Antonia Leitner

Kunstförderpreis für Antonia Leitner

Antonia Leitner und ihr Werk „Apate“. Foto: Petra Kurbjuhn

Ehrung für die Kunst im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen

Antonia Leitner wird mit dem Kunstförderpreis des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen geehrt. Die 28-jährige Bildhauerin arbeitet in Waakirchen bei dem renommierten Bildhauer Otto Wesendonck im Atelier und überzeugte mit ihren Werken bei mehreren Ausstellungen im Landkreis Miesbach.

Im Rahmen der Kulturförderung vergibt der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen in zweijährigem Turnus einen Kunstpreis. Er beinhaltet drei unterschiedlich ausgerichtete Preise, neben dem Kunstförderpreis den Kulturehrenbrief und den Kunstpreis. Im Jahr 2020 geht der Kunstpreis an den Filmregisseur Matthias Kiefersauer aus Wolfratshausen, den Kulturehrenbrief erhält Schriftsteller Friedrich Ani aus Kochel. Übergeben werden sollen die Preise aber erst im kommenden Jahr, sobald es die Pandemie-Regeln zulassen.

Kunstförderpreis für talentierte junge Künstlerinnen und Künstler

Der Kunstförderpreis dient der Förderung junger talentierter Künstlerinnen und Künstler, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und deutliche Ansätze zu einer weiteren positiven Entwicklung erkennen lassen. Die Dotierung des Preises wird jeweils bei der Vergabe festgelegt. So ist es aus den Verlautbarungen des Landratsamtes zu entnehmen.

Facettenreiche Mischung
Antonia Leitner und Otto Wesendonck. Foto: Petra Kurbjuhn

Antonia Leitner wurde durch einen Brief des Landrates Josef Niedermaier bereits im Oktober des vergangenen Jahres über die Entscheidung informiert. „Mir bedeutet das sehr viel“, sagt die junge Künstlerin, „es ist die erste Würdigung meiner Arbeit.“ Die feierliche Übergabe musste allerdings wegen der Pandemie verschoben werden und soll nun 2021, eventuell im kleinen Rahmen erfolgen.

Antonia Leitner, in Reichersbeuern zuhause, machte vor zehn Jahren ein Praktikum im Atelier von Otto Wesendonck. Der überregional bekannte Künstler erkannte das Talent der jungen Frau, die nach einer Steinmetzlehre die Fachoberschule für Gestaltung besuchte. In seinem Atelier entstanden all ihre Arbeiten, die sie während des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München fertigte. Auch ihre Diplomarbeit im Jahr 2018.

Antonia Leitner
„Apate – die Täuschung“ in Lenggries 2019. Foto: Petra Kurbjuhn

Mit diesem Werk weckte sie das Interesse der Kunstszene. Es war bei der Tegernseer Kunstausstellung 2018 zu sehen und bei der Kunstwoche der Lenggrieser Künstlervereinigung (KVL) 2019. Mit „Apate – die Täuschung“ schuf die junge Künstlerin ein Werk, in dem sie die Gesetze der Physik nutzte, um eine Begegnung zwischen Betrachter und Werk zu provozieren.

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Vor einem Hohlspiegel aus Edelstahl hat sie ein Objekt aus Bronze platziert, das seine polierte gewölbte Oberfläche dem Betrachter zuwendet, aber – getarnt vom Spiegel – unauffällig bleibt. Hingegen sieht der Betrachter im Spiegel ein Objekt mit facettenreicher Optik. Dessen Form verändert sich, wenn man näher hinzutritt. Will man es aber berühren, dann fasst man ins Leere. Da erscheint also ein virtuelles Kunstwerk, das mit dem Betrachter kommuniziert, ihn einlädt zu spielen.

Antonia Leitner, Schülerin von Otto Wesendonck, und ihre Bronze-Torsi
Antonia Leitner mit Bronzetorsi bei der gmundart 2018. Foto: Ines Wagner

Es war Heidi Gohde von der KVL, die Antonia Leitner als Gastkünstlerin nach Lenggries einlud. „Sie hat mich gefördert und auch über die KVL für den Kunstförderpreis vorgeschlagen“, erzählt Antonia Leitner. Nachdem Heidi Gohde aus dem Vorstand der KVL ausschied, habe man sie gefragt, ob sie mitwirken wolle. „Das ging alles schnell und überraschend, aber ich fühle mich dort sehr gut untergebracht“, meint die junge Künstlerin. Sie ergänzt jetzt den Vorstand um Günter Unbescheid und Veronika Partenhauser.

Antonia Leitner ist aber auch durch andere Arbeiten bekannt geworden. Neben den abstrakten Arbeiten widmet sie sich auch Figürlichem aus der Natur. Bei der gmundart 2018 und 2019 stellte sie Torsi aus Bronze aus, bei der Tegernseer Kunstausstellung 2019 ihre Arbeit „Wandlung“ und bei der Ausstellung „Hibatzld“ im Herbst 2020 auf Gut Kaltenbrunn fand ihre Skulptur „Prisma“ das Interesse eines Besuchers, das in einem Auftrag mündete. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt die Bildhauerin, die betont, dass diese große Ausstellung nur durch das Engagement vieler beteiligter Künstlerinnen und Künstler so erfolgreich war.

Ausstellung in Kaltenbrunn
„Wandlung“ bei Hibatzld Gut Kaltenbrunn 2020. Foto: Petra Kurbjuhn

In der Künstlervereinigung Lenggries ist sie jetzt aktiv an der Organisation einer großen Ausstellung beteiligt. „Ich bin für die Planung einer Präsentation in der ehemaligen Kaserne Lenggries zuständig“, verrät sie. Das sei nicht einfach, denn man habe zwar sehr viel Platz, aber weder Wasser noch Strom. Dies aber müsse für eine Ausstellung organisiert werden, das mache Spaß, sei aber eine große Herausforderung. „Aber das Ruinenartige hat Charme“, ist sie begeistert und freut sich darauf, eine große Arbeit eigens für diese Ausstellung fertigen zu können. Ob diese wieder etwas mit Physik, wie „Apate“ zu tun haben werden, frage ich. „Definitiv mit Effekten“, sagt Antonia Leitner.

Lesetipp: Der Geruch der Freiheit: Die Bildhauer Antonia Leitner und Otto Wesendonck, KulturBegegnungen, Nr. 30, S. 7

Auch diese Arbeit wird im Atelier bei Otto Wesendonck entstehen. Die Ateliergemeinschaft inspiriere sie gegenseitig, sagt die junge Künstlerin. Sie habe viel Handwerkliches bei ihrem Mentor gelernt, aber er habe ihr immer alle Freiheiten für ihren eigenen künstlerischen Weg gelassen.

Für diesen wird der Grenzgängerin zwischen zwei Landkreisen Antonia Leitner jetzt mit dem Kunstförderpreis im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen geehrt.

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