Helle Farben, Sommer, Seeblick
Alexander Walters sommerlich inspirierter Blick auf den Chiemsee (Ausschnitt). Repro: IW
Ausstellung in Gstad am Chiemsee
Am Chiemsee läuft derzeit eine Ausstellung des Tegernseer Malers Jürgen Welker gemeinsam mit Magdalena Nothaft aus Rosenheim und Alexander Walter aus Feldkirchen-Westerham. Es ist eine vom Chiemsee inspirierte Ausstellung mit Seeblick, deren Besuch sich lohnt.
Steigt man in dem Haus am See in den zweiten Stock, passiert man bereits die klein- und großformatigen Bilder von Jürgen Welker. Sie hängen an den Wänden des Treppenhauses und füllen sie fast zur Gänze aus, ohne schwer oder dominant zu wirken. Im Gegenteil, die Bilder scheinen mit ihren luftig-hellen, leichten Lasuren an den Wänden zu schweben.
Alexander Walter, Jürgen Welker, Magdalena Nothaft (v.l.) in einer Gemeinschaftsausstellung am Chiemsee. Foto: IW
Betritt man den großen Raum unter dem hellen Holzsparrendachgiebel, fühlt man sich sogleich wie auf einem Schiff. Vorn, am Bug, breitet sich der See aus. Volle Kraft voraus: Fraueninsel. Eine leichte Brise weht durch den großzügigen Ausstellungsraum. Ganz vorn, draußen auf dem Balkon, steht ein Bild von Magdalena Nothaft.
Luftig und transluzent
Sie malt ihre vom sommerlichen See inspirierten Bilder auf Baumwollstoffen alter Betttücher. Deren Transparenz im Gegenlicht kommt ihr jetzt zugute, das Bild wirkt von beiden Seiten. Es begrüßt die Menschen, die von der Fähre steigen ebenso wie die Besucher der Ausstellung, deren Blick unweigerlich vom See angezogen wird.
Magdalena Nothafts luftige Bilder, inspiriert von der Kraft des Sees. Foto: IW
Rechts im Raum geht es mit Magdalena Nothafts Bildern weiter. Sie hängen an weißen Stellwänden und zeugen von sommerlicher Leichtigkeit. Helle Farben, Türkis schwebt im Raum, flankiert von Weiß, Pink und Grüntönen. Einige davon hat sie im Atelier von Jürgen Welker gemalt, andere sind an der Akademie der Bildenden Künste Kolbermoor in der Meisterklasse von Markus Lüpertz entstanden. Landschaften sind es zumeist, die sich auflösen, Wasser, ein Segelboot hineinskizziert, die Umrisse eine Figur. Die abstrakten Bilder lassen dem Betrachter einen weiten Spielraum zur Interpretation.
Kühne Perspektiven und abstrakte Landschaften
Ihren Arbeiten gegenüber hängen die Bilder des Grafikdesigners Alexander Walter, ebenfalls ein Schüler von Lüpertz in Kolbermoor. Der Blick des Betrachters wird unweigerlich angezogen von einem großformatigen Wasserbild, das so lebendig frisch sprudelt, dass man hineinspringen möchte. In turbulenten, fröhlichen Wellen tummelt sich ein Segelboot. Bei anderen seiner Bilder lösen sich die Gegenstände deutlicher auf. Auffällig sind die streng geometrischen, kühnen Perspektiven, die den abstrakten Raum zusammenhalten. Eine Sommerlandschaft mit Feldern scheint aus der Perspektive eines Segelfliegers eingefangen. Die Landschaft löst sich in groben Pinselstrichen auf. Abstrakte Motive verschwinden unter Schichtungen von milchigem Wachs und lassen den Betrachtern ein Erahnen der Farbspektren.
Die vielschichtigen, abstrakten Landschaften von Jürgen Welker. Foto: IW
Ein Hauch von Terpentin duftet angenehm, das Holz der Dachspannen und der sommerliche See. Der Raum lädt zum genauen Betrachten der Bilder ein, zum Verweilen. Dann noch ein Blick auf die unweit schimmernde Fraueninsel und zurück zu Jürgen Welker im Treppenhaus.
Jürgen Welkers Seelenlandschaften
Die Landschaften des Tegernseer Malers, der an der Kunstakademie Karlsruhe studierte, lassen sich hinter seinen Bildern nunmehr nur noch schwach erahnen. Anfänglich sind sie da, im Kopf, auf der Leinwand, dann verschwinden sie Schicht um Schicht. Zurück bleibt das Staunen der Betrachter, dass nach so vielen Schichten feiner Lasuren immer noch so unglaublich leichte Bilder da hängen, deren Farbwirkung magisch anzieht. Ganz unten im Eingangsbereich liegen vier kleinformatige Materialkollagenbilder in Vitrinen. Auch sie sind leicht, trotz der Schwere der aufgeworfenen Papierstrukturen. Ein letzter Blick zurück nach oben – dort strahlen die farbigen Seelenlandschaften.
Und vor und nach der Ausstellung – ab in den Chiemsee!