Kunst und Umwelt

Kunst und Umwelt: Wiedehopf über dem See

Jungfernfahrt über den Tegernsee. Foto: Petra Kurbjuhn

Kunst und Umwelt am Tegernsee

Am Freitag stach es erstmals in See, das Segelboot mit dem bemalten Segel, ein Gemeinschaftswerk von Künstlerin Agnes Wieser und Segelweltmeister Wolf Stadler. Die außergewöhnliche Aktion soll Tegernsee-Besucher auf bedrohte einheimische Tier- und Pflanzenarten aufmerksam machen und als Symbol für Umweltschutz dienen.

„Es ist wunderschön geworden“, sagt Wolf Stadler, als er gemeinsam mit Agnes Wieser das Boot per Rollwagen am Yachtclub Bad Wiessee in den See zieht. Dann starten die beiden Initiatoren das erste Mal zu einer Runde über den Tegernsee. Das bunt bemalte Segel leuchtet in der Sonne. Oben fliegt eine Feldlerche, darunter ist der Wiedehopf zu sehen, daneben der blaue Gartenschläfer. Der Lilagold Feuerfalter ganz untern und dazwischen rankt sich Gottes Gnadenkraut in die Höhe.

Segel bemalen

Ausgangspukt für die bemerkenswerte Aktion war die Ausstellung „Hibatzld“ im Herbst vergangenen Jahres in Gut Kaltenbrunn. Wolf Stadler erzählt: „Ich war von dem Bild Ludwig II. von Agnes Wieser hin und weg.“ So habe man sich kennengelernt. Als er dann von der Kulturspende von KulturVision e.V. gelesen habe, sei ihm die Idee gekommen, eines seiner Segel zu bemalen. „Das macht keiner“, sagt er.

Kunst und Umwelt
Noch am Steg vertäut. Foto: Petra Kurbjuhn

Schon lange beschäftigt sich der Segelweltmeister von 1979 mit Umwelt und Natur. Auch Agnes Wieser ist naturverbunden. Beide stammen aus Bauernhäusern und sind mit Tieren und Pflanzen aufgewachsen. Dieses gemeinsame Interesse führte zu der Idee, Aufmerksamkeit für bedrohte Tiere und Pflanzen zu wecken.

Rote Liste vom Bund Naturschutz

Gemeinsam habe man sich die Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten vom Bund Naturschutz angesehen, erzählt Agnes Wieser und diejenigen für ihr Projekt ausgewählt, die sie am meisten ansprachen. „Der Wiedehopf sieht aus wie vom Zirkus“, sagt sie, sie habe nicht gewusst, dass er auch hier am Tegernsee einmal heimisch war.

Agnes Wieser
Agnes Wieser. Foto: Petra Kurbjuhn

Auch der Gartenschläfer habe es ihr angetan. „Er sieht aus wie Zorro mit seinen dunklen Augenringen.“ Sie habe zuhause in Weyarn schon einmal einen im Garten gesehen, aber das sei höchst selten. Deshalb sei er auch auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe der Zeitung vom Bund Naturschutz abgebildet.

Wegen Feldlerche zu spät zur Schule

Die Feldlerche gehört zu den Favoriten von Wolf Stadler. „Ich bin immer zu spät zur Schule gekommen“, erzählt er, denn er habe die Feldlerche beobachten müssen, die in der Luft stand und dann pfeilgerade hinunter auf das Feld schoss. „Heute gibt es nur noch wenige Feldlerchen“, bedauert er.
Wolf Stadler
Wolf Stadler. Foto: Petra Kurbjuhn

Unten hatte Agnes Wieser zunächst einen Marienkäfer geplant, aber das war Wolf Stadler zu kommerziell und zu wenig mit dem Fokus der bedrohten Arten verbunden, sondern eher als Glücksbringer. Man einigte sich dann auf den Schmetterling.

Kunst und Umwelt
Lilagold Feuerfalter. Foto: Petra Kurbjuhn

„Gottes Gnadenkraut habe ich wegen des Namens ausgewählt“, sagt Agnes Wieser. Es verbindet die Tiere und macht die Komposition perfekt.

Die Weyarner Künstlerin reichte ihr gemeinsames Projekt mit Wolf Stadler bei KulturVision e.V. für die Weihnachtskulturspende ein. Insgesamt bewarben sich sechs Initiativen um die Unterstützung und alle sechs konnten mit einer Summe von je 1000 Euro bedacht werden.

Lesetipp: Kulturspende für sechs kreative Ideen

Für das Geld konnte die Künstlerin hochwertige Farben erwerben. „Es war nicht einfach, auf der imprägnierten Segelleinwand Farbe aufzubringen“, erklärt sie. Das Problem sei, dass die Farbe hält und Wind und Wetter aushält. „Es ist nicht gängig, Segel zu bemalen“, lächelt sie und sie habe umfangreich recherchieren müssen, um die geeigneten Materialien zu finden. Es sei ihr Anliegen, dass die Farbe nachhaltig ist und nicht nach einem Jahr ausbleiche. Letztlich habe sie ein Spezialspray gefunden. „Das war eine Herausforderung und eine Wissenschaft für sich.“ Nachdem sie die Umrisse auf dem Handy gezeichnet habe, sei sie an die Umsetzung auf dem vier Meter hohen Segel gegangen.

Echter Hingucker

Zirka 80 Arbeitsstunden investierte die junge Künstlerin in das Projekt, bei dem ganz nebenbei noch ein zweites kleineres Segel für ein weiteres Boot entstand. Nun ist es fertig und durfte erstmals in See stechen. „Ich bin aufgeregt“, gibt Agnes Wieser zu, „ich bin noch nie gesegelt.“ Aber mit einem Weltmeister an ihrer Seite stieg sie dann doch beruhigt in das Boot. Ruhig glitt es über den See, ein echter Hingucker und ein Symbol für die bedrohte Natur.


Agnes Wieser am KULTUR im Oberbräu Holzkirchen. Foto: Alexander Harlander

Wer noch mehr Bilder von Agnes Wieser sehen will, kann sie derzeit in den Fenster des KULTUR im Oberbräu Holzkirchen bestaunen.

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