Eine Ode an die Schönheit
Die drei Malerinnen des Haushamer Kunstkreises: Gabriele Cremer, Brigitta Fröhler und Karoline Haberzettl (v.l.). Foto: IW.
Ausstellung in Hausham
In Hausham stellen derzeit drei Künstlerinnen des Kunstkreises ihre Werke aus: Gabriele Cremer, Brigitta Fröhler und Karoline Haberzettl. Einiges eint und einiges unterscheidet die künstlerischen Arbeiten. Eine feine Harmonie liegt indes über allen Bildern, die sich gegenseitig ergänzen.
Schönheit sei die Ausnahme von Üblichen und man entdecke sie überall in der Natur, beispielsweise wenn über einer Ruine der Mond aufgeht, sagt Gabriele Cremer in ihrer kleinen Eröffnungsansprache zur gemeinsamen Ausstellung. Schöne Dinge, die der Mensch herstellt, seien indes immer mit Hingabe gestaltet. Und auch das Material spiele eine große Rolle.
Schöne Dinge in der Malerei
Was die Künstlerinnen des Haushamer Kunstkreises vereint: Sie alle lieben schöne Dinge. Und noch etwas haben alle drei Frauen gemeinsam. Sie probieren mit großer Lust am Malen viele unterschiedliche Materialien und Techniken aus. Und das schlägt sich auch in ihrer gemeinsamen Ausstellung nieder.
Gabriele Cremer: „Winterfalter“, Mischtechnik. Foto: IW
Betritt man die Räume des Haushamer Kunst- und Kulturhauses, fallen gleich rechts neben dem Eingang die mittelformatigen Acrylbilder von Gabriele Cremer auf. Es sind Aktstudien, mal zart, mal starkfarbig, die sogleich ins Auge fallen. Einen fröhlichen Kontrast bilden dazu die drei kleinen Bilder „Just for fun“. Mit knalligen Farben hat Gabriele Cremer sich Motive aus der Modewelt vorgeknüpft, überhöht und persifliert, beispielsweise den zebragestreiften High Heel mit pinkem Tütü.
Nicht-Vollkommene Schönheit
Ganz anders wieder wirken die Holzdrucke auf Monotypien, sie strahlen eine große Ruhe, Ernsthaftigkeit und zugleich Leichtigkeit aus. Sie wollen genauer betrachtet werden, weil sich vieles in ihnen verbirgt, bis hin zu collagierten Elementen. Auch die Strukturbilder, in denen Gabriele Cremer mit unterschiedlichsten Materialien experimentiert hat, ziehen die Betrachter an. Unter ihnen fällt das streng geometrische „Wabisabi“ auf, dass nach japanischer Tradition und Zen-Lehre im Nicht-Vollkommenen vollkommen scheint und dessen Schönheit sich im Morbiden versteckt.
Blick in die Ausstellung und auf Karoline Haberzettls „Tulpen in Franschhoek“. Foto: IW
Typografische Elemente zu entdecken
Weiter geht die Runde, die wir gegen den Uhrzeigersinn gestartet haben, mit den Werken Karoline Haberzettls. Drei Bilder in Blautönen, vom gegenständlichen bis zum abstrakten, fordern die Aufmerksamkeit der Betrachter. Sie habe auch einmal in starken Farben arbeiten wollen, sagt die Miesbacherin, die sich eigentlich lieber in den Naturtönen malerisch auslebt. Bevor die Besucher der Ausstellung jedoch in den nächsten Raum gelangen, in dem ihre Strukturbilder in sanften und natürlichen Farben zu schweben scheinen, fällt der Blick auf gewaltige rote Tulpen. Sie arbeiten sich geradezu plastisch aus dem Bildhintergrund hervor. Wer Zeit mitbringt, sollte bei den beiden kleineren Collagen etwas genauer hinsehen. Es verbergen sich interessante typografische Elemente in den zarten, feinen Bildern. Eine Liebe zu Buchstaben und Schrift findet sich auch in den spannend komponierten Bildern „Rost I-III“ wieder.
Brigitta Fröhler „Die 4 Mädels“, Aquarell. Foto: IW.
Ist der Vorteil von Acrylmalerei, dass man damit wieder Schicht um Schicht übermalen und sich ausprobieren kann, verlangt die Aquarellmalerei im Gegensatz dazu eine geradezu akkurate Präzision. Brigitta Fröhler hat sich ihr verschrieben. Da lässt sich nichts korrigieren, die Pinselstriche müssten vorher wohlüberlegt sein und das ist gewissermaßen auch ein Anreiz, sich dieser Technik zu widmen. Brigitta Fröhlers Aquarelle strahlen eine Frische und Leichtigkeit aus. Im fast monochromen Bild „Die 4 Mädels“ ist es ihr beispielsweise wunderbar gelungen, Andeutungen und Feinheiten herauszuarbeiten, welche die Protagonistinnen elegant dahineilen lassen.
Ruhe in Acryl, lebhafte Aquarelle
Publikumsliebling unter ihren Bildern ist indes die Gegenüberstellung eines Motives in zweierlei Techniken. Eine Dame in Rot spaziert vergnügt mit ihrem Regenschirm über das Bild, hier aufgelöst in den wässrigen Aquarellfarben, dort in Übermalungen und verwischenden Pinselstrichen in Acryl. Die zahlreichen aquarellierte Stillleben zeigen eine breite motivische Vielfalt. Eine große Ruhe und Gelassenheit strahlen zudem ihre Landschaftsbilder in Acryl aus.
Die unterschiedlichen Sprachen der Schönheit
Es ist die zweite gemeinsame Ausstellung der drei Frauen, die letzte fand vor zwei Jahren statt. In der Zwischenzeit haben sie mit Neugier und Freude neue Techniken und Materialien ausprobiert und sich weiterentwickelt. Das Verbindende liegt daher in der Sprache der Schönheit, der sie sich verschrieben haben, von der Schönheit duftender Blumen über die Erhabenheit des Unvollkommenen bis zur Faszination des Zusammenspiels ungewöhnlicher Materialien wie Bitumen, Rost und Steinmehl.
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