Bayrischzell – momentan die „Kulturhauptstadt des Landkreises“
Blick in die Kunstausstellung durch Konrad Broxtermanns „Möbiusband“. Foto: Ines Wagner
Kunstausstellung in Bayrischzell
Die Welt blickt auf Kassel, Athen und Venedig. Wir blicken auf Bayrischzell. Jedes Jahr strömen zahlreiche Künstler und Besucher zur Kunstausstellung. Dieses Jahr findet sie zum 64. Mal statt. 62 Künstler aus den Bereichen der Malerei, Fotografie, Bildhauerei und Objektkunst zeigen ihre Werke.
Inzwischen ist die Kunstausstellung so renommiert, dass nicht nur Künstler aus dem Landkreis und aus München, sondern auch aus Dortmund, Lörrach und Übersee anreisen. Ausstellungsleiter Klaus Gogolin hat gemeinsam mit seiner Frau Tutti Gogolin und der Jury auch dieses Jahr auf eine vielschichtige Zusammenstellung der Werke großen Wert gelegt. „Für die Dauer der Ausstellung wird Bayrischzell zur Kulturhauptstadt des Landkreises“, stellte der Schirmherr der Ausstellung, Landrat Wolfgang Rzehak, zufrieden bei der bestens besuchten Vernissage fest.
Sabine Wolter, Bonn: „Pfütze“, Fotografie. Foto: Ines Wagner
Beim Betreten des Schulgebäudes, in dem in diesem Jahr die Ausstellung nach dem Umzug wieder stattfindet, zieht eine Fotografie von Sabine Wolter aus Bonn die Blicke auf sich: Eine Pfütze, regenvoll. Passt zum Wetter, das aber ansonsten den Besuchern nicht weiter die Laune verdirbt. Wendet man sich im Inneren des Gebäudes nach rechts, weisen Werke des Bildhauers Konrad Broxtermann den Weg, in weichen Kalkstein und festes Eichenholz gearbeitet. Sie korrespondieren mit den stillen, grafischen Fotografien von Wolfgang Krämer aus Bayrischzell.
Unterwegs auf richtigen Wellenlängen
Der Porträtkopf „Hören“ von Helga Zellner lauscht dem Gemurmel der Besucher, während sich Priska Büttels „Wellenlängen“ sanft auf ihren Stängeln wiegen. Spannungsreich schimmern die vielschichtigen Oberflächen auf den digitalen Fotografien von Horst Mahr. Der Gang im Schulgebäude ist von sanften Wellen, weichen Materialien und warmen Farben getragen.
Kornelia Kesel: „Einzelstücke“, Collagen (Ausschnitt). Foto: Ines Wagner
Einen Raum weiter wird es grafisch. Kornelia Kesel erzählt lebhafte Geschichten mit ihren schwarz-weißen Collagen und Objektbildern aus bemalten Kickerfiguren. Schwarz-weiß sind auch die Werke von Tutti und Klaus Gogolin, Objektkästen mit Federn auf der einen Seite des Raumes und Malerei auf der anderen Seite. Die „Werkstatt“-Collagen von Brigitte Guggenmos aus Stoff, Papierfragmenten und Acrylfarbe hängen lässig und leicht an der Wand – als wären sie lebendig, sie brauchen keinen Rahmen.
Brigitte Guggenmos: „Werkstatt“, Collage. Foto: Ines Wagner
Die Schule für die Ausstellung aus- und umzuräumen ist keine leichte Aufgabe. Im Turnraum müssen die Basketballkörbe entfernt werden, die hölzernen Sprossenwände halten sich dezent im Hintergrund. Hier hat Klaus Gogolin mit seinen Helfern die mittelformatige Malerei konzentriert. Im Flur schließen sich neben Collagen weitere Fotografien an, wie das großformatige „Spider Murphy Gang“ von Erwin Lanzensberger.
Blick durch die Kunstausstellung – und Alois Siepls „Evolution II“. Foto: Ines Wagner
Alois Siepls Wimmel-Objekte „Evolution I+II“ laden in ihren Acrylkästen zum genauen Hinschauen ein. Farbenfroh leuchten auch die großformatigen Acrylmalereien von Petra Schunk aus Übersee sowie Kiki Kleist von Bröckels Sportlerbilder „Eishockey“ und „Fußball“. Unaufgeregt, fein strukturiert und detailliert sind hingegen die hauchdünnen Linienstrukturen in Nele von Mengershausens Pflanzenstudie „Königin der Nacht“.
Ausstellungsleiter Klaus Gogolin vor seinen Acryl-Collagenbildern. Foto: Ines Wagner
Der Spannungsbogen der vielfältigen Arbeiten bei der 64. Kunstausstellung ist beachtlich. Er reicht von Skulpturen aus Stein, Holz, Bronze oder Gebrauchsgegenständen über Acryl-, Aquarell- und Ölmalerei zu Materialbildern und Objekten aus Fundstücken, Grafiken, analoger und digitaler Fotokunst.
Langer Abend der Kunst
Ausstellungsleiter Klaus Gogolin ist zufrieden mit der hohen Besucherzahl zur Vernissage. Der nächste Höhepunkt der Ausstellung ist der „Lange Abend der Kunst“, traditionsgemäß mit ausgewählten Musikern der Jazz-Szene, in diesem Jahr »WISÀWIS«: Harfe trifft Saxophon und Percussion. Und weil es nicht nur eine Ausstellung ist, braucht die Kunst nicht nur angeschaut, sondern darf auch gekauft werden.
Hier gehts zum Beitrag über den „Langen Abend der Kunst“ zur 63. Kunstausstellung Bayrischzell 2016: Das „LIPA Jazz Quartett“ am Langen Abend der Kunst