifft Politik
Isabell Zacharias, kulturpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion und Dr. Monika Zieger, KulturVision. Foto: IW
Podium für Kultur Holzkirchen
„Was kann die Politik für die Kulturschaffenden tun?“, war eine der Kernfragen beim Kulturempfang der BayernSPD Landtagsfraktion in Holzkirchen. Auch wie die Erwartungen der Kunst- und Kulturschaffenden im Landkreis sind, wurde erörtert. Und es wurde genetzwerkt.
Isabell Zacharias, die kulturpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion, hatte zu diesem Kulturempfang die Kunst- und Kulturschaffenden des Landkreises eingeladen. Und diese kamen zahlreich, sogar aus dem Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Denn es ist ein Thema, das allen unter den Fingern brennt: wie die Politik die Kultur noch besser wahrnehmen, wertschätzen und unterstützen kann.
Kultur und Wahlkampf
Der Zeitpunkt kam nicht von ungefähr. Es ist Wahlkampfzeit. Und die Kunst und Kulturschaffenden waren sicherlich auch neugierig darauf, Verena Schmidt-Völlmecke, die SPD-Landtagskandidatin, die Miesbach und Umgebung im Landtag vertreten möchte, persönlich kennenzulernen und dabei gleich die wichtigsten Anliegen der Kulturschaffenden im Landkreis loszuwerden. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Warum auch nicht.
Isabell Zacharias und Ingrid Huber, Chefin des KULTUR im Oberbräu Holzkirchen. Foto: IW
„Kunst und Kultur sind vom Staat zu fördern“
…bemerkte sogleich Ingrid Huber, die engagierte Chefin und Hausherrin des KULTUR im Oberbräu, als sie neben Isabell Zacharias auf der roten Couch Platz nahm. Der Satz sei fest im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert. Aus ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Kulturbetrieb weiss sie, dass es sehr wohl Förderungen gibt. Der überaus komplizierte und aufwändige Prozess der Antragstellung allerdings sei die andere Seite der Medaille. Und das Ergebnis der Antragsstellung auch noch einmal ein anderes Thema. Kurzum: Es gibt wohl genügend Töpfe, aber diese auszuschöpfen oder manchmal nur anzuzapfen, ist nicht einfach. Davon kann Ingrid Huber, die glücklich ist, dass sie ein Kulturhaus in einem Ort leitet, an dem Kultur sehr hoch angesehen ist, ein Lied singen. Und nicht nur sie. Der landkreisweit agierende Verein KulturVision arbeitet seit 2004 komplett ohne öffentliche Zuschüsse.
Politik scheint sich nicht so sehr für Kultur zu interessieren
…ist der Eindruck, den Monika Ziegler, Gründerin von KulturVision und Podiumsgast, gewonnen hat. Nicht nur aus ihrer jahrelangen Arbeit, auch aus den Zahlen, die sie für den Abend in Holzkirchen recherchiert hat. Nur 1,6 % des Gesamthaushalts gehen an die Kultur. Interessant dabei sei auch die unterschiedliche Gewichtung in der Kulturförderung der einzelnen Bundesländer. Das Pegida-gescholtene Sachsen beispielsweise gäbe für Kultur doppelt so viel Geld wie Bayern aus.
Kunst und Kultur ist immer überparteilich
Monika Ziegler erklärt die Rolle der Kultur für die Gesellschaft mit den Worten Einsteins „Man kann ein Problem nie mit der gleichen Weise lösen, in der es verursacht wurde.“ Das bedeutet, Kunst und Kultur öffnen neue Wahrnehmungskanäle. Das ist ein wichtiger gesellschaftspolitischer Aspekt. Welche hochkarätige, bemerkenswerte und vielfältige Kunst und Kultur es im Landkreis gibt, hebt KulturVision bereits seit 2004 hervor.
Lyriker Volker Camehn aus Otterfing. Foto: IW
Natürlich wurde nicht nur über Kunst und Kultur diskutiert. Der Journalist und Lyriker Volker Camehn aus Otterfing las aus seinen eigenwilligen Gedichten. Sie bieten offene Spielräume, in denen der Leser oder Hörer seine eigenen Interpretationen finden kann und handeln vom Zwischenmenschlichen, der Liebe, Politik und dem Los des armen Literaten. So sei die Lyrik, also seine Lieblingsdisziplin, beispielsweise die Paralympics der Literatur. Seine einfallsreichen und verblüffenden Wortspielereien lockerten den Abend auf.
Kultur verbindet
Kultur regt an, Kultur verbindet, macht neugierig und ist dadurch ein wichtiger Rohstoff für unser Zusammenleben. Sie ist identitätsstiftend, kultur- und sprachübergreifend und überwindet Barrieren. Trotzdem sei die Lage der Kunst- und Kulturschaffenden prekär, fasste Isabell Zacharias zusammen.
Was kann die Politik konkret für die Kunst- und Kulturschaffenden tun?
Die die kulturpolitische Sprecherin der BayernSPD-Landtagsfraktion empfiehlt:
- Kulturförderung beantragen beim Kulturfonds Bayern
- Beratung in Anspruch beim Kompetenzzentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft
Was fehlt?
Es müsste beispielsweise mehr Geld für die Kultur bereitgestellt werden. Die Zugänge zu den Fördertöpfen sollten zudem einfacher sein, damit die Gelder tatsächlich ausgeschöpft würden. Und die Förderung der Vernetzung der Kultur müsste besser bezuschusst werden. Sicher hätten noch viel mehr Menschen im Publikum Anregungen und Fragen gehabt, leider gab es dafür nicht genügend Zeit. Dafür wurde später am Buffet noch genetzwerkt.