„Ich rede nicht über Kunst, ich rede über Kunstdünger“
Aus 2020 wird durch Corona 2022 – zwei Jahre später als geplant feiert der Valleyer Kultur- und Kulturverein Kunstdünger e.V. mit einer mehrtägigen Schaustellung jetzt sein 22-jähriges Bestehen. Foto: Manfred Lehner
Schaustellung des Kultur- und Kulturvereins Kunstdünger e.V.
#kunst – #kunstduenger e.V. – #kulturvalley – #valleyerschlossbräu: Alle vier #Hashtags gehören zusammen – in der realen Kunst- und Kulturwelt der Gemeinde Valley. Vor 22 Jahren haben ein paar inspirierte, ambitionierte und motivierte Künstler*innen den Verein Kunstdünger e.V. gegründet. Mit einer großen Schaustellung feiert der Verein sein Bestehen.
Christiane Ahlhelm ist Gründungmitglied von Kunstdünger e.V. Sie eröffnet die Vernissage, erinnert an die Anfänge und stellt die anwesenden aktiven Mitglieder der Öffentlichkeit vor. Foto: Manfred Lehner
Heute ist der Kunstverein mit seinen 100 Mitgliedern aus dem Kulturleben der Gemeinde und des Landkreises nicht mehr wegzudenken. Zur Eröffnung der Jubiläumsfeier und Schaustellung steht Christiane „Iane“ Ahlhelm (Erste Vorständin) auf der kleinen Bühne im großen Saal.
Die Schauspielerin und Theaterregisseurin hält ein Buch mit schon leicht vergilbten Fotos mit Kunstdünger-Motiven in der Hand. „Ich kann mich noch genau erinnern, bei unserer ersten Veranstaltung waren die Wände der Brauerei noch türkisfarben gefliest, im Innenhof wurde beim Skulpturensommer ausgestellt und in der Ladestraße haben wir für ein Tanzfestival eine ganze Open-Air Bühne aufgebaut.“
Das war der Anfang. Die meisten Kulturveranstaltungen haben in der alten, damals noch nicht renovierten Gräflichen Brauerei in Valley stattgefunden. Heute zeigt der Kunstverein seine Vielseitigkeit weit über die Landkreisgrenzen hinaus, in einer neu renovierten Brauerei und wunderbar organisiert von den Mitgliedern Lizzie Hladik und Thomas Jarzina.
Höhepunkt der Vernissage – Versteigerung von Aquarellen
Absoluter Höhepunkt des Abends: die Versteigerung von Erinnerungs-Aquarellen der Malerin Lotte Koch. Sie war gemeinsam mit ihrem (verstorbenen) Mann Klaus von Anfang an dabei. Nicht nur als Organisatorin, Mutter von TOBEL und Schwiegermutter von Iane Ahlhelm, sondern auch als Künstlerin. Anlässlich der Feierlichkeiten fertigte sie für jedes Jahr stellvertretend ein kleines Aquarellbild und erinnert damit an besondere Momente in der Geschichte des Kunstdünger e.V.
Auktionator Dietmar Kroepel versteigerte anlässlich des Jubiläums humorvoll und geistreich 16 Aquarelle der Malerin Lotte Koch. Der Erlös kommt dem Verein zugute. Foto: Manfred Lehner
Diese Bilder hängen nicht an der Wand. Ihre Bestimmung: Versteigert werden, um mit dem Erlös den Verein zu unterstützen. Der kunstverständige und legendäre „Auktionator“ Dietmar Kroepel (Kunsthistoriker, Archäologe und 2. Vorstand) motiviert die Besucher*innen zum Erwerb von 16 Aquarellen – fünf waren eigentlich angedacht. Die glücklichen Besitzer*innen dürfen ein Stück regionaler Kulturgeschichte mit nachhause nehmen.
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Bestechende Vielseitigkeit der Mitglieder*innen
Die Kunstaustellung ist ein Sinnenfeuerwerk an Malerei, Skulpturen, Fotografie. 49 Werke von 15 Künstler*innen hängen an den Wänden und stehen als Stein- oder Holzskulpturen in den Winkeln des großen Saals. Vor der Tür lädt das überlebensgroße, blau und gelb bemalte Holzmädchen des ukrainischen Bildhauers Said Ahmadi die Besucher zum Eintritt in den Saal.
„Poet“ (Eschenholz) des ukrainischen Holzbildhauers Said Ahmadi. Kunstdünger e.V. gründete anlässlich des Ukraine-Kriegs ein „Artist in Residence“-Programm und konnte dem Künstler und seiner Familie somit eine Zuflucht im Landkreis ermöglichen. Foto: Manfred Lehner
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„Gloria/Dream of Flying“ (Eschenholz) – die hölzernen Friedenstauben zu ihren Füssen und auf ihrem rechten Arm mahnen an friedliche Zeiten. Zwischen den Ausstellungsstücken finden sich auch als Vorboten des anstehenden Holzkirchner Festivals für Menschenrechte: „Europas Herz“ aus Stacheldraht (Manfred Lehner) oder „(L)Einwand“ – ein leeres, weißes Stück Leinwand, symbolisch für ein weißes Stück Stoff als Friedenszeichen (Thomas Jarzina).
„End and Exit“ von Gustaf Kobus ziert am Boden liegend den Schaustellungssaal des Valleyer Schloss Bräu. Foto: Manfred Lehner
Wahrscheinlich ist beim 22. Jubiläum im Jahre 2022 alles ein bisschen aufgeräumter als in den Anfangszeiten: Der Saal hat weiße Wände, die Gründungsmitglieder sind ein bisschen älter und der Anspruch vielleicht ein anderer geworden. Zur Vernissage gibt es Sekt und Fingerfood-Häppchen, dekorativ dargereicht. Aber heute, am Wochenende der siebten Schaustellung in 22 Jahren wird eines überdeutlich: Inspiration, Ambition und Motivation von Kunstdünger e.V. haben nichts an Kraft verloren.
Die an der Schaustellung teilnehmenden Künstler*innen:
Said Ahmadi, Helga Fiebig, Roman von Götz, Lizzie Hladik, Thomas Jarzina, Gustaf Kobus, Lotte Koch, Manfred Lehner, Heide Pradt, Angela Randl, Fritz Schiel, Reinhold Schmid, Ina Sorel, TOBEL, Regina Tremmel