Kunst statt Leerstand

Kunst statt Leerstand

KunstStatt vor der Pop-Up-Galerie in Miesbach. Foto: MZ

Ausstellung in Miesbach

Bis zum 6. Juli bereichert in der Miesbacher Rathausstraße eine Pop-Up-Galerie das Leben in der Kreisstadt. Sechs Mitglieder der Gruppe KunstStatt haben sich den leeren Geschäftsräumen angenommen und präsentieren Malerei und Fotografie.

Wieder einmal haben die Künstlerinnen und Künstler der Initiative, die vormals insbesondere die leerstehende Pizzeria in Schaftlach mit Leben erfüllte, eine Sache in die Hand genommen und mit vereinten Kräften „Kunst statt Leerstand“ inszeniert. Zur Vernissage am Sonntagnachmittag herrschte lebhaftes Treiben in der ehemaligen Haar-Galerie, die seit einiger Zeit verwaist war.

Jeder der sechs Teilnehmenden hat ein eigenes Schaufenster für große Werke als Eyecatcher für die Vorübergehenden, im Laden selbst haben die Kunstschaffenden ihre Werke gemischt, aber farblich aufeinander abgestimmt gehängt. Dieses Mal sind es nur sechs, denn Agnes Wieser aus Weyarn ist auf der Alm.

Kunst statt Leerstand
Lizzie Hladik. Foto: MZ

Lizzie Hladik hat im Schaufenster eins ihrer großformatigen Bilder aus der Serie „Wasser & Licht“ ausgestellt, es heiß „Feuer und Glut“ und zeigt eine lodernde Glut in kraftvollen Rot-orange Farben mit schwarzen Elementen des Zerfalls. Kontrastreich daneben ihre neuen feinen Papier-Draht-Arbeiten, die im Luftzug schweben.

An der linken Seite im Inneren stimmt die Auswahl der Arbeiten perfekt. Zu den Bildern von Lizzie Hladik „Geistesblitz“ und „Leichte Gedanken“ (rechts von ihr) passt farbig die Fotoarbeit von Thomas Jarzina (links oben) ideal, während die Fotos von Simone Möller einen ruhigen Kontrast dazu liefern. Auch geradeaus an der Wand stimmen die Farben, jetzt nicht in Pastelltönen, sondern in erdigen.

Kunst statt Leerstand
Sandro Thomas, alias Antik. Foto: MZ

Rechts daneben findet sich ein auffallendes Bild, das Sandro Thomas alias Antik „Chicken“ nennt. Hier habe er die Farben des Frühlings eingefangen, aber auch den Schneeeinbruch, erzählt er. Und es sei ein Wimmel- oder auch Suchbild, man möge nach dem Huhn mit dem roten Schnabel suchen.

Der Holzkirchner Künstler, der sich auch als Streetworker und Sprayer einen Namen gemacht hat, ist immer wieder auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Neben seinen farbigen Bildern, in denn er verschiedene Techniken vereint, widmet er sich dem Sprichwort: „was Neues, was Altes, was Gebrauchtes“ und hat auf neuen MDF-Platten altes Holz und gebrauchte Keile von Bilderrahmen zusammengestellt, wobei er aus dem Holz Formen gelasert und angemalt hat. Auch in der Arbeit „Flower“ hat er Gebrauchtes, eigentlich Abfall, wie er sagt, aus Schablonenarbeit weiterverarbeitet.

Kunst statt Leerstand
Thomas Jarzina am Schaufenster. Foto: MZ

Neues ist auch bei Thomas Jarzina zu sehen. Der Holzkirchner Fotograf und Designer ist bekannt für seine Fotokunst, die er in zahlreichen Schichten übereinander komponiert und verfremdet, wobei mehr Malerei denn Fotografie entsteht. Einige dieser Arbeiten aus der Reihe „was entsteht“ präsentiert er auch in Miesbach.

Jetzt aber habe eine neue Phase begonnen, erzählt er, eine Phase der Malerei. Im Fenster präsentiert er das großformatige Bild der „Mermaid“ neben einem unbearbeiteten Foto, das er morgens im Kirchsee machte. „Netzwerke“ enthält viele Spinnennetze übereinander. Das Motiv Wasser taucht bei Thomas Jarzina bevorzugt auf, so auch in den Forellenbildern, in denen er Fotografie und Malerei zusammenkomponiert.

In der Malerei, so sagt der Künstler, spiegele sich sein Gemütszustand, das Bild der Meerjungfrau sei ein sehr persönliches, impulsiv gemaltes Bild, das einfach so ohne sein Wollen entstanden sei.


Michael Bachmann, Bachä. Foto: MZ

Michael Bachmann, Bachä, präsentiert im Fenster zwei sehr unterschiedliche Fotoarbeiten, die sein Schaffen repräsentieren. „Dune“ ist ein abstraktes Bild und „Rest vom Fest“ ein sehr realistisches, leere Gläser, eins mit einem Noagerl und eine Flasche stehen verloren auf einem Tisch.

Ein neues Bild erweckt Aufmerksamkeit. „Losgelöst“ hat er Wassertropfen in einem Becken so aufgefangen, dass sie zu schweben scheinen. Zudem gibt es einige Fotoarbeiten, die Bewegungsunschärfe nutzen, um die Motive zu verfremden: Mohn etwa in „Roter Sturm“.


Eli Miklavcic. Foto: MZ

Eli Miklavcic hat ebenfalls bekannte Werke aus ihrer Mondserie mit ganz neuen Arbeiten ergänz. Im Fenster findet sich ein neues Bild „Moon eye“, in dem sie Mondphasen mit Augen kombiniert. Der Kreis dominiert auch bei den Bildern innen, in denen sie das Mondmotiv mit einem verwundeten Herzen verbindet. Die Holzkirchner Künstlerin will damit Menschen ehren, die den Mut haben, ihre Geschichten zu erzählen.

Neu sind ihre Tierbilder, Raben, ein Fuchs, eine kleine Maus, eine Biene, zwei Kois, realistisch dargestellt. In jedem Bild findet sich symbolisch ein Goldkreis, für jedes Tier ein anderes Symbol. Es solle verdeutlichen, dass alles mit allem verbunden sei, sagt die Künstlerin.


Simone Möller. Foto: MZ

Gondeln sind das beherrschende Motiv der Bilder von Simone Möller im Schaufenster. Auch innen dominieren Bilder von Meer und Strand, von Leuchtturm und sprudelndem Wasser. Sie hat aber auch durch Mehrfachbelichtung und Ziehen der Kamera spannende Bilder gefertigt, so die „Wiesn-Blume“, die sich als Karussell entpuppt.

Perlende Tropfen, Frühlingsblumen und der Turm der Kathedrale von Chartres, der sich im Nebel verliert, sowie ein Herbstlicht, das wie ein Gemälde wirkt, ergänzen ihre Präsentation.

Die Pop-Up-Galerie „Kunst statt Leerstand“ von KunstStatt ist bis zum 6. Juli donnerstags von 10 bis 17 Uhr, freitags von 14 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 20 Uhr in der Rathausstraße 5 in Miesbach geöffnet.

Zum Weiterlesen: Neidloses Miteinander: Die Künstlergruppe KunstStatt

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