Kunstausstellung Otterfing – Denkmal oder Taube
Die Künstlerin Ivana de Faveri zeigt in der Otterfinger Kunstausstellung anarchisch-pulsierenden Gemälde-Konstrukte. Foto: VC
Den Kreativen aus der Region ein Forum geben: Die Kunstaustellung der Otterfinger Kunst- und Kulturwoche besticht durch hemmungslose Vielfalt und kommt ohne großes Konzeptgedöns aus. Der Kontrast ist nicht kalkuliert und deshalb umso erfrischender.
Da ist schwer was los, am Sonntagnachmittag, in der Aula der Grundschule Otterfing, in den Herbstferien ja Austragungsort der alljährlichen Otterfinger Kunst- und Kulturwoche. Noch bis zum 2. November gibt’s hier wieder ein buntes Programm, mindestens ebenso vielfältig wie jene Werke der 21 Künstler aus der Region, die quasi den optischen Rahmen fürs traditionelle Spektakel bieten. Viele sind schon seit Jahren dabei, manche stellen ausschließlich hier aus, wie etwa Adele Werner. Sie ist seit der ersten Ausstellung präsent. Ein dankbarer Rahmen.
Jedes Jahr kommen mehr Kunstfreunde
Jetzt also erstmal Vernissage. Es gibt Kuchen, Kaffee und Kräutertee. Kein launiges Sektglasangestoße, dafür großes Interesse an dem, was hier im Veranstaltungsrund aufgehängt und -gestellt ist. Pianistin Olga Krupko setzt am Flügel dazu ein paar musikalische Tupfer.
Großes Publikums-Interesse: Künstlerin Maria Ziegler (l.) und Metallbildhauer Kian Lorenz (r.) schauen auch, was die Kollegen so ausstellen. Foto: VC
Rund 100 Gäste und Kunstinteressierte sind nach Otterfing gekommen, das Ausstellungskonzept scheint für die Kulturwoche immer wichtiger zu werden. „Es werden jedes Jahr mehr Besucher“, freut sich denn auch Gabi Hofweber, selber Ausstellende, aber jetzt vor allem für Gestaltung und Organisation zuständig.
Mottofrei und Spaß dabei in Otterfing
Der rote Faden, der hier alles zusammenhält, das ist Kreativität. Mottofrei und Spaß dabei, das macht den Charme dieser Ausstellung aus. Der Kontrast macht’s: Da stehen die anarchisch-pulsierenden Gemälde-Konstrukte einer Ivana de Faveri neben den vergleichsweise zurückhaltenden Aquarellen von Herbert Späth.
Arne Hanselmann präsentiert seine großformatigen, bunten Katzenpfoten. Foto: VC
Und es gibt auch die Möglichkeit für Neues: Erstmals mit Porträtmalerei tritt Nicole Schächtele in Erscheinung, die zuvor bereits mit verschiedenen Formaten und Materialien experimentiert hat. Texte und Worte ansprechend auf die Leinwand bringen – dafür steht hingegen Kalligraphie-Künstlerin Ingrid Eder. Sie macht das seit 13 Jahren, in dieser Ausstellung ist sie aber lediglich mit einem Erich-Fried-Poem („Es ist was es ist“) vertreten. „Nächstes Jahr sollen es mehr Bilder werden“, sagt sie.
Der Fantasie freien Raum lassen
Überhaupt wird hier viel gesagt. Rundum präsentieren hier in Otterfing alle Künstler ihre Werke, was ergänzend zum tieferen Verständnis beitragen kann. Immerhin, so hat man mal ein Gesicht zum Ausstellungsstück. Da beschreibt Ingrid Schenzinger („Ich bin die Seniorin der Ausstellung“) die „Plastizität und Tiefe der verschiedenen Schwarztöne“ ihre Bleistiftzeichnungen. Gabi Hofweber will mit ihren abstrakten Bildern „der Fantasie freien Raum lassen“, was ja immer irgendwie gut ist, derweil Arne Hanselmann großformatige, bunte Katzenpfoten präsentiert. „Aber bunt ist nicht immer fröhlich“, raunt er.
Setzt auf Kalligraphie und Erich Fried: Ingrid Eder. Foto: VC
Eva Mathilde Fuchs setzt in ihren Fotos auf „Natur und Strukturen“, sie wirken streng komponiert, analytisch. Humor beweißt indes Maria Ziegler aus Bruckmühl. Sie verbindet „natürliche Materialien mit traditioneller Handwerkskunst zur Moderne“. In ihrer Kurzbeschreibung heißt es: „Als Künstler muss man sich damit abfinden, dass man manchmal das Denkmal und manchmal die Taube ist.“ Hätte auch als Ausstellungsmotto gut funktioniert.
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