21.03.2025, 18:30 Uhr, Hotel Bachmair Weissach, Weißach (Rottach-Egern)
Warum die Zuwanderung nach Europa weder humanitär gerecht noch wirtschaftlich effizient ist – und was geschehen müsste, um das zu ändern
Aus demographischen und wirtschaftlichen Gründen brauchen die Länder der Europäischen Union – allen voran Deutschland – Zuwanderung in erheblichem Umfang. Als relativ reicher Kontinent mit einer historischen Verantwortung hat Europa außerdem die humanitäre Pflicht, einen Beitrag zur Linderung der Not von Flüchtlingen und Vertriebenen in der Welt zu leisten. Europa und Deutschland sind zwar Ziel von Zuwanderung in großem Umfang, aber diese findet weitgehend ungesteuert statt und ist von großen Fluktuationen gekennzeichnet, die eine erfolgreiche Integration erschweren. Außerdem ist die Zusammensetzung dieser Zuwanderung weder gerecht noch auf die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt abgestimmt.
Europa gelingt es bisher nicht hinreichend, Fachkräfte aus Drittstaaten anzuziehen. Viele Zuwanderer, die kommen, sind Asylsuchende, die nicht die Qualifikationen mitbringen, um sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Humanitär gerecht ist diese Zuwanderung ebenso wenig, da die am meisten schutzbedürftigen Flüchtlinge Europa gar nicht erreichen. Diese Probleme führen zu einem Teufelskreis, in dem ungesteuerte Migration und die damit einhergehenden Integrationsprobleme rechtspopulistischen Parteien Auftrieb bescheren, was die Attraktivität Europas für qualifizierte Zuwanderer noch weiter reduziert.
Wie kann Europa, wie kann Deutschland tatsächlich – und nicht nur rhetorisch – zu einem Einwanderungsland werden, in dem Zuwanderung dosiert und gesteuert stattfindet, zum Wohle von Zuwanderern wie der aufnehmenden Gesellschaft, und getragen von einem breiten politischen Konsens? Das ist die Gretchenfrage der Zuwanderungspolitik, die darüber entscheiden wird, ob Zuwanderung in Deutschland und Europa weiterhin ein gesellschaftlicher Spaltpilz bleibt, oder tatsächlich helfen wird, die Zukunft unseres Kontinentes zu sichern.
Professor Dr. Ruud Koopmans ist Forschungsdirektor am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Zuwanderung und Integration, Religiöser Fundamentalismus und Extremismus und das Spannungsverhältnis zwischen Mehrheits- und Minderheitenrechten. Seine jüngsten Bücher beschäftigen sich mit der Krise der islamischen Welt (Das verfallene Haus des Islam, München 2020; übersetzt ins Niederländische, Dänische und Norwegische), mit Mehrheits- und Minderheitenrechten (Majorities, Minorities, and the Future of Nationhood, zusammen mit Liav Orgad, Cambridge 2022) und mit der europäischen Flüchtlingspolitik (Die Asyl-Lotterie, München 2023, übersetzt ins Niederländische und Dänische).
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