Kunst zum Anfassen bei ARTcycling in Holzkirchen
Installation „Unbezahlbar“ von Johannes Volkmann – Papiertheater (Teilnehmerbeitrag) Foto: Karin Sommer
ARTcycling Festival in Holzkirchen
Was sind unbezahbare Werte? Inwieweit sind Werte eine persönliche Wahl, oder beeinflusst durch unsere Kultur? In zwei hochgelobten Installationen des „ARTcycling“ Festivals forschten zahlreiche Besucher nach ihren eigenen Antworten auf die Frage nach Werten, die man nicht kaufen kann.
Ein langer Tisch steht vor dem Eingang des Oberbräus. Weiße Tischdecke, säuberlich weiß eingewickelte Teller und Besteck. Rote Stifte werden verwendet, um festzuhalten, was uns unbezahlbar erscheint.
Universelle und persönliche Werte
Die gefeierte Installation von Johannes Volkmann lädt uns ein, nach Werten zu suchen, für die es keinen Preis gibt. „Liebe“ und „Familie“ werden immer wieder aufgeschrieben. Mit „Das Leben selbst“ erinnert uns ein Teilnehmer daran, dass nichts selbstverständlich ist.
„Es gibt Werte, die sind universal“ meint Johannes Volkmann, der mit seinem Werk die Welt bereist hat. „Liebe, Familie, Gesundheit“ schreiben die Menschen auf seinen Tischen in aller Welt. Begriffe wie „Pressefreiheit“ oder „Gerechtigkeit“ liest man in Holzkirchen nicht, dafür macht „sich auf jemanden verlassen können“ nachdenklich. Welche Werte sind in einer Gesellschaft, die anscheinend alles hat, vom Aussterben bedroht?
Die Kunst des Verweilens
Der lange, weiße Tisch lädt zum Verweilen ein, zum Teilen unserer Gedanken, unseres Erlebens, unserer Wirklichkeit. „Meine Kinder“ lese ich und denke, das könnte ich auch geschrieben haben. „Esst kein Fleisch“ lässt mich über dieses so verbreitete Phänomen nachdenken, dass Menschen oft viel schneller sagen, wie Andere leben sollten, als über sich selbst zu reflektieren.
Egal ob beim Lesen der beschrifteten Teller, beim eigenen Schreiben oder im spontan entstandenen Gespräch mit Teilnehmern – alle sind fasziniert vom Thema „Werte“ und dürfen im ersten Stock des Oberbräus noch tiefer in das Thema eintauchen. Dort haben nämlich die drei Bildhauerinnen Jasmin Jurkeit, Sibylle Kobus und Simone Simon eine begehbare Skulptur erschaffen, ihr „Kaufhaus der Werte.“
ARTcycling Festival „Kaufhaus der Werte“: Jasmin Jurkeit, Sibylle Kobus, Simone Simon. Foto: KDW
Man sieht Menschen mit Einkaufskörben, in denen sich beschriftete Objekte befinden, eifrig die Regale plündern. Auch hier befinden sich die Werte „Gesundheit, Liebe, Familie und Lebensfreude“ unter den Rennern.
Was ist wirklich wichtig im Leben?
Jeder Teilnehmer geht auf seine persönliche Reise, im eigenen Tempo, nach selbst erwählten Spielregeln. Doch wie in allen Läden gibt es manchmal Stauzeiten und die interessantesten Gespräche ergeben sich in der Warteschlange.
„Ich bin mir nicht sicher, ob mir Lebendigkeit oder Hoffnung wichtiger ist“, gesteht jemand seinem Freund. „Ich dachte zuerst, ich brauche alles, aber jetzt weiß ich, was mir besonders fehlt“, erzählt eine Frau begeistert über ihre Erfahrung im ungewöhnlichen Kaufhaus.
Am Ende ihres individuellen Einkaufserlebnisses verlassen die meisten Menschen das Kaufhaus mit einem Lächeln um die Lippen. Sie sehen so aus, als hätten sie tatsächlich etwas bekommen, das sie brauchen können. Ein unbezahlbares Erlebnis.